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Europas Häfen sehen sich und ihre Rolle für Transport, Umwelt und Gesellschaft von der Europäischen Union nicht ausreichend gewürdigt und fordern ein Umdenken – ganz konkret bei der Anpassung der TEN-T-Regulierung.

Der Verband der europäischen Seehäfen ESPO hat[ds_preview] einen Forderungskatalog nach Brüssel geschickt. Der Vorstoß erfolgt im Rahmen der im Frühsommer gestarteten Konsultationsphase der Europäischen Kommission zur Überprüfung der TEN-T-Verordnung. Sie befasst sich mit den transeuropäischen Netzen und soll den Ausbau des gemeinsamen Binnenmarktes vorantreiben.

Wie aus einer jetzt veröffentlichten ESPO-Mitteilung hervorgeht, streben die Häfen eine Aufwertung ihrer Rolle an. Man sei nach wie vor starker Befürworter der europäischen Verkehrsinfrastrukturpolitik, die die Seehäfen buchstäblich auf die TEN-V-Karte setze. »Es ist nun an der Zeit, den Rahmen an die neuen Marktgegebenheiten, neuen Herausforderungen und neuen Bedürfnisse anzupassen«, heißt es darin.

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Quelle: Pixabay

Eine umfassendere Betrachtung der Möglichkeiten der Häfen, nicht nur für den Verkehr, sondern auch für die Dekarbonisierung der Gesellschaft und die Digitalisierung der Lieferketten sei eine der Aufgaben dieser Überprüfung. »Häfen sind heute viel mehr als ein Bestandteil des Seeverkehrs, sie spielen eine zentrale Rolle zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern und den verschiedenen Netzwerken«, sagte ESPO-Generalsekretärin Isabelle Ryckbost.

»Entsprechendes Budget«

Außerdem geht es nicht zuletzt ums Geld. So weist die ESPO darauf hin, dass die Fristen für die Realisierung des TEN-T-Netzes nur mit voller Unterstützung der Mitgliedstaaten eingehalten werden können, und wenn das Engagement der Union und ihrer Mitgliedstaaten »mit einem entsprechenden Budget einhergeht«. Eine eigene Studie des Verbands hatte bereits ergeben, dass sich der Investitionsbedarf der Häfen in den nächsten zehn Jahren auf 48 Mrd. € Euro beläuft.

Nach Ansicht der Häfen sollte die Überprüfung vor allem als Gelegenheit genutzt werden, das TEN-V-Netz in Bezug auf neue Marktgegebenheiten (Volumenwachstum), neue gesellschaftliche Herausforderungen (Klima, Luftverschmutzung, Lärm, zunehmende Urbanisierung), neue Bedürfnisse (Digitalisierung, Automatisierung, E-Commerce) und damit die sich ändernde Rolle der europäischen Häfen zu aktualisieren.

EU, ECSA, Reederverband, Dorsman
Source: Pixabay

Man sei mehr als eine »Komponente der Seeverkehrsinfrastruktur«. Die »einzigartige Rolle« mache jeden europäischen Hafen zu einem strategischen Partner, um auf die wichtigsten Herausforderungen der Dekarbonisierung und Digitalisierung zu reagieren.

Der Verband betont die Bedeutung der Meeresautobahnen (MoS) als integraler und wichtiger Bestandteil des TEN-T-Netzes und ist der Ansicht, dass die maritime Dimension ebenso wichtig sein sollte wie die landgestützten Korridore. »Um das volle Potenzial der Seeverbindungen auszuschöpfen, sollte der Shortsea-Verkehr als ebenso wichtiger Verkehrsträger für den innereuropäischen Verkehr neben den anderen Verkehrsträgern stark gefördert werden. In diesem Zusammenhang sollten die MoS-Anforderungen überprüft und die Seeverbindungen zwischen zwei Ländern umfassend anerkannt und als grenzüberschreitend eingestuft werden«, heißt es.