In einer spektakulären Aktion sind neue Schiffsmodelle ins Internationale Maritime Museum in Hamburg (IMHH) eingezogen. Im kommenden Jahr gibt es eine Sonderausstellung zu Hamburg Süd.
Nach der Ankündigung der Kooperation der Reederei Hamburg Süd und dem IMMH für die Erschließung und Präsentation der historischen Sammlung der Hamburg Süd im April 2019 ist es nun soweit – per Kran sind die ersten historischen Schiffsmodelle ins Museum eingezogen.
»Damit geht ein lang gehegter Traum meines Vaters, Peter Tamm sen., in Erfüllung«, sagt Peter Tamm. Die »Cap Arcona« aus dem Jahr 1927 zählt zu den wichtigsten historischen Schiffsmodellen weltweit und wird mit einem Maßstab von 1:37,5 ihren Platz an exponierter Stelle im IMMH erhalten. Genauso wie die »Cap Polonio« von 1914 mit einem Maßstab von 1:50. Der Einzug dieser beiden außergewöhnlichen Exponate in das IMMH ist wegen ihrer Größe von 5,40 m und 4,00 m nur mit aufwendigen Kranarbeiten möglich.
Nach der »Cap Polonio«, die erst 1916 nach Ausbruch des Krieges fertiggestellt werden konnte, stand mit 196 m Länge, 26 m Breite und einem Tiefgang von 8,40 m die »Cap Arcona« der Hamburg Süd im Jahre 1927 an der Spitze der internationalen Südamerika-Fahrt und wurde aus diesem Grunde auch »Königin des Südatlantiks« genannt. Kein anderes Schiff konnte in den Disziplinen Größe, Luxus und Geschwindigkeit konkurrieren.
Die Kranarbeiten dauerten den ganzen Tag an, da außer den beiden beeindruckenden Hamburg Süd-Modellen noch mehrere größere Exponate der Sammlung Peter Tamm zwischen den Ausstellungsdecks umverteilt wurden. Bei dieser logistischen Herausforderung trifft präzise Technik auf hanseatische Baukunst aus dem 19. Jahrhundert. Ein Kran wurde ganztags an der Südfassade des Museums eingesetzt, um die größten Exponate zwischen dem Erdgeschoss und den einzelnen Stockwerken bis hin zum 9. Stockwerk zu bewegen.
Die größten Exponate aber, die bei dieser Aktion bewegt werden, sind keine Schiffsmodelle, sondern echte Boote. Die 7 m lange »Umma I« der Seenotretter wird im Museumshof umgesetzt, um Platz für eine neue Nachbarin zu schaffen. Das ist die »James Caird II«, die bisher auf Deck 6 des IMMH ausgestellt war. Dabei handelt es sich um eine Replika des Beiboots der »Endurance« des Polarforschers Sir Ernest Henry Shackleton. An Bord dieser Replika wiederholte der deutsche Polarforscher Arved Fuchs im Jahr 2000 Shackletons historische Reise von 1914.
Die Besucher des IMMH dürfen sich nach den aufwendigen Kranarbeiten auf weitere Neuerungen freuen. Auf Deck 8 befinden sich jetzt zwei weitere Großmodelle von historischen Segelschiffen, die »De Dapperheyd« (um 1799) sowie die »Maria« (um 1870). Sie stehen als dreidimensionale Begleiter für die dort ausgestellten Meisterwerke der Marinemalerei.
Auf Deck 9 und auf Deck 6 werden zudem neue beeindruckende Schiffsmodelle wie die »Hamburg Express« (1972) von Hapag-Lloyd, die »MSC Sonia« (2010) sowie die »CMA CGM La Perouse« (2010) als Beispiele für die zeitgenössische Containerschifffahrt präsentiert.
Ziel der Kooperation zwischen IMMH und Hamburg Süd ist es, die Geschichte der 1871 gegründeten Reederei anhand von wichtigen Bildern, Schiffsmodellen, Schriftstücken sowie weiteren Exponaten und Akten aus dem Archiv der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Geplant ist eine große Sonderausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Reederei im Jubiläumsjahr 2021. Die historische Sammlung soll darüber hinaus dauerhaft im Internationalen Maritimen Museum, einer der weltweit führenden Einrichtungen im maritimen Bereich, zu Forschungszwecken zur Verfügung stehen.
Die Finanzierung der mehrjährigen Vorarbeiten und der Ausstellungen ist durch eine bedeutende Spende der Oetker-Familie sichergestellt, in deren Eigentum sich die Hamburg Süd über acht Jahrzehnte lang befand. 2017 verkaufte die Familie die Reederei an Maersk, die weltgrößte Linienreederei mit Sitz in Kopenhagen.