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Vertreter der Bundesregierung und der Industrie sowie aus den Nordländern haben sich in Hannover über die Zukunft der Offshore-Wind-Industrie ausgetauscht. Die Kapazitäten müssten deutlich ausgebaut werden, so die Forderung.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies, der zu der Konferenz geladen hatte, sieht beim Thema Offshore-[ds_preview]Windindustrie großen Handlungsbedarf, denn die Bundesregierung habe mit dem Klimapaket klare Ziele auf den Weg gebracht. Aus Sicht der Wab und der Stiftung Offshore-Windenergie ist dieser Handlungsbedarf akut.

Die volkswirtschaftliche Bedeutung und Potenziale der On- und Offshore-Windindustrie müssten endlich politisch erkannt und berücksichtigt werden, heißt es. Mit einer raschen Umsetzung des im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Sonderbeitrags von bis zu 2 GW könne der bereits eingetretene »Fadenriss« beim heimischen Ausbau der Offshore-Windkraft zumindest abgemildert und bedrohte Arbeitsplätze gesichert werden, so die Branchenvertreter.

Bundesregierung und Bundestag seien jetzt gefordert, die entsprechenden gesetzlichen Anpassungen im EEG und WindSeeG kurzfristig auf den Weg zu bringen. Ohne diesen Sonderbeitrag seien Netzanschluss-Kapazitäten über mehrere Jahre nicht ausgelastet, was volkswirtschaftlich wenig Sinn mache. Da die aktuelle Schieflage von Offshore-Unternehmen bereits Einfluss auf die laufende Projektumsetzung habe, gelte es, möglichst schnell und unbürokratisch gemeinsam mit Politik und Wirtschaft Lösungen zu finden.

Die Wasserstoffproduktion mit Windkraft könnte eine wichtige Rolle für die Energiewende spielen, findet aber im jetzt vorgelegten Entwurf für das Bundes-Klimaschutzgesetz keine wesentliche Berücksichtigung. Für eine Wasserstoffproduktion in einem industriellen Maßstab sei ein schnellerer Ausbau der Windkraft unerlässlich, so die Branchenvertreter.

Stiftung Offshore-Windenergie fordert 30 GW an Kapazität

Der Entwurf des Gesetzes wird der aktuellen Situation, die durch Insolvenzen, Stellenabbau und sinkende Wertschöpfung für die heimische Windindustrie gekennzeichnet ist, nicht gerecht, lautet die Kritik. Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie, erklärt: »Wir brauchen neben kurzfristig wirksamen Maßnahmen auch eine deutliche Erhöhung der Offshore-Windkapazität über das Jahr 2030 hinaus, mit einer klaren Perspektive bis 2040 und 2050. Die Branche und die Küstenländer setzen sich seit September 2017 für eine Kapazität von mindestens 30 GW bis zum Jahr 2035 ein. Das entspricht einem Zubau von 2 GW pro Jahr nach 2030.«

»Unter Berücksichtigung der Entwicklung neuer Speichertechnologien und der Sektorkopplung fordert die WAB gemeinsam mit der Bremer Landespolitik einen Offshore-Ausbaupfad von 35 GW bis 2035«, ergänzt WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. Bei einem Ausbaupfad von 40 GW könnte die Anzahl der Beschäftigten laut einer Studie des Forschungsinstituts wind:research auf 35.000 Arbeitsplätze gesteigert werden, wodurch auch Akzeptanz in der Bevölkerung gewonnen werden könnte.

Treffen ist positives Signal

Die WAB und die Stiftung Offshore-Windenergie werten das vom niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies initiierte Treffen als wichtigen Schritt zur weiteren Umsetzung der Beschlüsse des Klimakabinetts: »Wir brauchen eine starke Allianz aus Politik und Wirtschaft, um die industriepolitische Chancen am Standort Deutschland zu wahren und den heimischen Markt wieder attraktiver zu gestalten«, so die beiden Organisationen. Es müsse einen klaren Fahrplan »Energiewende« geben, so die Forderung. Das EEG habe in den vergangen zwei Jahrzehnten einen schnellen Aufbau der On- und Offshore-Windindustrie ermöglicht. Auch mit Blick auf den globalen Wettbewerb um die Zulieferindustrie und auf weitere Exportchancen gelte es, diese Position durch verlässliche Rahmenbedingungen zu erhalten und auszubauen.