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Mit New Shore Invest startet in Hamburg eine neue Online-Plattform, die deutsche

Anleger wieder für die Schiffsfinanzierung begeistern will. Ein Teil des Startkapitals stammt aus Norwegen.

Das deutsche KG-Modell galt eigentlich als »tot«. Zu viele Anleger hatten in der Krisenzeit nach 2008 ihr Geld verloren[ds_preview]. In den Folgejahren verschwand nicht nur ein Milliardenmarkt, sondern auch eine wichtige Geldquelle für deutsche Reeder. Das Team von New Shore Invest will diese Form der Finanzierung jetzt digitalisieren und wiederbeleben.

»Es gibt dafür einen Markt sowohl in der Schifffahrt als auch bei den Anlegern«, sagt Hanno Tamminga, einer der beiden Managing Partner der Hamburger Online-Plattform.

Mit NorthCape Capital hat das junge Unternehmen einen Investor und Partner aus Norwegen gefunden, der bereits 14 Mrd. $ an Assets strukturiert hat. Aus Oslo kommt ein Teil des Startkapitals. Auch ein erstes Projekt mit einem Volumen von 2 Mio. € ist bereits in der Pipeline – Details sollen demnächst bekannt gegeben werden.

New Shore Invest sieht sich als Vermittlungsplattform zwischen Privatanlegern und Reedern. Das Prinzip ist das Gleiche wie beim »alten« KG-Modell: Die Anleger werden zu Kommanditisten einer Ein-Schiffsgesellschaft und erhalten für das eingesetzte Kapital laufende Ausschüttungen und als Kommanditist auch eine Gewinnbeteiligung bei einem späteren Verkauf. Je nach Projekt wird eine Rendite von ca. 7–10% bei einer Laufzeit von etwa zehn Jahren in Aussicht gestellt. Außerdem fallen die Investments unter die deutsche Tonnagesteuer.

Für die deutschen Reedereien will New Shore Invest eine schmerzhafte Finanzierungslücke schließen. Denn es gehe, anders als zum Beispiel bei Wettbewerbern wie Christoph Toepfers Australis Maritime oder auch bei der Hamburger Crowdfunding-Plattform Marvest, nicht um die Akquise von Fremd- oder Mezzanine-Kapital, also um nachrangig besicherte Darlehen.

»Wir sorgen für das dringend benötigte und bankseitig geforderte »harte« Eigenkapital«, sagt Tamminga. Man wolle dabei nicht große Unternehmen mit ausreichendem Zugang zu den Kapitalmärkten ansprechen, sondern kleine und mittlere Reedereien mit aussichtsreichen Schiffsprojekten in eher kleineren Segmenten.

»Wir nutzen die Vorteile des alten KG-Modells, eliminieren dessen Nachteile und ergänzen diese Struktur um die heutzutage zur Verfügung stehenden digitalen Möglichkeiten«, sagt Richard Heuser, der zweite Managing Partner des Startups.

Das Angebot richte sich nicht an einen exklusiven Kreis vermögender Investoren mit Einlagen ab 50.000 € aufwärts, sondern an eine »breite Masse« von Anlegern, die bereits in Aktien oder Fonds investieren und ihr Portfolio mit der Assetklasse »Schiff« erweitern wollen.

Schon mit 1.000 € als kleinster Ticketgröße sind sie dabei, der Höchstbetrag pro Projekt ist laut des deutschen Wertpapierprospektgesetzes auf 25.000 € begrenzt. Der gesamte Prozess sei kostengünstig, sicher und schnell. »Wir wollen einen aussichtsreichen Markt wieder öffnen«, sagt Tamminga.

Für den Anleger ist die Zeichnung seines Kommanditanteils komplett kostenfrei. Der Kommanditanteil wird als digitale KG-Wertmarke (»KG-Token«) an den Anleger herausgegeben und in das jeweilige Konto (Wallet) des Anlegers bei New Shore Invest übertragen und verwaltet. Der KG-Token enthält einen »smart contract«, in dem alle Rechte und Pflichten eines Kommanditisten geregelt sind. »Jede Emission wird dabei von der BaFin als zuständige Aufsichtsbehörde genehmigt«, versichert Heuser. Die Zeichnung erfolgt digital, es fallen für den Investor weder eine Vermittlungsgebühr noch Kosten für einen Prospekt oder die Verwahrung und Verwaltung des KG-Tokens an, auch alle weiteren Schritte (Reports, Gesellschafterversammlung etc.) werden rein digital abgewickelt.

Im Fokus stehen sowohl Schiffsprojekte als Neubauten als auch später Projekte aus dem Secondhand-Markt, die anhand der Schiffs- und Marktdaten als aussichtsreich eingestuft werden. Eine Festlegung auf bestimmte Segmente – ob MPP, Container-Feeder, Tanker oder Bulker – gebe es dabei nicht.

»Viele interessante Initiativen scheitern derzeit am Mangel an Eigenkapital«, sagt Hannes Holländer, Managing Director und Makler bei Toepfer Transport sowie Partner bei New Shore Invest. »Diese Lücke können wir füllen.«

Denn der Modernisierungsbedarf in der weltweiten Schifffahrt sei eklatant hoch, internationale Vorgaben wie IMO 2020 ließen den Bedarf an effizienter, »grüner« Tonnage künftig noch wachsen. Eine Gemeinsamkeit mit dem alten KG-Modell aber bleibt: »Es bleibt eine unternehmerische Beteiligung und damit Risiko-Kapital«, sagt Tamminga. Der Anleger kann einerseits von einer günstigen Marktentwicklung profitieren, im schlimmsten Fall aber auch sein Geld verlieren.

Mit einem 2-Mio.-Projekt will New Shore Invest demnächst starten und das Eigenkapital binnen drei Monaten einsammeln. Weitere Schiffe sollen schnellstmöglich folgen. Die drei Gründer gehen davon aus, dass nach Ablauf der Anlaufphase sogar Platzierungsgarantien gegeben werden können, das benötigte Geld also garantiert eingesammelt wird.

Von der Beteiligung des norwegischen Investors NorthCape als Gesellschafter erhofft sich New Shore Invest künftig weiteres Wachstum auch durch Synergie­effekte. So könnte die Eigenkapitalfinanzierung durch die Bereitstellung von Fremdkapital, etwa aus der Leasing-Finanzierung, ergänzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die »KG-Tokens« auch auf dem Zweitmarkt wie eine »Aktie« gehandelt werden können.

Auch der norwegische Investor NorthCape Capital, dessen Anteile an New Shore Invest nicht beziffert werden, hofft auf neue Geschäfte. »Mit dieser strategischen Investition wollen wir unser Produktportfolio erweitern und die Präsenz bei Schiffsfinanzierungen in Deutschland verbessern«, sagt Peter D. Knudsen, Managing Partner von NorthCape.
Krischan Förster