Nach der Havarie der »MSC Zoe« in der Nordsee im Januar haben das Dutch Safety Board und die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) nun ihren Zwischenbericht vorgelegt.
Am 1. Januar 2019 gegen 23:00 Uhr hatte die Besatzung[ds_preview] auf dem 18.400-TEU-Containerschiff »MSC Zoe« den Verlust von Containern sowie die Schieflage der Decksladung in mehreren Bays fest. Die unter panamaischer Flagge fahrende »MSC Zoe« war von Sines kommend mit 8.062 Containern (118.291,4 t) beladen und im Verkehrstrennungsgebiet Terschelling – German Bight auf dem Weg nach Bremerhaven.
Bei rauher See und nordnordwestlichen Winden von 8-10 Bft und einer Wellenhöhe von etwa 5,5 m rollte die »MSC Zoe« 5-10° zu jeder Seite. Als plötzlich sechs aufeinanderfolgende stärkere Rollbewegungen auftraten, wurde der Ladungsverlust nördlich von Ameland festgestellt. Während die Besatzung die Schäden prüfte, setzte die »MSC Zoe« ihre Reise fort. Am 2. Januar gegen 01:30 Uhr, kurze Zeit später, kam es wieder zu starken Rollbewegungen und nördlich von Borkum zum nächsten Containerverlust.
Insgesamt 342 Container verloren
Es kollabierten wieder Container-Stacks und Container fielen über Bord. Danach drehte die »MSC Zoe« mit einem nordwestlichen Steuerkurs bei und reduzierte ihre Geschwindigkeit auf 6 kn. Die Verkehrszentrale German Bight Traffic wurde über den Containerverlust informiert. Um 14:00 Uhr wurde die Reise im TSS German Bight Western Approach nach Bremerhaven fortgesetzt, wo die »MSC Zoe« am Eurogate Terminal am 3. Januar nachts um 01:00 Uhr sicher anlegte.
Insgesamt gingen 342 Container verloren, davon 297 auf der niederländischen und 45 auf der deutschen Seite. Durch den Sturz wurden die Container im Seegang zerstört und versanken im Küstenmeer. Ladungsreste wurden auf die friesischen Inseln angespült. Die Bergung der zerstörten Container dauert immer noch an. Dafür wurde das betroffene Seegebiet mit Fächerecholoten abgesucht. Es traten keine Betriebs-und Treibstoffe der »MSC Zoe« aus und es wurde niemand verletzt.
Der Ladungsverlust der »MSC Zoe« erregte erhebliches öffentliches Interesse auf der niederländischen und deutschen Seite. Die Untersucher der beteiligten Flaggenstaaten Panama (Directorate General of Merchant Marine), Niederlande(Dutch Safety Board) und Deutschland (Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung) trafen sich am 6. Januar 2019 erstmalig auf der »MSC Zoe« in Bremerhaven. Für die Untersuchung der Unfallursache wurde im gegenseitigen Einvernehmen Panama als Flaggenstaat zum führenden Untersuchungsstaat und die Niederlande und Deutschland als beteiligte Küstenstaaten bestimmt.
Gutachten in Auftrag gegeben
Die Reederei und die Besatzung wurden durch Rechtsanwälte vertreten und zeigten sich nach BSU-Angaben sehr kooperativ. Es sei umfangreiches Material sichergestellt worden. Die Daten des Schiffsdatenschreibers wurden bereits von einer Servicefirma des Herstellers gesichert und den Untersuchern später zur Verfügung gestellt. Die Schäden wurden besichtigt. Daneben wurden die Aussagen der Besatzung, Daten des Ladungsrechners und des Laschprogramms, der Stauplan, das Stabilitätshandbuch, Tagebuchauszüge und andere Dokumente und Fotos der Schäden gesichert.
Zwischen den Untersuchungsbehörden wurde ein arbeitsteiliges Vorgehen vereinbart. Der Flaggenstaat Panama ermittelt den Unfall bordseitig, DSB befasst sich mit Fragen der Routenplanung von Schiffen ähnlicher Größe wie die »MSC Zoe« und die BSU beurteilt das Verhalten des Schiffes.
Von der BSU und dem DSB wurden Gutachten in Auftrag gegeben. Die BSU beauftragte die TUHH (Technische Universität Hamburg) mit folgenden Fragen:
- Was ist die wahrscheinliche Ursache für den Containerverlust und welche Rollwinkel sind wahrscheinlich dabei aufgetreten?
- Wie groß waren die Querbeschleunigungen der Ladung und sind sie groß genug, um den Containerverlust zu erklären?
- In wieweit spielen Flachwassereffekte eine Rolle für den Containerverlust?
- Gibt es allgemeine Schlussfolgerungen, die sich aus diesem speziellen Unfall in Bezug auf den Verlust von Containern ziehen lassen?
Die DSB hat ein Gutachten bei der Schiffbauversuchsanstalt Maritime Research Institute Netherlands (MARIN) und Deltares in Auftrag gegeben. Es soll untersucht werden, inwieweit das Seegebiet mit den Verkehrstrennungsgebieten und die abgelaufene Bahn der »MSC Zoe« bei stürmischem Wetter den Containerverlust beeinflusst hatte. Dabei sollen die Zusammenhänge zwischen Wetter, Meeresgrund und Wellenbildung erforscht werden.Mit Ergebnissen ist im Frühjahr nächsten Jahres zu rechnen.
Sicherheitsempfehlungen könnten noch nicht formuliert werden, weil die Seeunfalluntersuchung noch andauere, so die BSU.