Die deutsche Linienreederei Hapag-Lloyd hebt vorfristig ihre Bunkerzuschläge an. Grund ist der ungeplant hohe Preisanstieg für schwefelarmen Kraftstoff.
Die Preisdifferenz zwischen dem bislang üblichen Schweröl [ds_preview](HSFO, 3,5% Schwefelanteil) und VLSFO (0,5%) war rund um den von der IMO verordneten Stichtag 1. Januar unerwartet stark auseinander gedriftet. Mit einem Kostenunterschied von etwa 250 $ je Tonne war allgemein gerechnet worden, auch bei Hapag-Lloyd. Tatsächlich aber lag die Differenz zuletzt bei 300 $ – und mehr. Aktuell (Freitag) liegt die Spanne bei 265 $/t (Rotterdam) bzw. sogar bei 332 $/t im deutlich teureren Singapur.
Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hat deshalb angekündigt, dass der aktuelle Bunkerzuschlag Anfang März angehoben wird. Um wieviel genau, ließ er noch offen. Sollte der Preis für schwefelarmen Treibstoff später wieder fallen, werde auch der Zuschlag entsprechend angepasst.
1 Mrd. $ Mehrkosten – Kunden sollen zahlen
Das betrifft fast ausnahmslos alle Schiffe der Flotte, die derzeit rund 235 Einheiten zählt. Lediglich die zehn letzten Neubauten der Hamburg-Klasse (13.000 TEU) sind oder werden mit Scrubbern (Abgasnachbehandlung) nachgerüstet, die auch künftig die Verwendung von Schweröl erlauben. Mit der »Sajir« (15.000 TEU) wird zunächst ein Schiff auf LNG-Betrieb umgestellt. Sollte sich die Verwendung von Gas als Kraftstoff bewähren und auch rechnen, könnten weitere der einst als »LNG-ready« von UASC im Dienst gestellten Schiffe entsprechend umgerüstet werden.
Die Hamburger Reederei hatte Mehrkosten von rund 1 Mrd. $ durch den Umstieg von HFO auf VLSFO errechnet. Die höheren Ausgaben sollen an die Kunden weitergegeben werden. Hapag-Lloyd hatte deshalb schon im Oktober vergangenen Jahres, wie alle anderen Linienreedereien auch, einen Bunkerzuschlag eingeführt.
Der »Marine Fuel Recovery«-Mechanismus (MFR) ersetzt alle früheren Treibstoffzuschläge und basiert auf einer Formel, die den Treibstoffverbrauch pro Tag, Treibstoffart und -preis, See- und Hafentage sowie beförderte TEU beinhaltet. Diese Parameter leiten sich von einem repräsentativen Dienst für ein spezifisches Fahrtgebiet ab.
MFR Beispiele für Standardcontainer bei unterschiedlichen Treibstoffpreisen und in ausgewählten Fahrtgebieten
(Quelle: Hapag-Lloyd)
In der Übergangsphase nach dem Jahreswechsel kommt für Spot-Kunden ein weiterer Aufschlag hinzu – eine sogenannte »IMO 2020 Transition Charge« (ITC). Sie kostet je nach Fahrtgebiet zwischen 21 $/TEU und 210 $/TEU. Mittel- und langfristige Kontrakte sind davon nicht betroffen. Dieser Aufschlag sei nötig, um die Preisdifferenz zwischen HFO und LSFO sowie »operative Übergangskosten auszugleichen, die nicht durch die MFR-Berechnung abgedeckt sind, hieß es im November.
Die rein technische Umstellung der Flotte auf schwefelarmen Treibstoff zum Jahreswechsel sei hingegen völlig »reibungslos« gelaufen, berichtet Habben Jansen. Es habe auch keine Probleme mit der Verfügbarkeit des Kraftstoffs gegeben.