Der US-Investor Cerberus, Mit-Eigner der Hamburger Bank HCOB und aktuell einer der wichtigsten Finanzakteure in der Schifffahrt, will offenbar im großen Stil verkaufen.

Geplante Transaktionen von Finanzinvestoren [ds_preview]sind mehr als alle anderen Geschäfte mit dem Siegel der Verschwiegenheit belegt. Das gilt erst recht US-Fondsmanager, die grundsätzlich wenig über ihr Tun berichten. Cerberus ist so eine Adresse.

Spätestens seit dem Einstieg bei der Deutschen Bank und dem Kauf der ehemaligen HSH Nordbank im Konsortium mit Co-Investoren wie J.C Flowers sowie der separaten Übernahme von milliardenschweren Schiffskrediten sowohl von der HSH als auch von der NordLB ist Cerberus einer der wichtigsten Finanz-Adressen für die Schifffahrt geworden, auch für deutsche Reeder.

Abschlag von 60% für 60 Schiffe?

Nun stellt Cerberus dem Vernehmen nach unter dem Namen »Nassau« ein gewaltiges Portfolio ursprünglich deutschen Ursprungs mit einem Nominalvolumen von 930 Mio. $ zum Verkauf. Bislang unbestätigten Informationen zufolge handelt es sich um Forderungen, die ursprünglich von deutschen Banken stammen und auf insgesamt 60 Schiffen liegen. Dabei soll es sich größtenteils um »performing loans« handeln, also gar nicht um »faule« Kredite. 2/3 des Portfolios werden nur vier Reedereien zugeordnet, als größter Schuldner wird die griechische Reederei Danaos genannt.

Offiziell halten sich alle Beteiligten mehr als bedeckt. Nach Informationen der HANSA steht der Abschluss jedoch unmittelbar bevor. Als Käufer des Portfolios werden die US-Firmen Fortress Investment Group (New York) und Cross Ocean Partners genannt. Sie sollen, so ist zu hören, die Kredite mit Abschlägen von bis zu -62% gegenüber dem aktuellen Marktwert übernehmen. Das wäre ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Als Oak Hill und Varde im Juni 2018 ein ähnlich großes Paket mit 70 Schiffen von der Deutschen Bank übernahmen, zahlten sie 80 Cent auf den Dollar.

Altkredite werden versilbert

Cerberus hatte im Februar 2018 parallel zum Kauf der damaligen HSH Nordbank in einem gesonderten »Deal« zusätzlich ein Kredit-Portfolio im Wert von 6,3 Mrd. € erworben, darunter allein 4,2 Mrd. € an Schiffskrediten, das zuvor aus dem Bestand der Landesbank ausgegliedert worden war. Das soll nun offenbar versilbert werden. Das einige Monate später übernommene »Big Ben«-Paket der NordLB aus Hannover mit einem Wert von 2,6 Mrd. € (263 Schiffe) ist dagegen nicht Teil der Verkaufsabsichten, heißt es.

Cerberus hatte die Kredite der beiden Landesbanken mit gehörigen Abschlägen zum Markt- und erst recht zum Buchwert übernommen. Das HSH-Portfolio mit einem Nominalwert von 6,3 Mrd. € stand beim Verkauf Ende 2018 nur noch mit 3,5 Mrd. € in den Büchern, der Marktwert lag nach Abzug von zusätzlichen Wertberichtigungen nur bei etwa 2,5 Mrd. €. Das entsprach damals einem Abschlag von 60%.

Deutsche Reeder kaufen zurück

In den vergangenen Monaten hatte der Finanzinvestor bereits einige der übernommenen Forderungen »verwertet«, sprich die offenen Forderungen an hiesige Reedereien verkauft. Dabei fielen Namen wie Briese, Harren & Partner oder Hamburger Lloyd (RHL), dagegen soll zum Beispiel Hartmann noch immer in »schwierigen« Verhandlungen mit Cerberus stecken.

Klar war, dass Cerberus eine Exit-Stratege verfolgt und die Schiffskredite nicht auf Dauer halten will. Da nun aber der Verkauf stockt, nicht zuletzt wegen der schwachen Märkte. rückt ein Geschäft mit anderen Finanzinvestoren in den Vordergrund. Fortress und Cross Ocean sollen sich jetzt in der Bieterrunde durchgesetzt haben.

Angeblich waren zuvor auch Oak Hill Advisors und Varde Partners interessiert, die zuvor bereits ein Portfolio der Deutschen Bank für 80 Cent auf den Dollar übernommen hatten. Auch der US-Fonds Davidson Kempner soll gemeinsam mit der Bank of America Merrill Lynch und Goldman Sachs auf die Kredite geboten haben.