NGOs fordern die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) auf, die arktische Meeresumwelt vor den Auswirkungen des Schiffsverkehrs zu schützen. Während des derzeitigen IMO-Gipfels in London könnte eine neue Verordnung zum Verbot der Verwendung und des Transports von Schweröl (HFO) in arktischen Gewässern verabschiedet werden.
Die einwöchige Sitzung des Unterausschusses der IMO (PPR7) [ds_preview]– wegen der auf der Tagesordnung dominierenden arktischen Themen als Arktis-Gipfel der IMO bezeichnet – vom 17. bis zum 21. Februar beinhaltet Verhandlungen über Maßnahmen zur Verringerung der Risiken der Verwendung und des Transports von HFO als Treibstoff durch Schiffe in arktischen Gewässern. Außerdem wird über die Verringerung der Auswirkungen der Rußemissionen des weltweiten Schiffsverkehrs auf die arktischen Regionen gesprochen.
»Da die Auswirkungen der Klimakrise bereits erhebliche Auswirkungen auf die gesamte arktische Region haben und die arktischen Routen sich für den zunehmenden Schiffsverkehr öffnen, müssen die IMO-Mitgliedsstaaten die Einführung eines HFO-Verbots diese Woche nachdrücklich unterstützen«, sagt Sian Prior, Lead Advisor der Clean Arctic Alliance, einer Koalition von 18 Nichtregierungsorganisationen. »Die Maßnahmen sind überfällig und jegliche Verzögerungen oder Ausnahmen von einem Verbot werden die Gefahr eines HFO-Auslaufs in der Arktis nur vergrößern und das Ökosystem und die Lebensgrundlagen der Tierwelt gefährden«, erklärt er. Auch die Interessen der indigenen Gruppen müssten bei der Ausarbeitung des Verbots besonders berücksichtigt werden.
Kanada unterstützt Verbot
Unterstützung für ein IMO-Verbot der Verwendung und des Transports von Schweröl in der Arktis kam zuvor aus einer Reihe von Ländern, darunter sechs der acht Arktisstaaten. Kanada, das zusammen mit Russland zuvor seine Unterstützung für das HFO-Verbot zurückgehalten hatte, hat sich nun auch öffentlich für das Verbot ausgesprochen.
»Kanadas Ankündigung, ein HFO-Verbot für den arktischen Schiffsverkehr zu unterstützen, ist eine sehr ermutigende Nachricht im Vorfeld der harten Verhandlungen bei der IMO in dieser Woche«, sagt Andrew Dumbrille, Senior Sustainable Shipping Specialist des WWF Kanada. »Indem Kanada als siebtes von acht arktischen Ländern das Verbot unterstützt, zeigt es Weitsicht und Führungsstärke bei der Schaffung eines Weges für einen saubereren Schiffsverkehr in der Arktis – aber es muss jetzt sicherstellen, dass es einer schnellstmöglichen Einführung des HFO-Verbots keine Hindernisse in den Weg legt.«
Deutliche Zunahme in wenigen Jahren
»Die IMO darf keine Argumente für eine Verzögerung der Umsetzung eines HFO-Verbots in der Arktis vorbringen«, sagt Prior. »Die Verwendung und der Transport von HFO in der Arktis nimmt zu, wobei die Menge des von Schiffen in der Arktis mitgeführten HFO-Treibstoffs zwischen 2015 und 2017 um 46% und die Menge des verwendeten HFO um 57% zugenommen hat. Das wird die Risiken von HFO-Verschmutzungen und Auswirkungen von Ruß in der Region nur noch erhöhen. Die IMO-Mitgliedsstaaten, insbesondere die Regierungen der Arktisanrainerstaaten, müssen bei der schnellstmöglichen Verhängung eines Verbots zusammenarbeiten.«
HFO-Nutzung und Mitnahme sind bereits in den antarktischen Gewässern verboten. Gelange HFO in kalte, polare Gewässer, baue es sich nur langsam ab, eine Säuberung der verschmutzten Gebiete sei kaum möglich, so die NGOs. Ruß trage als Produkt der unvollständigen Verbrennung organischer Brennstoffe 7-21% zur Klimaerwärmung durch die Schifffahrt bei, heißt es unter Verweis auf eine ICCT-Studie. Wenn Ruß in der Arktis emittiert wird, fallen die schwarzen Kohlenstoffpartikel auf Schnee, Gletschereis und Meereis, reduzieren ihr Reflexionsvermögen und erhöhen die Absorption von Wärme. Da sich das mehrjährige Meereis aufgrund des Klimawandels zurückzieht, werden sich die arktischen Gewässer für einen verstärkten Schiffsverkehr öffnen – was zu einem erhöhten Schwarzkohlenstoffausstoß führen könnte, was eine sich bereits beschleunigende Rückkopplungsschleife anheizen würde.
Neue schwefelarme Kraftstoffe mit hohem Aromatengehalt noch schlimmer?
Während der PPR 7 will die Clean Arctic Alliance nun ihre Forderung an die IMO bekräftigen, dass alle Schiffe, die in der Arktis operieren, dringend auf Destillat-Treibstoffe umsteigen müssen, um den Rußausstoß deutlich zu reduzieren. Es gebe Hinweise, dass die Verwendung einiger neuer schwefelarmer Brennstoffe mit hohem Aromatengehalt die Rußemissionen erhöhen könnte, was die Dringlichkeit einer solchen Umstellung noch erhöhe, heißt es.
»Die Umstellung auf Destillatkraftstoffe in der Arktis und die Verwendung eines Dieselpartikelfilters wird zu einer Verringerung des Rußausstoßes um über 99% führen. Das Bündnis fordert die IMO ferner auf, die Entwicklung einer globalen Regel zu unterstützen, die Kraftstoffe mit hohen Rußemissionen verbietet«, so die Clean Arctic Alliance.
Bis neue Vorschriften entwickelt werden und in Kraft treten können, schlägt die Clean Arctic Alliance vor, dass die IMO-Mitgliedsstaaten auf der MEPC 75 (31. März – 3. April) eine Resolution verabschieden, in der Schiffseigner, Befrachter, Treibstofflieferanten und andere Interessenvertreter aufgefordert werden, auf freiwilliger Basis auf Destillat in der Arktis umzustellen.