Hohe Ladungseinbußen, sinkende Fracht- und Charterraten: Die Auswirkungen des Coronavirus dürften das gesamte Jahr in der Containerschifffahrt überschatten.
Laut den Beratungsfirmen Sea-Intelligence und Maritime Strategies International (MSI) [ds_preview]muss sich die Linienschifffahrt auf schwere finanzielle Verluste im ersten Quartal einstellen. Sea-Intelligence aus Dänemark schätzt, dass der Branche aufgrund von Covid-19 dieses Jahr lukrative Vollcontainer-Ladung ex Fernost im Gesamtvolumen von 1,9 Mio. TEU verloren geht. Die Prognose wurde diese Woche von zunächst 1,7 Mio. TEU angehoben. Bei einer durchschnittlichen Fracht von 1.000 $/TEU beliefen sich die Umsatzeinbußen für die Carrier somit auf 1,9 Mrd. $.
Wegen der Ladungsausfälle in China haben die Linien laut Sea-Intelligence ihre saisonalen Kapazitätseinschnitte nach Chinese New Year auf den Hauptrouten ex China um mehr als ein Drittel ausgeweitet. Die Zahl der »blank Sailings« (Abfahrtstreichungen) erhöht sich demzufolge im Transpazifikverkehr von 63 auf 111 und im Asien-Europa-Trade von 46 auf 75. Dabei wird der Zeitraum der Kalenderwochen 5 bis 15 betrachtet.
Die britischen Consultants von MSI warnen neben »schweren Verlusten« für die Linien vor kurzfristig steigendem Druck sowohl auf die Fracht- als auch auf die Charterraten. Ihnen zufolge ist der Asien-Europa-Verkehr mit am härtesten betroffen. Gegenüber dem Vorjahr dürften die Buchungen für die Carrier auf der Route im ersten Quartal um 20% schrumpfen.
»Selbst ein Aufschwung im zweiten Quartal wird den Schaden für das Gesamtjahr nicht aufwiegen können«, warnt MSI. Im Chartergeschäft erwarten die Berater einen Rückschlag vor allem für große Schiffe der Postpanamax-Klasse, die auf langen Strecken eingesetzt werden.
Die Ratenprognosen für Post-Panamax-Schiffe (6.500 TEU und 8.500-TEU) bis Juli dieses Jahres wurden auf 18.200 $/Tag und 24.700 $/Tag reduziert. Zu Jahresanfang wurden normale Charterperioden noch mit 25.000 $/Tag bzw. 30.000 $/Tag bewertet. Neben den Ladungsausfällen aufgrund von Covid-19 erwartet MSI eine Entspannung der Tonnage-Engpässe durch die Wiederindienststellung von Frachtern, die sich derzeit zwecks Scrubber-Installation in der Werft befinden. (mph)