Von der Umweltverschmutzung zum Produkt

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Von großen Stücken bis hin zu kleinen Partikeln – das Projekt »The Ocean Cleanup«, das den Plastikmüll aus dem Meer fischen[ds_preview] will, hat mittlerweile Erfolg. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Robustheit des Sammelsystems und der Justierung der Driftgeschwindigkeit, sammelt die Konstruktion aus einem U-förmigen Schwimmer, Netzen und einem Unterwasser-Zugdrachen nun zuverlässig Müll im großen Müllstrudel »Great Pacific Garbage Patch«, der mit einer Fläche von 1,6 Mio.km2 weltweit größten Ansammlung von Plastikabfällen. Maersk unterstützt das Projekt mit einem Hochseeschlepper, das System arbeitet aber autonom.

»Wir haben gezeigt, dass unsere Methode funktioniert. Wir haben eine Geschwindigkeitsdifferenz zwischen System und Plastikmüll und können diesen tatsächlich auffangen«, sagt der Hydrodynamik-Spezialist Reijnder de Feijter von The Ocean Cleanup. Die Anlage sammelt nun einen Big-Bag mit Kunststoff pro Tag. »Das ist nur ein kleines System, stellen Sie sich vor, was wir erreichen können mit 60 solcher Systeme, jeweils mindestens drei oder viermal so groß wie die Pilotanlage«, sagt de Feijter. Die gemeinnützige niederländische Organisation hat die erste Ladung Ozeanplastik an Land gebracht – wie geht es nun weiter?

Der Erfinder und Gründer Boyan Slat sagt: »Wir können Plastik einsammeln und zwar mit einem unabhängigen System, das nicht von einem Schiff durchs Wasser gezogen werden muss. Damit die Ozeanreinigung funktioniert, brauchen wir auch eine Lösung für die finanzielle Seite. Wir glauben, die Antwort dafür liegt im Plastik, das wir aus dem Meer holen.«

Die Idee ist es, den Kunststoff zu neuen Produkten zu recyceln und zu verkaufen, um das Projekt zu finanzieren. »Das ganze ist non-profit, niemand wird damit Geld verdienen, es geht einzig darum, die Meeresreinigung am Laufen zu halten«, sagt Slat. »Was wir da sammeln ist totaler Müll, lag Jahrzehnte im Wasser, teils über 50 Jahre. Die Teile sind fragmentiert, salzverkrustet, mit Schmutz und Algen bedeckt. Ein Produkt daraus wäre etwas besonderes – das ist Plastik aus dem Great Pacific Garbage Patch, das ist wie der Unterschied zwischen einem Stein von der Erde und einem vom Mond.«

Dazu sollen die gesammelten Abfälle zertifiziert werden, ein Herkunftssiegel soll also dem Kunden zeigen, dass sein Produkt tatsächlich aus Plastik aus dem Pazifik gemacht ist. Dafür hat The Ocean Cleanup DNV GL als Zertifizierungspartner ausgewählt. Der Klassifizierer hat 18 Monate mit The Ocean Cleanup zusammengearbeitet, um eine Reihe von Anforderungen und Verifizierungsprozessen zu etablieren, die das Vertrauen und die Transparenz der Verbraucher fördern sollen. »Beim Kauf von Produkten, die durch DNV GL verifiziert wurden, können die Verbraucher darauf vertrauen, dass es sich um ein Ozean-Kunststoffprodukt handelt und dass sie zur Lösung des Problems beitragen«, sagt Luca Crisciotti, CEO von DNV GL Business Assurance. DNV GL hat jeden Schritt des Ozeanplastiks verfolgt und wird dies auch weiterhin tun.

The Ocean Cleanup wurde 2013 von Boyan Slat gegründet und beschäftigt heute rund 90 Ingenieure und Forscher. Ziel ist eine Flotte langer schwimmender Barrieren, die wie eine künstliche Küstenlinie wirken und es durch Wind, Wellen und Strömungen ermöglichen, das Plastik passiv aufzufangen und zu konzentrieren. Sobald die Flotte der passiven Auffangsysteme voll funktionsfähig ist, wird erwartet, dass sie alle fünf Jahre 50% des Great Pacific Garbage Patch entfernen kann.

Ergänzend zu ihrem Ansatz zur Lösung des Altlastenproblems von Plastik in den Ozean-Müllhalden, entwickelte die Organisation die Interceptor-Technologie, um weiteres Einschwemmen von Plastikmüll über Flüsse in die Ozeane zu verhindern.