Tonnage-Überangebot und niedrige Bunkerpreise macht für Linienreedereien den Umweg rund um Afrika wieder attraktiv, weil die Suezkanal-Gebühren entfallen.
Nachdem es bereits vor zwei Wochen erste Umroutungen gegeben hatte, [ds_preview]nutzen etliche Linienreedereien inzwischen den längeren Seeweg um das Kap der guten Hoffnung. So sparen sie die Gebühren, die sonst auf der deutlich kürzeren Strecke durch den Suezkanal fällig werden.
Den Zeitverlust können sich die Reedereien offenbar leisten, weil derzeit genug Schiffe zur Verfügung stehen. Auf der längeren Strecke steigt zwar der Bunker-Verbrauch, andererseits sind die Kraftstoffpreise derzeit sehr niedrig, außerdem entfällt durch den Umweg die Gebühr für die Passage des Suezkanals.
Für ein 20.000-TEU-Containerschiff fordert Ägyptens Kanalverwaltung um die 700.000 $. Bei den aktuellen Bunkerpreisen entspricht das einer Kraftstoffmenge von knapp 3.000 t (VLSFO) – mehr als auf der längeren Wegstrecke verbraucht wird. Via Kap sind 11.800 sm zurückzulegen, eine Fahrt von Rotterdam nach Singapur verlängert sich damit um rund 3.500 sm oder rund eine Woche.
Vor Jahren hatten die Reedereien die Afrika-Route gewählt, um Piratenangriffen am Horn von Afrika zu entgehen. Jüngstes Beispiel ist jetzt der Fernost-Dienst AE6/Lion der »2M«-Partner Maersk und MSC. Während die Schiffe mit Kapazitäten von 11.000 TEU–19.000 TEU in Richtung Europa (westbound) weiter den Weg durch den Suezkanal wählen, fahren sie auf dem Rückweg (eastbound) um Afrika herum. Die Transitzeit verlängert sich damit um eine Woche, heißt es. Auch im »2M«-Dienst AE2/Swan soll ostwärts künftig die Kap-Route gewählt werden, heißt es. Das betrifft vier Megamaxe mit je 23.500 TEU.
Auch die »Ocean Alliance« testet demnach die Umfahrung des Suezkanals. in ihrem NEU6/CEM-Dienst. Den Anfang machte der Evergreen-Frachter »Ever Globe« (20.244 TEU), der vor zwei Wochen aus Rotterdam ausgelaufen ist. Insgesamt sind elf Schiffe dieser Größe im Einsatz.
Bündnispartner CMA CGM hat die 10.010 TEU tragende »CMA CGM Chennai« auf dem Rückweg von der US-Ostküste über das Kap der Guten Hoffnung nach Asien geschickt. Start war in Charleston, Ziel ist Port Kelang. Neben dem AWE3-Dienst werden auch zwei Schiffe aus dem AWE6-Dienst zwischen Miami und Singapur umgeleitet.
Bleibt als drittes noch »THE Alliance« um Hapag-Lloyd. Hier ist es der EC4/Suez1-Dienst. Die »NYK Swan« nimmt als erstes Schiff nach ihrer Abfahrt in New York den Weg um Afrikas Südspitze herum.