Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) hat heute einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Flensburg gestellt. Ein neuer Geschäftsführer soll das Ruder herumreißen.

Die Geschäftsleitung hatte den Betriebsrat und Vertrauensleute [ds_preview]gestern (Donnerstag) über den Schritt informiert. Darüber berichtete der NDR. Nun hat sich das Unternehmen offiziell geäußert. Demnach hat das Amtsgericht Flensburg dem Antrag »stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.« Als Sachwalter fungiert Christoph Morgen, Partner in der Kanzlei Brinkmann & Partner. Künftiger Geschäftsführer wird Martin Hammer an der Seite von Jaap Klein. Dieser hatte selbst erst jüngst die Nachfolge von Alex Gregg-Smith angetreten.

Die Werft will in einer Pressekonferenz am Sonntag, 26. April, darüber informieren, was das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für das Unternehmen, die sich in Kurzarbeit befindenden Mitarbeiter und die künftige Produktion von Schiffen an der Förde bedeutet. Neben Morgen und Hammer stellen sich dem Gespräch der Werfteigner Lars Windhorst, Geschäftsführer Jaap Klein, der Generalbevollmächtigte Stefan Denkhaus aus der Wirtschaftskanzlei BRL, der Betriebsratsvorsitzende der FSG Thomas Jansen sowie sein Stellvertreter Michael Nissen und der der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Flensburg Michael Schmidt.

Schon seit Monaten ist ein Teil der Belegschaft wegen ausbleibender Aufträge in Kurzarbeit. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ruht die Produktion an der Flensburger Werft komplett. Die Werftleitung hatte seinerzeit offen gelassen, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden könnte.

Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung wird vom Amtsgericht zwar ein Insolvenzverwalter bestellt, das operative Management verbleibt aber bei der Werftleitung. Das Insolvenzverfahren könne die Chance bieten, Zeit zu gewinnen und die Werft neu auszurichten, heißt es.

Verluste trotz vollen Auftragsbüchern

Die Krise der FSG bahnt sich seit längerem an, spätestens seit Sommer vergangenen Jahres. Denn trotz zunächst noch vollen Auftragsbüchern hatte die Werft Verluste eingefahren. Allein für 2018 waren es –111 Mio. € bei einem Umsatz von 213 Mio. €.

Wesentlicher Grund für die Verluste war die verspätete Ablieferung der »W.B. Yeats« an Irish Ferries, wofür eine hohe Konventionalstrafe fällig wurde. Dazu fehlte Geld für die Bauzeitfinanzierung weiterer Fähren. Deswegen waren auch andere Neubau-Projekte in Verzug geraten.

Zuletzt war noch die Fähre »Liekut« als achter Neubau für den langjährigen Eigner Siem Industries abgeliefert worden. Die »Honfleur« sollte demnächst folgen. Zwei weitere Aufträge waren Anfang des Jahres von der australischen TT-Line gekündigt und neu nach Finnland vergeben worden.

Im vergangenen Jahr hatte sich Siem zurückgezogen. Neuer Eigentümer ist seither der Risiko-Investor Lars Windhorst. Wegen der Corona-Krise hatte die Werft die Produktion vor vier Wochen eingestellt.