Der Chartermarkt für Containerschiffe bleibt sehr rege, der Juni ist sogar der Monat mit den bislang meisten Aktivitäten. Die Raten aber bleiben niedrig.
Es bleibt bei der Formel, die auch schon die vergangenen Wochen [ds_preview]geprägt hat: Steigende Frachtraten auf der einen Seite sowie niedrige Charterkosten und Bunkerpreise auf der anderen Seite sind für die großen Linien offenbar Anreiz genug, weitere Tonnage unter Vertrag zu nehmen. Vermehrte Werftaufenthalte sowie die beginnende Taifun-Saison sorgen für zusätzlichen Tonnagebedarf.
Das betrifft vor allem Post-Panamax-Einheiten, die bei Ausbruch der Coronakrise gar nicht mehr gelitten waren. Und sie werden sogar wieder besser bezahlt. Die 2004 gebaute »Seamax Greenwich« (8.238 TEU) ging in Asien für 12 Monate und 17.000 $/Tag an Evergreen. Das ist ein exorbitanter Anstieg gegenüber den 12.000-12.500 $/Tag, die MSC noch in den beiden Vorwochen für die »E.R. Texas« (Baujahr 2006, 8.400 TEU) oder die »Northern Jamboree« (Baujahr 2010, 8.411 TEU) gezahlt hatte.
Die Rate ist allerdings noch ein gutes Stück entfernt vom Niveau Mitte März, als zum Beispiel die »Navarino« (Baujahr 2010, 8.531 TEU) für immerhin 23.000 $/Tag geschlossen wurde. Und auch zwei andere Abschlüsse bleiben deutlich dahinter zurück. MSC zahlt, ebenfalls in Fernost, für die »Seamax Darien« (Baujahr 2003, 8.643 TEU) und die »Northern Jade« (Baujahr 2005, 8.411 TEU) 14.500 bzw. 13.000 $/Tag.
wpDataChart with provided ID not found!Auch die Nachfrage nach klassischer Panamax-Tonnage zieht an und lässt die Zahl der aufliegenden Schiffe langsam wieder schmelzen. Die Charterraten liegen zwar um die 7.000 $/Tag weitestgehend auf dem Niveau von »last done« und verbessern sich nur zögerlich, doch verlängern sich tendenziell die Laufzeiten der Abschlüsse. Ein »Ausreißer« ist die »RHL Concordia« (Baujahr 2012, 4,662 TEU), die von Cosco für 4-8 Monate zu 10.000 $/Tag in Fernost gechartert wurde.
Das kleinere Segment von 2.000-3.000 TEU zeigt sich da schon ausgewogener. Die »Northern Vigour« bekommt für die nächsten 3-7 Monate immerhin 7.500 $/Tag von Sinotrans, Evergreen schließt mit 6.850 $/Tag für die »Leo Perdana« (Baujahr 2007, 2.553 TEU) etwas billiger ab, und OOCL nimmt die »Baleares« (Baujahr 2014, 2.546 TEU) für 3-8 Monate in Asien für 7.850 $/Tag. Bestverdiener ist hier mit 9.300 $/Tag die »Nordamelia« bei CMA CGM im Mittelmeer.
Feeder gefragt, Ratenaufschwung steht noch aus
Feeder mit Kapazitäten von weniger als 2.000 TEU bleiben generell gefragt, da sich auch die Aussichten in diesem Segment deutlich verbessert haben. Aber die Situation ist weiter sehr volatil. Auf der Haben-Seite für die Schiffseigner stehen laut Maklerberichten in der Tendenz längere Laufzeiten von bis zu 12 Monaten (MSC), ein echter Ratenaufschwung ist allerdings noch nicht in Sicht.
TS Lines zahlt für das Wenchong 1700-Design »Hansa Drakenburg« (Baujahr 2007, 1.740 TEU) für lediglich 10-21 Tage in Asien 5.500 $/Tag, während die deutlich jüngere »Box Express« (Baujahr 2016, 1.708 TEU) bei Wan Hai immerhin 7.600 TEU bekommt. Die kleinere »Warnow Dolphin« (Baujahr 2007, 1.296 TEU) verdient für 2-6 Monate in der Karibik 6.300 $/Tag bei CMA CGM. Im Mittelmeer liegen die Preise niedriger. Für die »Julius« (Baujahr 2009, 1.368 TEU) zahlt Maersk für maximal 19 Wochen nur 5.350 $/Tag.
Der verbesserte Trend hat allerdings noch nicht auf alle relevanten Indizes durchgeschlagen. Immerhin legte der Howe Robinson Container Index (HRCI) nach langer Talfahrt erstmals wieder leicht um 2 Punkte auf 499 Punkte zu, bleibt aber um -28% gegenüber dem Vorjahreswert zurück.
wpDataChart with provided ID not found!In dem vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) herausgegebenen New ConTex gaben dagegen alle erfassten Schiffsgrößen in der vergangenen Woche noch einmal nach. Gegenüber dem Vormonat liegen die Verluste bei 4,5% und 22%. Der Gesamtindex liegt jetzt bei 308 Punkten, das sind 5 Punkte weniger als in der Woche zuvor und 90 Punkte unter dem Vorjahresniveau (-22%).
Frachtraten deutlich über Vorjahr
Die Frachtraten zeigen sich dagegen weiter krisenresistent und auf einem starken Niveau, auch wenn das Bild zuletzt uneinheitlich war. Im FBX-Index von Freightos ging es um 10% auf eine Durchschnittsrate von 1.767 $/FEU nach oben. Starken Zuwachs gab es dabei vor allem im Pazifik. Zwischen China und der US-Westküste liegt die Rate derzeit bei 2.464 $/FEU und damit um 76% höher als zur gleichen Zeit in 2019.
Auch im World Container Index (WCI) von Drewry steigen die Erlöse um 8,8% auf 1.866 $/FEU. Der WCI für acht Hauptrouten zwischen den USA, Europa und Asien liegt damit 229 $ über dem Fünf-Jahres-Wert (1.389 $/FEU). Einbußen gab es lediglich ostgehend zwischen Rotterdam und Schanghai.
Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) verlor dagegen 26 Punkte und rutschte unter die Marke von 1.000 Punkten (989). Die Einbußen in den wichtigen Fahrtgebieten waren aber (noch) minimal. (KF)