Brief an Minister Maas: Maritime Verbände kritisieren Reisewarnung

Die vom deutschen Außenministerium kürzlich veröffentlichte Reisewarnung inklusive dem »dringenden Abraten« von Kreuzfahrten hat deutliche Kritik von Schiffsmaklern und der Kooperation Hamburg Cruise Net hervorgerufen.

[ds_preview]Mehr Augenmaß und mehr Sachlichkeit in der Corona-Krise – so lassen sich die Forderungen vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) und der Kreuzfahrt-Interessenvertretung aus der Elbmetropole zusammenfassen, die sie jetzt ein einem Brief an Minister Heiko Maas zum Ausdruck gebracht haben. Der HANSA liegt das Schreiben vor. Es ist von »großer Irritation« die Rede.

Die erneuerten beziehungsweise angepassten Reisewarnungen vom Außenministerium sorgen nicht nur international für Aufsehen. Touristen sorgen sich um ihren Urlaub, Geschäftsleute um ihre Kontakte. Angesichts der regional neu auftretenden Infektionsherde ist ein Ende der Einschränkungen zudem nicht wirklich absehbar.

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Heiko Maas (Foto: SPD)

Eine Branche, die von Anfang an besonders hart betroffen war, ist die Kreuzfahrt. Sie ist nun auch Bestandteil der jüngsten Reisewarnung aus dem Außenministerium. Es wird »von der Teilnahme an Kreuzfahrten aufgrund der besonderen Risiken dringend abgeraten.«

»Es ist wirklich schade«

Das ist dem VHBS und Hamburg Cruise Net nun zu pauschal. Man habe entsprechend um »etwas mehr Sachlichkeit in der Debatte um den Wiederbeginn von Kreuzfahrten« gebeten, heißt es in einem Statement. Betont wird der Wirtschaftsfaktor Kreuzfahrt. Zusammen mit den betroffenen Dienstleistern trage die Branche wesentlich zur Wertschöpfung in Norddeutschland bei, den Angaben zufolge allein in Hamburg mit etwa 500 Mio. € pro Jahr bei über 200 Anläufen. Daher könne man auch »eine sachliche Prüfung von neuen Hygieneplänen anstatt pauschaler Branchen-Warnungen« erwarten.

Der VHBS-Geschäftsführer Alexander Geisler sagt: »Es ist wirklich sehr schade, dass das Auswärtige Amt die laufenden Vorbereitungen der Branche zum Neustart der Hochseekreuzfahrt nicht wahrnimmt. Hier entstehen interessante Konzepte, in enger Abstimmung mit den Hafenbehörden und den hafenärztlichen Diensten.«

»Schwer nachvollziehbar«

Christine Beine, Geschäftsführerin Hamburg Cruise Net, nennt es »schwer nachvollziehbar«, dass mehrstündige Flüge unter Ausnutzung aller Mittelplätze problemlos möglich seien, »vor Kreuzfahrten aber ohne Prüfung der umfassenden neuen Hygienekonzepte für die land- und schiffsbezogenen Prozesse pauschal gewarnt wird.«

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Viele Kreuzfahrtschiffe warten in der Corona-Krise – wie hier vor Helgoland – auf Beschäftigung (Foto: Hero Lang)

In dem Schreiben bringen VHBS und Hamburg Cruise Net explizit ihren Dank an Minister Maas für sein großes Engagement im Zusammenhang mit der Rückholung deutscher Touristen und die Anpassung der Reisewarnungen zum Ausdruck.

»Selbstverständlich« würde man die Einschätzung teilen, dass die Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebs nur auf der Basis umfassender Hygienekonzepte für die land- und schiffsbezogenen Prozesse sowie Notfallplänen und routenspezifischen Angaben erfolgen kann. Es könne aber nicht so getan werden, alles würde die Kreuzfahrtbranche nichts alles daran setzen, wieder zeitnah sichere Reisemöglichkeiten anzubieten.

Verweis auf Reisen im Schengen-Raum

Die Verbände fordern daher, dass – wie bei den Flusskreuzfahrten – ein Neustart auch in der Hochseekreuzfahrt grundsätzlich möglich sein sollte, sofern überzeugende Hygienekonzepte vorgelegt werden können. Verwiesen wird auch darauf, dass zunächst mit Kurzreisen innerhalb der EU und des Schengen-Raumes begonnen werden soll. »Auch in Anbetracht der notwendigen wirtschaftlichen Stabilisierung möchten wir Sie dringend bitten, von einer grundsätzlichen Warnung vor Kreuzfahrten abzusehen«, heißt es in dem Schreiben weiter.