Pandemie gut fürs Geschäft? Die Containerlinienreedereien verdienen trotz dem Nachfragerückgang mehr Geld als seit langem, gleichzeitig verschlechtert sich das Verhältnis zu den Kunden.
In seiner jüngsten Container-Prognose [ds_preview]schätzt das maritime Beratungsunternehmen Drewry, dass die Branche im 1. Quartal 2020 einen operativen Gewinn (EBIT) von rund 1,4 Mrd. $ und eine Gewinnmarge von 3,2% erzielt hat. Das entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahresquartals entspricht.
Nach Einschätzung von Drewry deuten alle Anzeichen darauf hin, dass die Reedereien die Coronakrise und den folgenden Marktschock nicht nur »abgewettert« haben, sondern sogar davon profitieren. Denn die Frachtraten steigen sogar, eine Reihe von Unternehmen hat ihre Quartals- und Jahresprognosen inzwischen nach oben korrigiert.
Andere Akteure in der Schifffahrt leiden hingegen. Schiffseigner mussten im gleichen Zeitraum erleben, wie die Charter-Nachfrage und die Raten zusammenbrachen, während Ladungseigner mit höheren Transportkosten, aber geringerer Servicequalität zu kämpfen hatten, heißt es bei Drewry.
Trotz deutlich reduzierten Bunkerkosten im zweiten Quartal sei die Kostenersparnis kaum weitergereicht worden. Wie Drewry berichtet, nutzten die Linienreedereien ihre Marktmacht, um Bunkerzuschläge mit der Androhung von roll-overs aufrechtzuerhalten.
Die Reedereien beginnen nun damit, Kapazitäten in den zuvor am stärksten ausgedünnten Fahrtgebieten, etwa im Pazifik, wieder aufzubauen, um die unerwartet hohe Nachfrage zu befriedigen. Dabei werden etliche zuvor gestrichene Abfahrten wieder in den Fahrplan aufgenommen.
Die Drewry-Experten gehen davon aus, dass die Frachtraten im zweiten Halbjahr nachgeben werden, da die Reedereien vorsichtig wieder Kapazität in ihren Netzwerken aufbauen. Einen großen Einbruch bis auf ein unwirtschaftliches Niveau sei aber nicht zu erwarten.