Die Hamburger Reedereigruppe DAL/ John T. Essberger muss der Corona-Pandemie mit einer Flottenanpassung Tribut zollen: Das Bulker-Geschäft wird aufgegeben.
[ds_preview]Das Unternehmen bestätigte der HANSA heute, dass man sich künftig »ganz auf das Kerngeschäft konzentriert«: die Chemikalien- und Containerschifffahrt. Als Begründung heißt es: »Im Hinblick auf die andauernde Schwäche des Bulker-Marktes hat sich Essberger Dry Cargo entschlossen, auch die beiden verbleibenden Schiffe zu verkaufen.«
Nachdem die »Swakop« bereits abgegeben wurde – sie fährt mittlerweile für Asia Energy Logistics als »Asia Energy« – gab Essberger nun auch die 2013 gebauten Handysize-Frachter (34.000 tdw) »Zambesi« und »Selinda« ab. Letztere soll von der Reederei Nordic Hamburg übernommen worden sein. Der Kaufpreis ist nicht bekannt, Makler berichten von knapp 8,9 Mio. $ und damit nur knapp unter Marktwert, der von VesselsValue auf 9,45 Mio. $ taxiert wird.
Die Flotte der Gruppe umfasst aktuell noch vier Containerschiffe und rund 30 Chemikalientanker. Eine mögliche Rückkehr in die Bulker-Schifffahrt wird allerdings nicht ausgeschlossen: »Die Massengutfahrt hat bei Essberger eine lange Tradition und wird auch weiterhin eine Option bleiben«, so das Statement.
Der Konzern Deutsche Afrika-Linien/John T. Essberger (DAL/JTE) wurde 1924 von John Theodor Essberger gegründet. Heute besteht er aus den Deutschen Afrika-Linien – DAL mit traditionellen Liniendiensten nach Süd- und Ostafrika und in den Indischen Ozean sowie aus der Tankerreederei John T. Essberger mit den Geschäftsbereichen Shipmanagement, Chemikalientanker und bis zuletzt Bulk. Ende 2019 war mit Ken Sörensen ein neuer Geschäftsführer geholt worden.
Die Reedereigruppe wurde – wie viele Unternehmen – von der Corona-Pandemie und den Auswirkungen auf die Handelsmärkte hart getroffen. Sie seien ein schmerzlicher Rückschlag in den Bemühungen, für die Unternehmensgruppe im Jahr 2020 akzeptable Ergebnisse zu erzielen, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Eberhart von Rantzau in einer Mitteilung. Trotz der Anzeichen, dass es bald vorbei sein könnte, könne man sich nicht einfach auf die Hoffnung verlassen, dass es morgen besser wird. »Wir werden also unsere ganze Kraft einsetzen müssen, um uns dieser Herausforderung zu stellen, indem wir unsere Arbeitsweisen und unsere Flotte weiter anpassen«, schreibt er.
Auch die Tanker-Flotte ist davon nicht ausgenommen. So wurden zwei ältere Schiffe verkauft, zwei weitere aufgelegt. Das geplante Neubauprogramm für 6.600-Tonnen-Tanker soll zwar fortgesetzt werden, allerdings »in einem langsameren Tempo«.
Im Linienverkehr ist der Südafrika-Dienst infolge des Absturzes des Frachtvolumens und der in Kapstadt aufgrund von Covid-19 auferlegten Beschränkungen stark beeinträchtigt. »Wir konzentrieren uns derzeit darauf, unsere Fahrpläne zu koordinieren und uns darauf vorzubereiten, dass die Automobilindustrie in Südafrika die Produktion wieder aufnehmen kann, wann immer dies geschehen wird«, schreibt von Rantzau weiter.