DNV GL Maritime Knut Orbeck Nilssen
Knut Ørbeck-Nilssen, CEO of DNV GL – Maritime (Foto: DNV GL)
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Die Klassifikationsgesellschaft DNV GL hat die vierte Ausgabe ihres »Maritime Forecast to 2050« veröffentlicht. Es gibt auch eine klare Empfehlung, was die Kraftstoffwahl für aktuelle Neubauten angeht.

[ds_preview]Der Zweck des »Maritime Forecast to 2050« ist es, Schifffahrtsakteuren, insbesondere Reedereien, zu helfen, die technologischen, regulatorischen und marktbezogenen Unsicherheiten in der Branche zu bewältigen und die Schifffahrt auf den Weg der Dekarbonisierung zu bringen. Sie basiert auf 30 Szenarien, die die zukünftige Flottenzusammensetzung, den Energieverbrauch, den Brennstoffmix und die CO2-Emissionen bis 2050 vorhersagen. Sechzehn verschiedene Treibstoffarten und zehn Treibstoff-Technologiesysteme wurden modelliert.

»Das Perfekte ist der Feind des Guten, und deshalb können wir nicht auf eine ideale Lösung warten und riskieren, überhaupt keine Fortschritte zu machen.«

Knut Ørbeck-Nilssen,
CEO, DNV GL – Maritime

»Die große Herausforderung unserer Zeit ist es, einen Weg zur Dekarbonisierung zu finden«, sagte Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von DNV GL – Maritime in der virtuellen Pressekonferenz. »Die Reduzierung der THG-Emissionen wird zum Entscheidungsfaktor für die Zukunft der Schifffahrtsindustrie.«

Der Druck zu Handeln wächst. Eine breite Palette von Szenarien mit verschiedenen Treibstoffarten und Technologien solle dazu beitragen, einen Weg in die Zukunft aufzuzeigen, heißt es.

Wahl des Treibstoffs wesentlicher Faktor

Die DNV-GL-Prognose identifiziert die Wahl des Treibstoffs als den wesentlichen Faktor für die Dekarbonisierung der Schifffahrt. Die Branche stehe am Anfang einer Übergangsphase, in der sich neben den konventionellen Kraftstoffen viele potenzielle Optionen abzeichnen. Somit stelle die Wahl des richtigen Motors und Treibstoffs potenzielle Risiken für die Vermögenswerte und das Ertragspotenzial dar. Wenn man die Auswirkungen der Verfügbarkeit, der Preise und der politischen Vorgaben berücksichtige, werde die Wahl noch komplexer.

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Um das Bild klarer zu machen, bildet die maritime Prognose mehrere Szenarien ab. Daneben wird eine detaillierte Analyse eines Panamax-Bulker-Neubaus geliefert. Durch »Stresstests« von Technologieentscheidungen werden Leistung und CO2-Robustheit für den Schiffsentwurf untersucht.

Klare Gewinner?

Die 30 Szenarien führen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen für den Brennstoffmix in der Flotte. In den Szenarien ohne Dekarbonisierungsambitionen dominieren schwefelarmes Heizöl, Schiffsgasöl und LNG. Im Rahmen der Dekarbonisierungspfade erreichen eine Vielzahl von kohlenstoffneutralen Kraftstoffe im Jahr 2050 einen Marktanteil zwischen 60% und 100%.

»Die kohlenstoffneutrale Zukunft beginnt mit Gas. Gas ist die beste Treibstoffwahl für die nächsten ein oder zwei Schiffsgenerationen.«

Knut Ørbeck-Nilssen

Unter den Dekarbonisierungsszenarien ist es schwierig, klare Gewinner zu identifizieren. Fossiles LNG gewinnt einen bedeutenden Anteil, bis die Vorschriften 2030 oder 2040 verschärft werden. Bio-MGO, e-MGO, Bio-LNG und e-LNG tauchen als Drop-in-Treibstoffe für bestehende Schiffe auf. Bis 2050 haben E-Ammoniak, »blauer« Ammoniak und Bio-Methanol einen hohen Marktanteil und sind auf lange Sicht die vielversprechendsten kohlenstoffneutralen Kraftstoffe.

Ein überraschendes Ergebnis ist die relativ begrenzte Aufnahme von Wasserstoff als Schiffstreibstoff, was sowohl auf den geschätzten Preis als auch auf die hohen Investitionskosten für Motor und Treibstoffsysteme zurückzuführen ist. Wasserstoff spielt jedoch eine integrale Rolle als Baustein bei der Herstellung mehrerer kohlenstoffneutraler Kraftstoffe wie E-Ammoniak, »blauer« Ammoniak und E-Methanol, die alle im Rahmen der Entkarbonisierungspfade ein signifikantes Wachstum erfahren. Er kann auch Nischenanwendungen für einige Schiffstypen, wie Fähren und Kreuzfahrtschiffen, sowie in bestimmten Regionen finden, wo in die lokale Produktion und Verteilung investiert wird. Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.