© Eurogate

Europas größter Containerterminal-Betreiber Eurogate reagiert auf Marktdruck und operative Verluste mit rigiden Sparmaßnahmen und dem Abbau von Arbeitsplätzen.

Die von Allianzen[ds_preview] geprägte internationale Containerschifffahrt mit harten Preiskämpfen stellt die Eurogate-Gruppe nach eigenen Angaben vor »existenzielle Herausforderungen«. Während die Reedereien trotz Corona zuletzt glänzend verdienten, rechnet Europas führende Terminal-Gruppe mit starken operativen Verlusten.

Bis Ende des 3. Quartals waren es bereits -23 Mio. €, teilte das Unternehmen mit. Das entspricht ziemlich genau dem für 2019 ausgewiesenen EBT (Gewinn vor Steuern) von 23,99 Mio. € bei einem Umsatz von 282 Mio. €.

Produktivität zu gering

Unter dem Namen »Zukunft Eurogate« schlägt das Joint Venture der Bremer BLG mit der Hamburger Eurokai daher einen rigiden Sparkurs ein. Die Personal- und Sachkosten sollen dauerhaft um 84 Mio. € reduziert werden. Investitionen in die Digitalisierung und in eine moderne Technik sollen gleichzeitig die Produktivität deutlich steigern.

Denn im Vergleich mit den europäischen Konkurrenzhäfen Antwerpen und Rotterdam seien die Eurogate-Terminals längst ins Hintertreffen geraten – sowohl bei den Personalkosten, in der Produktivität der Containerbrücken als auch beim Personaleinsatz bei der Abfertigung eines Schiffes (»Gangstruktur«). Während Containerbrücken in Antwerpen im Durchschnitt 30 bis 32 Bewegungen pro Stunde schafften, seien es bei Eurogate 20 bis 25 »Moves«. Als »alarmierend« bezeichnet die Geschäftsführung den Rückstand. Zusätzlichen Druck üben die aufstrebenden Häfen in der Ostsee (Danzig) und im Mittelmeer (Koper, Piräus, Valencia) aus, heißt es weiter.

Nun auch betriebsbedingte Kündigungen?

Das hat nun auch Folgen für die rund 1.650 Eurogate-Mitarbeiter. Wie viele Beschäftigte, soweit möglich »sozialverträglich«, gehen müssen, soll mit Betriebsrat und Gewerkschaft noch ausgehandelt werden. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden, seien aber nicht ausgeschlossen.

»Die nächsten Monate entscheiden über die Zukunft von Eurogate. Wir müssen uns jetzt verändern, um unsere Eigenständigkeit zu bewahren und auch künftig noch eigene unternehmerische Entscheidungen treffen zu können«, werden Thomas Eckelmann und Michael Blach als Vertreter der Gruppengeschäftsführung zitiert.

Über 100 verschiedene Einzelmaßnahmen

Insgesamt besteht das jetzt den Arbeitnehmervertretungen vorgestellte Paket aus mehr als 100 verschiedenen Einzelmaßnahmen. Weniger Personalkosten, optimierte Führungsstrukturen und mehr Kundenorientierung sind drei der wesentlichen Bausteine der als nötig erachteten Restrukturierung, die von einem internen »Transformation Office« unter Leitung des kürzlich berufenen Sanierungsbeauftragten Thorsten Schütt und unter Einbeziehung interner Experten erarbeitet worden sei.

»Es wird schmerzhafte Einschnitte geben«, lautet die Ankündigung von Blach und Eckelmann. Und sie lassen eine dramatische Aussage folgen: »Unser oberstes Ziel ist dabei der Erhalt und Fortbestand des Unternehmens und damit auch der Häfen in Deutschland.« Zu den vor einiger Zeit eingeläuteten Gesprächen mit der Hamburger HHLA über eine Fusion des Containergeschäfts in Deutschland blieben weitere Hinweise vorerst aus.