Spessart, Tanker, Marine
Der Tanker »Spessart« (Foto: Marine)

Die geplante Ausschreibung für zwei neue Marinetanker bleibt in der Schwebe. Grund ist die Beschwerde der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) gegen das Vergabeverfahren.

Laut Beschluss des Oberlandesgerichts [ds_preview]Düsseldorf bleibt die aufschiebende Wirkung der von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft erhobenen Beschwerde im Vergabeverfahren »Marinetanker« bestehen und wird noch einmal verlängert. Vorerst darf der Auftrag nicht vergeben werden.

Die Werft fordert eine Nachprüfung. »Mit dem bei der Vergabekammer des Bundes eingereichten Antrag wollen wir die rechtswidrige Direktvergabe unterbinden«, sagt Philipp Maracke, Geschäftsführer der FSG.

Zwei neue Flottentanker sollen die Vorgänger der Rhön-Klasse von 1974 ersetzen. Anders als ursprünglich geplant, hatte es jedoch keine europaweite Ausschreibung gegeben, nachdem die Vergabe der MKS 180-Projekts an Damen für Proteste gesorgt hatten. Stattdessen hatte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mehrere deutsche Werften zur direkten Abgabe eines Angebots aufgefordert. Die FSG wurde nicht daran beteiligt – und legte daraufhin Protest gegen das aus ihrer Sicht »rechtswidrige« Verfahren ein.

FSG kämpft um Auftrag

Man sei »willens und vor allem auch technisch in der Lage, die Tanker für die Marine zu bauen“, heißt es auf Seiten der FSG. Nach ihrer Umstrukturierung sei die Werft zudem auch »finanziell wieder in bester Verfassung«, heißt es weiter.

Neben der größeren Ladekapazität sollen die neue Schiffe auch eine höhere Geschwindigkeit von 20 kn erreichen, um besser mit dem Tempo von Fregatten mithalten zu können. Die alten Tanker »Rhön« und »Spessart« schaffen nur 16 kn.

Die größeren Neubauten werden 170 m lang bei einer Verdrängung von 20.000 t. Allerdings bleiben sie beim gleichen Tiefgang wie ihre Vorgänger: 8 m. Damit können sie weiter im Marinestützpunkt Wilhelmshaven festmachen, ohne dass der Hafen vertieft werden müsste. Auch die neuen Flottentanker werden eine zivile Besatzung haben. Die Größe der Crew wird jedoch von 42 auf 20 Besatzungsmitglieder sinken.

Mit den neuen Schiffen will die Marine nach eigenen Angaben sicherstellen, dass Deutschland künftig die Verpflichtungen gegenüber der NATO in der Marinelogistik einhalten kann: Dafür werden ab 2024 insgesamt fünf »Logistics Ships Small« benötigt – neben den drei Einsatzgruppenversorger eben auch die zwei neuen Flottentanker, die dann einsatzbereit sein sollen.

Alte Tanker bereiten Probleme

Die veralteten Tanker »Rhön« und »Spessart« hatten in der jüngeren Vergangenheit für eine ganze Reihe von Negativschlagzeilen gesorgt. Zwischenzeitlich mussten die 1974 gebauten Betriebsstofftransporter sogar in Gänze aus dem Verkehr gezogen und still gelegt werden. Geplante NATO-Einsätze mussten abgesagt werden. Die wieder erteilte Zulassung ist zunächst nur bis Ende 2019 befristet. Die technische Wartung der alten Einheiten kostet mittlerweile rund 20 Mio. € im Jahr.

Ein grundlegendes Problem ist zudem die Bauweise, sprich die Einstufung als Einhüllen-Tanker – auch wenn zumindest ein Teil des Rumpfes doppelwandig ausgelegt ist. »Rhön« und »Spessart« dürfen deswegen in einigen Ländern keine Häfen mehr anlaufen, beispielsweise in den USA.