Das weltweite Orderbuch ist nach einem deutlichen Minus zu Beginn der Corona-Pandemie zuletzt wieder stärker gefüllt worden. Ein Fokus liegt auf alternativen Antrieben, die mittlerweile für knapp ein Drittel der bestellten Neubauten gewählt wurden.
[ds_preview]In einem schwierigen Jahr für die Schiffbauer sanken die Aufträge um ein Drittel, aber eine Flut von Aufträgen zum Jahresende trug zum aktivsten Quartal seit Anfang 2018 bei, heißt es im heute veröffentlichten Marktbericht vom Branchendienst Clarkons. Die weltweite Schiffbau-Produktion sank demnach auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Mit immer noch über 85 % des Niveaus von 2019 würden die Werften angesichts der Herausforderungen des Covid-19-Virus und der anhaltenden Konsolidierung allerdings eine gute Widerstandsfähigkeit zeigen. Im Zuge der »Green Transition« stiegen die Aufträge für alternative Kraftstoffe auf 29 % des Orderbuchs.
Kreuzfahrteinbruch drückt Wert des Orderbuchs
Die Gesamtproduktion sank im vergangenen Jahr auf 28,7 Mio. CGT – ein Rückgang von 15% gegenüber dem Vorjahr – auf den niedrigsten Stand seit 2005 und auf 50 % des Höchstwerts von 2010.
Die Auftragseingänge sanken um rund ein Drittel (in Tonnen), da sich die Unsicherheiten in der Wirtschaft und der Umwelttechnologie auswirkten, und um 47% im Wert. Einer der Gründe dafür ist unter anderem, dass der Markt für hochwertige Kreuzfahrtschiffe »zum Erliegen« kam, heißt es bei Clarksons. 2020 lagen die Werte den Angaben zufolge bei 19,2 Mio. CGT, 53,9 Mio. dwt und 42,4 Mrd. $.
Ein starkes viertes Quartal, das aktivste seit Anfang 2018, mit einer Reihe von hochkarätigen Großprojekten, die angekündigt wurden, hielt das Auftragsniveau deutlich über dem Tiefstand von 2016 von 14 Mio. CGT / 30 Mio. dwt.
Der Auftragseingang bei Massengutfrachtern ging um rund 50 % zurück, aber die Tanker-, Gas- und Containeraktivitäten hielten sich deutlich besser, vor allem nach Tonnage und nicht nach Stückzahlen, was den Fokus auf größere Schiffe und Projektgeschäfte widerspiegelt.
Regionale Verteilung
Chinesische Werften behielten nach Berechnungen des Branchendiensts auch 2020 ihre führende Marktposition im »Output« mit einem Anteil von 37% nach CGT, gefolgt von Korea (31 %), Japan mit 22 % (ein Rückgang von 25 %) und Europa mit 7% (- 8 %). Bei Auftragseingang lagen die südkoreanischen Werften mit, mit 43% der Aufträge gegenüber 41% in China.
Die Preise für Neubauten sanken im Laufe des Jahres um etwa 5 %. Als »noch besorgniserregender« für die Werften wird hingegen der Rückgang des Auftragsbestandes um 19% beziehungsweise 13% auf 160,5 Mio. dwt und 70,9 Mio. CGT bewertet. »Bezogen auf den Anteil an der fahrenden Flotte befindet sich dieser Auftragsbestand nun auf dem niedrigsten Stand seit 31 Jahren (7 %)«, heißt es weiter.
Die Konsolidierung der Werften setzte sich unterdessen fort: Die Zahl der »aktiven« Betriebe fiel um 14% auf 358. Betrachtet man nur die Werften, die Schiffe mit mehr als 20.000 tdw bauen, wird ein Minus von 7% auf 118 Betriebe sichtbar. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt des Schiffbaus gab es in diesem Bereich 322 aktive Werften.
Green Shipping auf dem Vormarsch
31% der neuen Aufträge nach Tonnage entfallen auf Schiffe, die auf die Nutzung von alternativen Kraftstoffen ausgelegt sind. Während LNG und (bei LPG-Tankern) LPG-Kraftstoff an Zugkraft gewonnen haben, bleiben Entscheidungen über den Antrieb »tricky«, insbesondere für Investoren, die sich auf spekulative Aufträge für mittelgroße Schiffe konzentrieren, meint Clarksons-Autor Stephen Gordon.
Die Daten würden zudem zeigen, dass immer mehr energiesparende Technologien (ESTs) in Neubauten eingebaut werden: »Wir sehen diesen Trend auch bei Nachrüstungen und erwarten, dass dies zu einer erhöhten Nachfrage von Reparaturwerften führen wird – insbesondere im Hinblick auf die kurzfristigen Maßnahmen der IMO 2030«, so Gordon weiter.
Trotz der aktuellen technologischen Unsicherheiten und dem zunehmenden Fokus auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen würden die Clarksons-Prognosen weiter auf einen »starken zukünftigen Flottenerneuerungsbedarf« hindeuten. Nach einem Jahr mit den operativen Herausforderungen durch Covid-19 und einer daraus folgenden »Auftragsdürre« in der ersten Jahreshälfte gebe es daher einige Chancen für Werften und Zulieferer rund um den grünen Wandel.