2020 haben Kriminelle in asiatischen Gewässern deutlich öfter zugeschlagen als im Vorjahr. 97 an das ReCAAP Information Sharing Centre gemeldete Vorfälle entsprechen einem Anstieg um 17 %.
[ds_preview]Das ReCAAP Information Sharing Centre (ISC) hat heute seinen Jahresbericht 2020 veröffentlicht. Demnach wurden im Jahr 2020 wurden in Asien insgesamt 97 Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen gemeldet, davon 95 »tatsächliche Vorfälle« und zwei »versuchte Vorfälle«. Dies entspricht einem Anstieg umn 17 % bei der Gesamtzahl der Vorfälle und einem Anstieg von 32 % bei den »tatsächlichen Vorfällen« im Vergleich zu 2019.
Der Anstieg erfolgte in den Gewässern von Bangladesch, Indien, den Philippinen, Vietnam, im Südchinesischen Meer und in der Straße von Singapur. Von den 97 Vorfällen waren 93 bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe, während es sich bei vier Vorfällen um Piraterie handelte. Trotz der Zunahme blieb der Schweregrad (Gewalt gegen die Besatzung, gestohlene Gegenstände) moderat. Es gab einen CAT1-Vorfall (der schwerste), während 74 % der Vorfälle CAT4 waren (Täter nicht bewaffnet und Besatzung nicht verletzt).
Besorgniserregende Gebiete
In der Straße von Singapur ereigneten sich insgesamt 34 Vorfälle, im Vergleich zu 31 im Jahr 2019, von denen 30 in der östlichen Fahrspur des Verkehrstrennungssystems (Traffic Separation Scheme, TSS) stattfanden.
In der Sulu-Celebes-See gab es einen Fall der Entführung von Besatzungsmitgliedern. Die Bedrohung durch die Entführung von Besatzungsmitgliedern besteht jedoch weiterhin in diesem Gebiet. Seit März 2016 wurden in diesem Gebiet insgesamt 86 Besatzungsmitglieder entführt. Bis heute befinden sich vier von ihnen noch immer in Gefangenschaft.
Bereiche der Verbesserung
ReCAAP meldet eine »gewisse Verbesserung« an Ankerplätzen in China (kein Vorfall im Jahr 2020 im Vergleich zu drei im Jahr 2019) und Malaysia (drei Vorfälle im Jahr 2020 im Vergleich zu acht im Jahr 2019). Einige Täter wurden in Bangladesch, Indien, Indonesien, auf den Philippinen und in der Straße von Singapur verhaftet.
»Die COVID-19-Pandemie hat die Bedeutung der Schifffahrt für den globalen Handel verstärkt. Der 32-prozentige Anstieg der tatsächlichen Vorfälle im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr ist eine deutliche Erinnerung daran, dass mehr getan werden muss, um die Sicherheit des Seeverkehrs zu erhöhen und das Wohlergehen der Besatzung zu schützen«, sagt Masafumi Kuroki, Executive Director des ReCAAP ISC.
»Neben Wachsamkeit, rechtzeitiger Meldung durch die Schiffe, verstärkten Patrouillen durch die Vollzugsbehörden sowie der Zusammenarbeit zwischen den Anrainerstaaten glauben wir, dass die Verhaftung und Strafverfolgung der Täter eine wesentliche Abschreckung ist, um die Zunahme der Vorfälle zu stoppen. Wir appellieren an die Anrainerstaaten, Bagatelldiebstähle und Seeräubereien ernst zu nehmen, denn wenn man Kriminelle ungestraft ihr Verbrechen fortsetzen lässt, ermutigt man sie nur, ihre Taten zu eskalieren«, so Kuroki.
Gestern hatte bereits das Pitraterie-Meldezentrum der Internationalen Handelskammer ICC einen neuen Höchststand bei schweren Piraterievorfällen im Golf von Guinea, Westafrika, gemeldet.