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Das Marine-Segelschulschiff »Gorch Fock« schwimmt nach Monaten an Land erstmals wieder auf eigenem Kiel. Bis Mai will Lürssen die Sanierung fristgerecht abschließen.

Masten aufstellen, [ds_preview]Rumpf beschichten, Wellenanlage einbringen, Motor instandsetzen – über Monate hatten mehr als 150 Mitarbeiter, die »Gorch Fock« wieder fit zu machen. Heute wurde die Bark über den Synchrolift erfolgreich zu Wasser gelassen und zum Lürssen-Standort nach Lemwerder überführt. Dort soll jetzt die Endausrüstung erfolgen.

Chronik

Dezember 2015: Die »Gorch Fock« geht in die Elsflether Werft. Geplante Kosten der  Grundinstandsetzung: 10 Mio. €.

2016: Nach Beginn der Arbeiten werden weitere gravierende Schäden entdeckt. Es folgen ein Baustopp und eine neue »Wirtschaftlichkeitsbetrachtung«.

2017: Die Überprüfung ergibt eine Kostensteigerung auf 75 Mio. €. Die Sanierung wird jedoch fortgesetzt.

Dezember 2018: Die geschätzten Kosten liegen jetzt bei 135 Mio. €. Gegen die Vorstände der Werft und gegen einen Mitarbeiter des Wilhelmshavener Marinearsenals ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs, Untreue und Korruption. Das Berliner Verteidigungsministerium verhängt einen Bau- und Zahlungsstopp.

Februar 2019: Die Elsflether Werft rutscht in die Insolvenz.

April/Mai 2019: Es wird diskutiert, die Sanierung zu stoppen und einen Neubau zu bestellen. Letztlich wird die »Gorch Fock« bei der Bredo Werft ausgedockt.

Juli 2019: Die Arbeiten an der Gorch Fock werden zunächst auf der Fassmer-Werft fortgesetzt. Danach sichert sich aber Lürssen den Sanierungsauftrag und kauft im Oktober 2019 die Elsflether Werft.

April 2020: Aus für Elsflether Werft

März 2021: Die »Gorch Fock« schwimmt wieder und soll im Mai saniert abgeliefert werden.

Eine scheinbar ewig währende Skandalgeschichte um explodierende Kosten, ungeplante Verzögerungen, Untreue-Vorwürfe gegen die Leitung der ursprünglich beauftragen Elsflether Werft und Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe scheint doch noch ein gutes Ende zu nehmen. Ende Mai soll der Traditionssegler nach Auskunft von Lürssen an die Marine übergeben werden und wieder Segel setzen können.

»Durch die Verbundenheit unseres Hauses mit der Marine waren wir uns schnell einig, unser Knowhow zu nutzen, um die ›Gorch Fock‹ wieder unter Segel zu setzen«, sagte Tim Wagner, Geschäftsführer der Fr. Lürssen Werft, nach dem erfolgreichen Stapellauf. Lürssen hatte die Instandsetzung des Segelschulschiffes im Oktober 2019 übernommen und dabei die benachbarte Fassmer-Werft ausgestochen.

Zuvor hatte es spätestens ab Ende 2018 über anderthalb Jahre lang rund um die Sanierung der »Gorch Fock« nur Hiobsbotschaften und negative Schlagzeilen gegeben (siehe Chronik). Bau- und Zahlungsstopps, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, offene Rechnungen bei der Bremerhavener Bredo-Werft, Prüfung eines Neubaus als Ersatz etc. pp.

Aber auch Lürssen selbst hatte, nachdem der Sanierungsauftrag übernommen wurde, mit Problemen zu kämpfen Aufgrund teils unvollständiger Bauunterlagen mussten zahlreiche schiffbauliche Arbeiten neu konzipiert werden. Der vorangegangene mehrmonatige Baustopp infolge der Insolvenz der Elsflether Werft kam einem Projektneuanfang gleich, so Wagner. Dazu wurde die zwischenzeitlich übernommene Elsflether Werft endgültig geschlossen.

Das Fazit fällt jetzt aber positiv aus: Der Auftrag sei entsprechend dem Änderungsvertrag mit der Marine einschließlich einer neuen Leistungsbeschreibung und verbindlichen Zielvorgaben bislang gemäß Zeitplan erfüllt worden.

Gorch Fock II

  • Baujahr: 1958
  • Werft: Blohm & Voss in Hamburg
  • Länge: 89 m
  • Breite: 12 m
  • Masten: 3, 39,80-45,30 m hoch
  • Segel: 23
  • Segelfläche: 1.782 m²
  • Geschwindigkeit: 17 kn (unter Segeln), 10 kn (unter Motor)
  • Maschinen: 1.660 PS
  • Stammbesatzung: 162
  • Kadetten: 80