Die Rufe nach einer schnellen Corona-Impfung für Seeleute werden auch in Deutschland lauter. Die deutsche Seemannsmission nimmt die Politik in die Pflicht.

[ds_preview]In einem heute veröffentlichen Aufruf wird die Politik aufgefordert, »zeitnah die praktischen Voraussetzungen für die Durchführung der Impfung von Seeleuten in Deutschland zu schaffen und sich weltweit für die Impfung von Seeleuten aller Nationen einzusetzen«.

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Einige UN-Organisationen und die europäischen Reeder hatten sich mit entsprechenden Vorstößen bereits an die Öffentlichkeit gewandt. Heute sagt auch Pastor Christoph Ernst, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission: »Über eine Million Seeleute leben monatelang isoliert auf den Meeren und können in der Pandemie auch in den Häfen ihre Schiffe kaum verlassen. Als Seemannsmission erwarten wir, dass Seeleute schnellstmöglich Zugang zur Impfung gegen Corona erhalten. Selbstverständlich bieten wir mit unseren Seemannsheimen und -clubs und unseren Mitarbeitenden Unterstützung bei der Impfung von Seeleuten an, wo immer es möglich ist.«

Die im Dezember von der UNO beschlossene Resolution zur Anerkennung der Seeleute als systemrelevante »key workers« könne nur ein erster Schritt sein, jetzt müssen Taten folgen.

»Inakzeptabel«

Clara Schlaich, Präsidentin Deutsche Seemannsmission betonte: »Als Ärztin bin ich besorgt darüber, dass es für Seeleute viele Barrieren gibt, den Impfstoff in ihren Heimatländern und in den Häfen zu erhalten. Das ist inakzeptabel, denn Seeleute sind durch die Reisetätigkeit besonders gefährdet, sich anzustecken. Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 ist es an Bord von Frachtschiffen kaum möglich, ein infiziertes Besatzungsmitglied adäquat zu behandeln. Es ist eine bittere Realität, dass während der Pandemie in vielen Häfen der Welt erkrankte Seeleute nicht von Bord dürfen.«

Brief an Jens Spahn

Vor kurzem hatte die Deutsche Seemannsmission zusammen mit anderen Sozialpartnern Gesundheitsminister Jens Spahn in einem Brief aufgefordert, eine schnellstmögliche Corona-Impfung von Seeleuten deutscher Schiffe zu ermöglichen. Jetzt sei die Politik gefordert, die im Dezember von der UNO-beschlossene Resolution zur Anerkennung der Seeleute als systemrelevante »key workers« umzusetzen. Schon im Dezember hatten die maritimen Sozialpartner darauf hingewiesen. Dennoch habe sich die schwierige Lage bei der Ablösung von Besatzungsmitgliedern und den weltweiten Reiserestriktionen nicht grundlegend verändert.

»Seeleuten müssen endlich ohne überlange Dienstzeiten zu ihren Familien zurückreisen dürfen. Ein Schiff kann nur funktionieren und seinen wichtigen Beitrag in dieser Pandemie leisten, wenn alle Seeleute jederzeit voll einsatzfähig sind. Dazu gehört auch, dass Seeleute unsere gesellschaftliche Wertschätzung für ihren Einsatz an Bord spüren«, heißt es heute.