Auf der norwegischen Fjellstrand-Werft hat der Bau der weltweit ersten vollelektrischen Passagier-Schnellfähre begonnen. Besonders macht das Schiff auch der modulare Konstruktionsansatz.
Der Katamaran, der rund 150 Passagiere befördern kann, wird 31 m lang sein und eine Breite von 9 m haben. Mit zwei Elektromotoren und einer Batterie mit einer Kapazität von 1,5 MWh und einer Ladeleistung von mehr als 2 MW wird das Schiff die erste vollelektrische und emissionsfreie Schnellfähre der Welt sein, die nach dem International Code of Safety for High-Speed Crafts (HSC-Code) klassifiziert ist.
Der Neubau soll als Demonstrationsschiff des TrAM-Projekts dienen und im Frühjahr 2022 einen Probe-Passagierdienst zwischen der Stadt Stavanger und den umliegenden Gemeinden und Inseln aufnehmen, um die Projektergebnisse zu testen und zu validieren. Das Schiff ist für eine Betriebsgeschwindigkeit von 23 kn ausgelegt und wurde auf den Namen »Medstraum« getauft.
Der Aspekt der Emissionsfreiheit ist der Hauptantrieb für Kolumbus im Rahmen seiner laufenden Bemühungen, den Fußabdruck seiner öffentlichen Verkehrsmittel zu reduzieren. Das Rogaland County Council hat selbst eine Kofinanzierung in Höhe von 6,8 Mio. € für das Schiff zugesagt. Zum Projektumfang von TrAM gehört auch die Entwicklung von zwei weiteren »Replikator«-Schiffen, eines für den Fahrgastbetrieb auf der Themse in London und das andere für den Einsatz auf Binnenwasserstraßen in Belgien.
Die Projektpartner haben das Design der »Medstraum« und die hydrodynamische Leistung des Rumpfes optimiert. Sowohl der Rumpf als auch die Aufbauten werden aus Aluminium gefertigt, das nicht nur durch sein geringes Gewicht für einen niedrigeren Energieverbrauch sorgen, sondern auch leicht zu recyceln sein soll.
Neu ist auch die vereinfachte Konstruktion und Fertigung der TrAM-Schiffe, wobei die Erfahrungen des Fraunhofer IEM mit modularen Produktionstechniken aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie genutzt werden. Das Projekt zielt darauf ab, durch fortschrittliche Modularisierung die Produktionskosten und die Konstruktionsstunden für elektrische Schnellfähren um 25 % bzw. 70 % zu senken, was deren Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen soll. Die modulare Architektur ermöglicht es, einzelne Module so zu kombinieren, dass spätere Schiffe an spezifische Kundenanforderungen angepasst werden können. Die Wiederverwendung von Modulen ermöglicht zudem eine schnellere Entwicklung und Produktion.
Das TrAM-Projekt wurde von der Industrie-Cluster-Organisation NCE Maritime CleanTech initiiert und wird von Kolumbus koordiniert, dem Mobilitätsdienstleistungszweig des Bezirksrats von Rogaland. Das Projekt wurde 2018 gestartet und hat 11,7 Mio. € an Finanzmitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon2020 der Europäischen Union erhalten. Das Projekt hat auch Mittel für Verbreitungsaktivitäten vom Research Council of Norway erhalten.