Der von der MPP-Reederei Auerbach und einem Finanzpartner aufgesetzte »Company Builder« Flagship Founders hat ein weiteres Startup ausgegründet. Das Thema ist aktuell wie nie.[ds_preview]
In der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie aufwendig die Koordination von Besatzungswechseln sein kann. Aufgrund vielfältiger Reisebeschränkungen waren die Möglichkeiten zu Teil erheblich beeinträchtigt.
Die neu gegründete Tilla Systems GmbH vom Company Builder Flagship Founders hat sich des Themas angenommen und eine »smarte Plattform« für die automatisierte Planung und Durchführung von Crew Wechseln bei Frachtschiffen entwickelt, wie heute bekannt gemacht wurde. Die Organisation und Abwicklung des Besatzungswechsels sei eine logistische Herausforderung und mit hohen Kosten und einem enormen Zeitaufwand verbunden – vor allem, da viele Prozesse noch analog ablaufen und nicht zentral gesteuert würden, heißt es zur Begründung. Einen ersten Kunden aus der der deutschen Reederei-Branche gibt es bereits. die Peter Döhle Schiffahrts-KG aus Hamburg. Der offizielle Launch der Plattform ist für das vierte Quartal dieses Jahres geplant.
Flagship Founders selbst war im vergangenen Jahr aufgelegt worden – als nach eigenen Angaben »der erste Company Builder, der sich auf maritime Technologien, Logistik und Schifffahrt konzentriert«. Die Auerbach-Reederei von Lucius Bunk ist Gründungsgesellschafter, strategischer Partner ist außerdem das Berliner Venture-Capital-Unternehmen rescape.
Jährlich finden rund fünf Millionen Crew Wechsel auf Handelsschiffen statt, deren Planung die Koordination von verschiedenen Datenquellen und Beteiligten umfassen muss. »Aktuell wird dieser Prozess noch manuell gesteuert und resultiert daher häufig nicht im ökonomisch sinnvollsten Szenario«, meint Tilla-Gründer Niklas Weidmann. Die Plattform will alle Informationen, Parameter und Akteure auf einer Plattform bündeln und Methoden der intelligenten Datenanalyse nutzen, um Prozess- und Reisekosten zu sparen.
Auf Tilla werden den Angaben zufolge alle notwendigen Datenquellen mittels API-Schnittstellen integriert, eine manuelle Dateneingabe ist nicht erforderlich. Per Machine-Learning-Algorithmen werden Empfehlungen für den besten Ort und Zeitpunkt des Besatzungswechsels gegeben. Die Plattform umfasst alle Schritte von der Planung bis zum Reporting, macht sämtliche relevanten Informationen wie Reisebestimmungen oder Transportwege an einem Ort zugänglich, reagiert sofort auf kurzfristige Änderungen und schlägt geeignete Alternativen vor. »Der hohe Automatisierungsgrad ermöglicht nicht nur signifikante Einsparungen bei Zeit und Reisekosten, sondern auch einen stärkeren Fokus auf wesentliche Aspekte des Crew Managements wie das Rekrutieren und Weiterbilden von Seeleuten«, meinen die Verantwortlichen.
Die Reederei Peter Döhle lässt aktuell Erfahrungen in den Entwicklungsprozess einfließen. Zukünftig soll das System auf rund 150 Schiffen, die das Unternehmen im Crew Management betreut, eingesetzt werden. »Besatzungswechsel sind sehr kleinteilig, dynamisch und kostenintensiv und daher ein perfekter Ansatzpunkt für digitale Lösungen. Mit Hilfe von Tilla können wir alle Aufgaben rund um Crew Wechsel besser im Auge behalten, Informationen schneller und besser verarbeiten und somit mit allen Beteiligten reibungsloser zusammenarbeiten«, sagt Johann Diercks, Director Shipmanagement der Peter Döhle Schiffahrts-KG.
Zweite Ausgründung – Expansion im Blick
Tilla ist das zweite Startup des Berliner Company Builders Flagship Founders. Bereits im letzten Jahr wurde Kaiko Systems ausgegründet, das dank intelligenter Datenerfassung und -analyse den Echtzeit-Zustand eines Schiffes abbildet, Entscheidungsgrundlagen liefert und Ausfallzeiten reduzieren soll.
»Wir freuen uns, dass wir mit Tilla sowohl das konkrete Problem der kostspieligen Crew Wechsel lösen, als auch zukünftig das wichtige und häufig zu wenig beachtete Gebiet des Crewings in Gänze verbessern werden,« sagt Fabian Feldhaus, Geschäftsführer und Co-Founder von Flagship Founders. So sollen langfristig über Tilla alle wesentlichen Aspekte des Besatzungsmanagements wie das Recruiting oder die Gehaltsabrechnung abgedeckt werden. Momentan liegt der Fokus auf dem Abschluss der Produktentwicklung für den Launch im vierten Quartal, dem Aufbau von Kundenbeziehungen und dem Ausbau des Mitarbeiterteams.