Neubaubestellungen für Mehrzweckschiffe für Stückgut und Projektladung werden in diesem Jahr wohl nicht das Niveau vor der Pandemie erreichen – ganz im Gegensatz zu den konkurrierenden Sektoren der Containerschiffe und Massengutfrachter.[ds_preview]
Das maritime Beratungsunternehmen Drewry geht davon aus, dass die Neubestellungen für Mehrzweck- und Schwergutfrachter im Jahr 2021 nicht einmal das Niveau von 2019 mit knapp über 200.000 dwt erreichen werden. Im aktuellen Multipurpose Shipping Forecaster Report wird auch darauf hingewiesen, dass die 160.000 dwt neuer Tonnage, die bisher für 2021 bestellt wurden, alle für Schiffe mit einer Hubkapazität von weniger als 100 t bestimmt sind. »Dies bedeutet, dass zum ersten Mal seit einigen Jahren der Prozentsatz der bestellten Schwergut-Tonnage geringer ist als der der nicht schwergutfähigen Tonnage«, heißt es.
Besitzer von Mehrzweckschiffen seien bekanntermaßen zurückhaltend, so Drewry. »Es handelt sich um einen Nischensektor, der stark von den konkurrierenden Container- und Massengutsektoren beeinflusst wird. Es handelt sich auch um einen Sektor, für den es, wenn überhaupt, nur einen kleinen Spekulationsmarkt gibt. Die Eigner bauen, um sie zu ersetzen, oder sie tun dies mit Blick auf einen bestimmten Rohstoff/Projektvertrag«, so die Marktexperten.
Kaum mehr Slots auf Werften frei
Der Markt für Mehrzweckschiffe erlebte in den letzten zehn Jahren eine Rezession. Die Preise lagen bei oder in einigen Fällen unter den Betriebskosten. Selbst nach einer Hausse, die bisher neun Monate anhielt, gibt es nach Beobachtung von Drewry nur sehr wenig freie Mittel. Hinzu komme, dass die Werften mit Aufträgen für Containerschiffe und Massengutfrachter voll ausgelastet seien, so dass, selbst wenn die Eigner das nötige Kleingeld und den Wunsch hätten, Schiffe zu bauen, nur sehr wenige Slots zur Verfügung stünden.
Dieser Trend steht in deutlichem Gegensatz zu den Neubauzahlen der konkurrierenden segmente. Drewry meint, dass dies zu einem Zeitpunkt, an dem das Projektladungsgeschäft wieder an Fahrt gewinnen könnte, eine kurzfristige Lücke im MPP-Sektor hinterlassen könnte. Allerdings werde diese Angebotsverknappung um das Jahr 2023 herum mit dem Zustrom von Containerschiffsneubauten zusammenfallen.
Chartermarkt bremst Verschrottung
Auf der anderen Seite der Gleichung steht die Verschrottung von Tonnage. Auch hier sind die Aktivitäten sehr schwach und kamen im dritten Quartal 2021 praktisch zum Stillstand. Angesichts eines starken Chartermarkts ist dies nicht überraschend, da derzeit jedes verfügbare Schiff auf dem Meer unterwegs ist. »In der Tat haben wir unsere Erwartungen für dieses und das nächste Jahr reduziert, da wir glauben, dass der Chartermarkt eine stärkere Anziehungskraft ausüben wird als der Abbruchsektor«, so Drewry.
»Aber auch hier könnte das Jahr 2023 ein Wendepunkt sein«, heißt es. Denn dann werde das Durchschnittsalter der Flotte (Mehrzweck- und Projektschiffe zusammen) über 20 Jahre betragen. Zwar ist der größte Teil der überzähligen Tonnage kleiner als 10.000 dwt und nicht schwergutfähig, aber es wird immer noch ein erhebliches Volumen an Stückgut transportiert. »Zu diesem Zeitpunkt werden die jüngsten IMO-Bestimmungen über Treibhausgasemissionen für diese Tonnage sehr viel bedeutsamer werden, und es ist zu erwarten, dass die Abwrackungen zunehmen werden. Ohne Ersatzneubauten erwarten wir mittelfristig eine Phase des Flottenrückgangs«, so Drewry.