Sie ist vom Meer, dem Hafen und der Schifffahrt fasziniert – die Hamburger Künstlerin Jeannine Platz, die sich in ihren Kunstwerken seit über 20 Jahren immer wieder mit maritimen Motiven beschäftigt.[ds_preview]
Die Begeisterung für die Schifffahrtswelt begann als sie erstmals nach Hamburg kam und über die Elbrücken in die Hansestadt hineinfuhr: »Mein Herz schlug höher und es machte etwas mit mir«, sagt Jeannine Platz im Gespräch mit der HANSA.
Das Faszinierende sei, dass in Hamburg Schiffe aus der ganzen Welt zusammenkommen, und am liebsten würde sie »auf jedes draufspringen und mitfahren«, so Platz. Und mitgefahren ist die Künstlerin schon mehrere Male. Oft sei sie auf Containerschiffen in See gestochen und habe an Bord ihre Bilder gemalt, berichtet sie. Auf einer ihrer Schiffsreisen sei ihr auch die Idee für ihr jüngstes Kunstprojekt gekommen: einen bemalten Hamburg-Süd-Container. »Ich stand mit dem Kapitän auf der Brücke und schaute auf das Meer aus Schiffscontainern. Da war mir klar, dass ich irgendwann so einen bemalen werde«, sagt Jeannine Platz.
Aus dem Traum wird Realität
Ihren Traum erzählte sie einige Zeit später dem damaligen Technischen Geschäftsführer der HPA, Matthias Grabe, der daraufhin einen Kontakt zwischen der Künstlerin und Hamburg Süd herstellte. Und schon kurze Zeit später konnte sie ihr Herzensprojekt im Frühjahr 2020 umsetzen. Vier Tage lang hat sie den Container, der am Eurogate Terminal aufgestellt war, gestaltet.
Eine Seite des Containers ziert seitdem eine Hafenansicht, die andere eine Kalligrafie mit dem Spruch »You dip your finger into the sea and you are in touch with the whole world.« Das Besondere an diesem Zitat sei, dass es eben von jenem Kapitän stammte, mit dem sie an Bord auf die unzähligen Container schaute, als die Idee für dieses Kunstprojekt entstand, berichtet Platz. Dieser Spruch habe sie nicht mehr losgelassen und es war klar, dass er auf einer Seite des Containers stehen wird.
Die Idee die andere Seite mit einem Hafenpanorama zu bemalen, sei hingegen spontan gewesen. Als das Kunstwerk, dass Jeannine Platz übrigens wegen der rauen Bedingungen auf See nicht wie üblich mit Acryl- oder Ölfarbe, sondern mit echter Schiffsfarbe ausführte, fertig war, ging es für anderthalb Jahre auf Reisen.
Auf zwölf verschiedenen Schiffen lief die Box 40 Häfen auf der ganzen Welt an, unter anderem in Brasilien, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Afrika. Und dabei diente sie nicht nur dekorativen Zwecken, sondern wurde zum Transport von Waren verwendet. Teilweise sei der Container wochenlang auf Lkw an Land unterwegs gewesen, berichtet Jeannine Platz. Und teilweise habe er sich nicht vom Fleck bewegt, wenn ein Schiff aufgrund der Pandemie einen Hafen nicht anlaufen konnte. Denn während der Kunstcontainer Monate unterwegs war, hatte Corona die Welt fest im Griff und wirkte sich insbesondere auf die Seeleute verheerend aus. Da kam Jeannine Platz die Idee, die Box nach ihrer Rückkehr zu versteigern und den Erlös an Seemannsmissionen zu spenden.
Und so geschah es auch am 22. November 2021. Die Kunstauktion fand vor dem Internationalen Maritimen Museum in Hamburg statt. Zu ersteigern waren eigentlich die beiden Seiten, die nach der Auktion aus dem Container gelöst werden sollten. Das passierte allerdings nicht. Denn die Bieter, die Hamburg Süd sowie eine Gruppe Hamburger Reeder, hatten während der Aktion beschlossen, den Container als Ganzes zu belassen und dem Duckdalben zu spenden. Der Erlös von 45.000 € ging ebenfalls zum Teil an den Hamburger Seemannsklub. Die restliche Summe wurde auf die Seemannsmissionen verteilt, die der Container auf seiner Reise »besucht« hatte.
Final Destination: Duckdalben
Von der letzten Destination des Containers ist die Künstlerin völlig begeistert: »Ich finde es ganz, ganz toll«, so Platz. Das Schöne sei vor allem, dass die Box weiter genutzt werde. So habe der Duckdalben vor, Lebensmittel und Produkte aus den Heimatländern der Seeleute darin zu lagern, die dann verschenkt werden und so eine »Heimat auf der Zunge« bieten sollen. Und das ist ganz im Sinne der Malerin, die mit ihrer Kunstaktion die Schiffsbesatzungen in den Fokus rücken wollte, denn: »das Wichtigste sind die Seeleute«, sagt Jeannine Platz. (AW)