Print Friendly, PDF & Email

1931 auf der Krupp Germania Werft in Kiel gebaut, danach Yacht, Patrouillenboot, und Flüchtlingsschiff – nun steht der »Argosy« offenbar eine umfangreiche Restaurierung auf einer deutschen Werft bevor.[ds_preview]

Im Binnenhafen von Brake liegt seit ein paar Tagen die mittlerweile 91 Jahre alte klassische Motoryacht »Argosy« auf. Das 71,5 m lange und 9.15 m breite, derzeit nicht mehr fahrbereite, Schiff traf als Decksladung des niederländischen Dockschiffes »Rolldock Sky« aus Nizza kommend in Bremerhaven ein. Von dort wurde es mit Hilfe des Binnenschleppers »En Avant« weiter nach Brake geschleppt.

Argosy 2 5.1.2022 Brake C.Eckardt
© Eckardt

Wie der zuständige Yachtmakler erklärte, wartet das Schiff hier vermutlich bis zum Ende des Monats auf einen freien Werftplatz, wobei er keine Angaben über die beauftragte Werft machte. Auch über den neuen Eigner gibt es keine weiteren Angaben, in einigen Yachtportalen wird darüber berichtet, dass ein dänischer Geschäftsmann aus der Modebranche das Schiff im letzten Jahr erworben hat und dies nun wieder umfangreich restaurieren lassen will.

Sehr wechselvolle Geschichte

Die »Argosy« wurde 1931 auf der Krupp Germania Werft in Kiel nach den Entwürfen des Designbüros Cox & Stevens für den US-amerikanischen Finanzmakler Charles A. Stone gebaut und hat bislang nicht nur unzählige Namen, sondern auch eine wechselvolle Geschichte erlebt, die vermutlich eine ganze Buchreiche füllen könnte.

Die Motoryacht mit dem genieteten Schiffsrumpf wurde seinerzeit im Stil einer Dampferyacht erbaut und bot Platz für 12 Gäste und 17 Besatzungsmitglieder und fuhr nach der Ablieferung drei Jahre unter dem Baunamen »Argosy«. 1937 gelangte sie nach einem weiteren Verkauf als »Vita« nach Frankreich, wo sie unter anderem als Begleitschiff für die Yacht »Endeavour« während des America’s Cup eingesetzt wurde.

Einsatz in Kriegszeiten

Im 2. Welkrieg verkehrte sie bis 1944 als militärisches Patrouillenboot für die US-Marine als »USS Cythera PY-31«. Im Februar 1947 wurde es als mit amerikanischer Besatzung als Flüchtlingsschiff »Ben Hecht« genutzt und sollte von Frankreich aus über 600 jüdische Migranten nach Palästina fahren. Es wurde aber von britischen Kriegsschiffen gestoppt und die Migranten wurden in ein Internierungslager nach Zypern gebracht, wo sie bis zur Unabhängigkeit Israels ausharren mussten.

Argosy 4 5.1.2022 Brake C.Eckardt
© Eckardt

Im Palästinakrieg 1948 wurde das Schiff dann von der israelischen Marine zum Kanonenboot mit der Bezeichnung »Maoz K-24« umgebaut. Es war im Oktober 1948 auch an der Versenkung des ägyptischen Marineschiffes »Emir Farouk« beteiligt, die am 22. Oktober 1948 vor Gaza sank und bei der rund 500 ägyptische Seeleute ums Leben kamen.

In den 50er Jahren tauchte das Schiff dann in Italien auf und verkehrte fast 50 Jahre als Personenfähre »Santa Maria Del Mare« im Golf von Neapel für die Navigazione Libera del Golfo. Ab dem Jahr 2008 wurde das Schiff von einem neuen italienischen Eigner erworben, der dann anfing, das Schiff für mehr als 10 Mio. € auf einer italienischen Werft wieder als Yacht umzubauen. Doch der Umbau zu »Rossy One« konnte aus finanziellen Gründen des Eigners nicht vollendet werden und so wurde die Motoryacht im 2020 in einem Konkursverfahren gelistet.     (CE)