VSM Reinhard Lüken
VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken (Foto: VSM)
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Im Angesicht der Zeitenwende, die Russland mit seinem Überfall auf die Ukraine eingeläutet hat, wirft der Hauptgeschäftsführer des Verbands Für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken, einen Blick auf die sich ändernden politischen Voraussetzungen für die Schiffbau- und Schiffstechnikbranche in Deutschland. Der Konflikt mit Russland mache klar, »dass es nicht egal ist, woher Dinge kommen«, sagt er mit Blick auf China.[ds_preview]

Lüken lobt dabei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Dieser wisse durch seine »klare, sattelfeste Art der Kommunikation« zu überzeugen. »Das schafft Vertrauen«, so Lüken. Mit dem »Osterpaket« lägen darüber hinaus auch umfängliche Gesetzesänderungen auf dem Tisch. »Inhaltlich muss sicherlich noch an einigen Stellen nachgebessert werden. So findet sich im Entwurf des neuen Wind-auf-See-Gesetzes leider immer noch nichts zu Wertschöpfungsfragen. Aber viel wichtiger ist jetzt loszulegen. Verbesserungen sind auch im weiteren Verlauf noch möglich«, ist Lüken zuversichtlich.

Die Zeitenwende wird nach Einschätzung Lükens in Deutschland und Europa nicht nur die Sicherheitspolitik grundlegend ändern. Sie werde sich ebenso deutlich auf die Wirtschaftspolitik auswirken. Wie stark, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nur erahnen. Es werde aber immer deutlicher, dass uns die grundlegende Konfrontation zwischen Demokratie und Autokratie noch lange begleiten werde. »Das Verhältnis zu Putin-Russland lässt sich nicht mehr heilen und es wird selbst nach einem Machtwechsel lange dauern, um Vertrauen zurückzugewinnen«, ist er überzeugt. Das lenkt den Blick auch auf andere Länder.

»Abhängigkeiten von Russland ein Klacks im Vergleich zu China«

»Unsere Abhängigkeiten von Russland sind dabei ein Klacks im Vergleich zu China. Zum Glück besteht im Falle Chinas zumindest derzeit noch kein vergleichbar großer Handlungsdruck. Aber das Überschreiten roter Linien kann jederzeit erfolgen. Es vergeht kein Tag an dem China nicht durch offizielle Verlautbarungen insbesondere aber durch eine erschreckende Propaganda im Inland seine Systemrivalität untermauert. Deshalb wird sich auch die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern nachhaltig ändern, ändern müssen«, so Lüken.

Für die maritime Industrie in Europa lägen darin Risiken aber auch große Chancen. Auch wenn China als Absatzmarkt durchaus wichtig sei, findet ein großer Teil der Wertschöpfung schon in China statt. »Produkte Made in Germany kaufen Chinesen nur, wenn sie darauf angewiesen sind. Viel problematischer sind Abhängigkeiten in den Lieferketten nicht nur bei Chips und Seltenen Erden. Putins Brutalität hat uns in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Auch dafür, dass es nicht egal ist, woher Dinge kommen«, so Lüken.

Er hält daher für die Zukunft die Verstärkung der Zusammenarbeit innerhalb des europäischen Binnenmarktes sowie mit den anderen demokratischen Partnern für immer wichtiger. »Das ist auch der Gedanke hinter unserem Buy Blue Format, nämlich die Förderung neuer Partnerschaften im blauen Markt unter der blauen Flagge Europas. So kann die Industrie die Zeitenwende aktiv gestalten, Risiken abbauen und Stabilität fördern«, meint der VSM-Hauptgeschäftsfüher.