Mareike Winter – CEO Heino Winter Ingenieurbüro (© Heino Winter)
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Die Heino Winter Gruppe aus Hamburg bietet im eigenen Online-Shop neben Messtechnik und Ausrüstung neue und gebrauchte Schiffs- und Industrieersatzteile. Auch Reedereien und Industriekunden können ihre wiederaufbereiteten Teile in der Ersatzteilbörse anbieten. Die HANSA sprach mit Geschäftsführerin Mareike Winter über die aktuellen Bedingun[ds_preview]gen am Markt.[ds_preview]

Die Nachfrage nach Tonnage ist aktuell so groß wie lange nicht mehr, auch ältere Schiffe werden weiter betrieben, der Markt für Verschrottungen steht quasi still. Wie wirkt sich das auf Ihren Handel mit Ersatzteilen und Ausrüstung aus?
Mareike Winter: Die Probleme der Ersatzteilbeschaffung liegen nicht nur in der Anzahl und dem Alter der Schiffe, sondern vor allem in der Knappheit der Rohmaterialien zur Herstellung der Ersatzteile sowie in den Lieferketten-Schwierigkeiten. Dadurch erleben wir im Ersatzteilmarkt eine enorme Preissteigerung, ein Ende ist noch lange nicht absehbar.

Wie wirken sich die Probleme in den globalen Lieferketten für Sie aus – bekommen Sie ihre Ersatzteile gut an die Kunden geliefert – oder ist es vielleicht sogar von Vorteil, da Lieferungen aus China derzeit erschwert sind und Kunden auf Lieferanten aus anderen Ländern wie Deutschland zurückgreifen?
Winter: Hier spüren wir deutlich eine Verzögerung für internationale Warenlieferungen. Teilweise haben Produkte, die in Asien gefertigt werden, eine Lieferzeit von vier bis sechs Monaten oder länger, eine Planung ist aktuell extrem schwer. Wir greifen bereits jetzt auf europäische Produkte zurück, auch wenn diese preislich deutlich höher liegen. Mittlerweile sind die Kunden bereit, einen höheren Preis zu akzeptieren, wenn die Lieferungen dafür in der vorgegebenen Zeit erfolgt.
Wir haben uns schon vor einiger Zeit auf in Deutschland generalüberholte Secondhand-Ersatzteile der meisten gängigen Maschinenhersteller spezialisiert. So können wir sofort verfügbare Ersatzteile als preislich attraktive Alternative anbieten.

Wie hoch ist der Anteil von »gebrauchten« und von »neuen« Ersatzteilen bei Ihren Aufträgen?
Winter: Das hängt ganz von dem Ersatzteil ab. Maschinenaustauschteile für die gängigen Überholungen verkaufen wir überwiegend als Gebrauchtteile oder wir vermieten die Ersatzteile im Austausch. Insbesondere bei älteren Schiffstypen wird gezielt nach gebrauchten Ersatzteilen gesucht.

Was erwarten Sie für die Zukunft im Handel mit Ersatzteilen – nicht zuletzt angesichts der vielen Neubau-Bestellungen – sowohl in Bezug auf Mengen als auch in Bezug auf nachgefragte Produkte?
Winter: Reedereien, die eine große Neubauserie erhalten, arbeiten mit den Händlern über Ausschreibungen zusammen. Wer den Zuschlag erhält, kann über die Ablieferungszeit planen, die Produkte entsprechend auf Lager legen beziehungsweise rechtzeitig bestellen.
Eine gute Vorausplanung und Kommunikation mit dem Sublieferanten sind zwingend erforderlich. Sollte sich die Lieferkettenproblematik weiter verschärfen, nützt natürlich auch beste Planung nichts. Hier heißt es, europäische Alternativen parat haben oder gleich die höherpreisige (oft auch qualitativ hochwertigere) Alternative aus Europa anbieten, was allerdings das Risiko erhöht, den Zuschlag zu verlieren. An dieser Stelle muss der Kunde gewillt sein, umzudenken. Billig ist hier nicht die beste Wahl.

Interview: Michael Meyer