BIMCO tankers, Alfa, Mid-Ship, Banken
Foto: Felix Selzer
Print Friendly, PDF & Email

Weibliche Seeleute erleben an Bord geschlechtsspezifische Diskriminierung, Belästigung und Mobbing, wie ein aktueller Bericht aus der Schifffahrt zeigt.[ds_preview]

Um zu untersuchen, wie weibliche Seeleute Diskriminierung wahrnehmen und wie sie sich an Bord aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen äußert, haben WISTA International, Anglo Eastern, International Seafarers Welfare and Assistance Network (ISWAN) und die International Chamber of Shipping (ICS) eine öffentliche Online-Umfrage durchgeführt.

An der Umfrage nahmen 1.128 weibliche Seeleute aus 78 Ländern teil. 60 % der Frauen gaben an, an Bord mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung konfrontiert zu sein
66 % der Befragten gaben an, dass ihre männlichen Mitarbeiter weibliche Kollegen belästigen und einschüchtern. 25 % der Befragten gaben an, dass in der Schifffahrt körperliche und sexuelle Belästigung häufig vorkommt, die sich an Bord abspielt.

An der jüngsten Umfrage für das »Diversity Handbook nahmen 1.128 Frauen aus 78 Ländern teil. Den größten Anteil hatten die Philippinen (399), gefolgt von den Vereinigten Staaten (98), dem Vereinigten Königreich (57), Südafrika (51), Brasilien (47), Indien (41), Peru (36), Kolumbien (35) und Indonesien (35). Die Mehrheit der Befragten, etwa 90 %, arbeitet auf Kreuzfahrtschiffen, der Rest auf Frachtschiffen, Gas- und Öltankern, Containerschiffen (>8.000 TEU), Stückgutschiffen, Chemikalientankern, Massengutschiffen und Schleppern.

34 % der Befragten gaben an, sich aufgrund ihres Geschlechts entfremdet oder vernachlässigt gefühlt zu haben, während 29 % der Befragten Belästigungen und Mobbing an Bord erlebt hatten. 66 % der weiblichen Seeleute gaben an, dass ihre männlichen Kollegenweibliche Kollegen belästigen und einschüchtern. 25 % der Befragten gaben zu, an Bord belästigt worden zu sein, u. a. durch persönliche Fragen, Bemerkungen oder die Aufforderung, sich in der Kabine auf privater Basis zu treffen.

97 % der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen über eine Richtlinie zu Belästigung und Mobbing verfügt, obwohl fast 60 % der Befragten zugaben, Belästigungen erlebt zu haben. »Daher müssen die Unternehmen sicherstellen, dass ihre Belästigungsrichtlinien umfassend bekannt gemacht werden, um ihre Sichtbarkeit, ihren Bekanntheitsgrad und ihre strikte Durchsetzung vor Ort zu erhöhen«, so die Organisationen hinter der Umfrage.

Obwohl 73 % der Befragten angaben, dass sie sich wohl dabei fühlen würden, ihre Bedenken bei ihren Vorgesetzten zu äußern, meldeten nur 13 % der Befragten solche Vorfälle auch wirklich ihren Vorgesetzten, wobei nur 7 % mit den Ergebnissen zufrieden waren.

Sanjam Sahi Gupta, Gründerin von WISTA India und Ko-Vorsitzende des WISTA International Diversity Committee, erklärt: »Der jüngste Bericht enthüllt unannehmbare Zahlen über Frauen, die auf See Diskriminierung, Belästigung und Mobbing ausgesetzt sind. Der Schifffahrtssektor ist aufgrund des Nachwuchswangels gefährdet. In den nächsten zehn Jahren wird der Bedarf an qualifizierten Seeleuten wahrscheinlich noch größer werden. Eine der besten und wirksamsten Strategien, um die wachsende Ungleichheit zu stoppen, ist die Einführung einer geschlechtergerechten Politik im Rahmen einer sicheren Arbeitskultur.«

Despina Panayiotou Theodosiou, Präsidentin von WISTA International, erklärt: »Diese Zahlen sollten ein Weckruf für den maritimen Sektor sein, und wir werden weiterhin jede Gelegenheit nutzen, um die Probleme anzusprechen und Veränderungen herbeizuführen.«

Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage und Empfehlungen werden im Diversity Handbook veröffentlicht, das am 26. Oktober 2022 auf der internationalen WISTA-Konferenz in Genf, Schweiz, vorgestellt wird.