MSC Containerschiff am Terminal von Hutchison Ports - Felixstowe
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Am Containermarkt ist in nur zwei Jahren eine gewaltige Umschichtung der Kapazitäten erfolgt. Die Linienreedereien haben ehemalige Trampschiffe in gewaltige Zahl gekauft.[ds_preview]

Die Zahl der Schiffsverkäufe ist in jüngster Vergangenheit zwar zurückgegangen, doch der Aderlass für die Trampreeder, auch viele deutsche Reedereien, war auch zuvor schon groß: Nach Berechnungen des Branchendienstes Alphaliner haben die sogenannten Non-Operating Owners (NOO) mehr als 600 Schiffe mit einer Gesamt-Stellplatzkapazität von etwa 2 Mio. TEU an die Linien abgegeben. Die gesamte NOO-Flotte ist auf 2.550 Einheiten geschrumpft.

Am beliebtesten waren Schiffe mit 1.500 TEU bis 1.900 TEU (116 Verkäufe), gefolgt von klassischen Panamax-Schiffen mit 4.000 TEU bis 5.299 TEU (94) und Einheiten mit 2.000 TEU bis 2.600 TEU (85), danach kamen die kleineren Feeder mit 1.000 TEU bis 1.200 TEU (68 Schiffe).

Die S&P-Welle hatte sich ab August 2020 aufgebaut. Laut Alphaliner wechselten bis März 2022 fast 500 Tramp-Schiffe mit einer Kapazität von 1,6 Mio. TEU in die Flotten der Linien-Reedereien. Ab März folgten weitere 120 Einheiten mit einer Kapazität von 430.000 TEU. Mit Neubau-Bestellungen kann die einst starke Phalanx der Trampreeder nicht dagegenhalten.

1 Mio. TEU in den Segmenten von 900 TEU bis 9.000 TEU sind lediglich im Zulauf, doch auch hier sind es in erster Linie die Großen, die sich neue Schiffe leisten können oder wollen: Seaspan und Easter Pacific Shipping mit je 25 Neubauten, Capital Ship Management (13), Navios, Tsakos and Briese Schiffahrt (je 12). Weitere Aufträge deutscher Reeder sind rar: MPC hat insgesamt sechs Methanol-Feeder bestellt, Heinrich Schoeller sogar zehn Einheiten.

Dass sich das Tempo bei den S&P-Aktivitäten jetzt verlangsamt hat, führt Alphaliner darauf zurück, dass im zweiten Halbjahr Fracht- und Charterraten rasant gefallen sind und eine drohende weltweite Rezession dunkle Schatten auf den Markt wirft.

MSC mit beispielloser Einkaufstour

Unter den Linien hat sich besonders MSC bei Kauf von Secondhand-Tonnage hervorgetan und mehr Schiffe erworben als die sieben nächstgrößeren Linien zusammen. Die von Gianluigi Aponte geführte Nr. 1 im globalen Containerverkehr hat in den gut zwei Jahren nicht weniger als 253 Schiffe aufgekauft. Dahinter folgen mit weitem Abstand CMA CGM (85 Schiffe) und Maersk (28). Die deutsche Nr. 5, Hapag-Lloyd, bringt es gerade mal auf elf Schiffe.

Interessant ist gerade der direkte Vergleich zwischen MSC und Hapag-Lloyd. Allein mit seiner Secondhand-Tonnage wäre das Aponte-Unternehmen größer als der Hamburger Konkurrent, der immerhin eine Gesamtkapazität von 1,77 Mio. TEU aufzuweisen hat. MSC verfügt mittlerweile über mehr als 700 Schiffe mit 4,57 Mio. TEU. Dazu kommt das größte Auftragsbuch der gesamten Industrie mit weiteren 125 Schiffe und 1,7 Mio. TEU, das entspricht rund 38% der fahrenden Flotte.