Immer neue Rekordraten hatten etliche Newcomer in die Containerschifffahrt gebracht, die die Preise zusätzlich befeuert haben. Jetzt kämpfen viele ums Überleben.[ds_preview]
Zunächst waren einige chinesische Akteure neu auf der Bildfläche erschienen. Dann folgten US-Retailer. Schließlich gründete auch der deutsche Lidl-Konzern eine eigene Reederei, um den Engpässen bei den etablierten Linien zu umgehen und die Ladung selbst zu transportieren. Diese neu entstandene Nachfrage sorgte für noch weniger verfügbare Schiffe und trieb die Raten von Rekord zu Rekord.
Nun aber folgt der Katzenjammer: Die Raten sind seit Wochen im Sturzflug, weil sich die lange bestehenden Engpässe in den Häfen auflösen und die Lager sich füllen, weil weltweit die Produktion ebenso sinkt wie die Nachfrage bei den Verbrauchern. Über allem schweben die Angst vor einer globalen Rezession und geopolitische Unsicherheiten wie um Taiwan.
Die chinesische CU Lines, einer dieser Newcomer mit starken Ambitionen für ein eigenes Liniengeschäft, zieht jetzt die Notbremse. Sie will jetzt gleich für bis zu zwölf Panamax-Schiffe langfristig laufende Charterverträge für den Transpazifik- und Europa-Verkehr vorzeitig beenden. Leidtragende wäre der Eigner Antong International Logistics, mit dem CU Lines noch im September eine engere Kooperation und gemeinsame Investitionen vereinbart hatte.
Zuvor hatte bereits die aus Großbritannien aus operierende Allseas Global Project Logistics ihren China-Europa-Dienst aufgegeben und musste nach Angaben des Branchendienstes Linerlytica Insolvenz anmelden, nachdem Charterverpflichtungen für sechs eingesetzte Schiffe nicht länger erfüllt werden konnte. Auch die Lidl-Reederei Tailwind Shipping hatte schon vor Wochen einige der sehr teuer eingecharterten Schiffe an andere Anbieter weitergegeben.
CU Lines war erst vor Jahresfrist mit einer Kapazität von damals 82.000 TEU in die Top-50 der Containerreedereien vorgestoßen, wie auch der Konkurrent BAL. Die Flottenliste wies zuletzt 8 eigene und 24 Charterschiffe aus, dazu kommen 6 bestellte Neubauten.
Laut einer Prognose von Drewry könnten die Linienreedereien im kommenden Jahr bis zu 1,5 Mio. TEU an Tonnage stilllegen. Denn zusätzlich zum befürchteten Tonnage-Überangebt ist eine gewaltige Zahl an Neubauten im Zulauf, die knapp 30% der Bestandsflotte ausmachen. Die Frachtratenplattform Xeneta prognostiziert für das nächste Jahr einen Rückgang des Seefrachtvolumens um rund 2,5%.