Mit einem ernüchternden Ergebnis endet in den bremischen Häfen ein »Multi-Krisen-Jahr«. Der Güterumschlag sackt um 7,4% ab, an den Containerterminals sind es sogar -8,5%.[ds_preview]

Die bremischen Häfen bleiben in diesem Jahr deutlich hinter der Konkurrenz aus den Westhäfen, aber auch hinter Hamburg zurück. 64,5 Mio. t gingen über die Kajen in Bremen und Bremerhaven, das ist ein Minus von 7,4% gegenüber dem Vorjahr. Im Containerumschlag fallen die Einbußen mit -8,1% (4,6 Mio. TEU) sogar noch schmerzhafter aus. Auch der Automobilumschlag schwächelt: 1,6 Mio. Fahrzeuge hat die BLG Logistics in dem noch laufenden Jahr verladen, ein Rückgang von -4,4% im Jahresvergleich.

Bei den konventionellen Gütern hätten sich vor allem der Ukraine-Krieg und die nachfolgenden Sanktionen gegen Russland ausgewirkt, berichtete Bremens Häfensenatorin Claudia Schilling. Während 2019 noch 650.000 t Kohle und 914.000 t an flüssigen Mineralölerzeugnissen importiert worden seien, waren es nach den ersten zehn Monaten dieses Jahres nur noch 101.000 t Kohle und 311.000 t Flüssiggüter.

Die Zahlen sind deutlich schlechter als in den Konkurrenzhäfen zwischen Hamburg und Le Havre (Nordrange). Nach dem 3. Quartal lag der Rückgang in Hamburg im Gesamtumschlag bei -4,3% und bei Container bei -2,7%. Rotterdam hatte ein Minus von -4,4% angegeben, Antwerpen von rund -5%. Beide Westhäfen hatten aber den Gesamtumschlag leicht steigern können.

BLG-Chef Frank Dreeke erklärte die schrumpfende Containermenge vor allem damit, dass die Hauptkunden Maersk und MSC bei insgesamt sinkender Transportmenge bevorzugt ihre eigenen Terminals in den Westhäfen statt Bremerhaven angesteuert hätten. Er ist es, der von einem Multi-Krisen-Jahr spricht und dabei neben dem Ukraine-Krieg und die Corona-Auswirkungen vornehmlich in China auch das globale Nachlassen der Nachfrage, steigende Kosten, gestörte Lieferketten und Produktionsprobleme bei vielen Kunden der BLG meint.

Das Land Bremen will zusammen mit dem Terminalbetreiber und der Hafengesellschaft bremenports mit Investitionen dem Rückgang entgegenwirken und auf einen Wachstumspfad zurückkehren, kündigte Senatorin Schilling an. 500 Mio. € stehen dafür in den kommenden zehn Jahren bereits, der Ausbau der Containerterminals CT I bis IIIa ist darin nicht enthalten. Auf 2,8 km Länge sollen die Kajen mit neuen Spundwänden verstärkt werden, um größere Containerbrücken aufnehmen und mehr Umschlag bewältigen zu können.

Eine Potenzialanalyse soll ausloten, wie der südlichen Fischereihafen in Bremerhaven sowohl für den Offshore-Umschlag als auch als künftiger Umschlag-Hub für Wasserstoff und seine Derivate genutzt werden könnte. Für den Neustädter Hafen auf stadtbremischem Gebiet soll ein CO2-Terminal entstehen, um mittels CCS-Technologie Carbon Capture and Storage) umschlagen und per Seeschiff abtransportieren zu können.