Weniger Einsätze, aber mehr Seenot-Rettungen: Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat eine gemischte Bilanz für das Jahr 2022 gezogen.[ds_preview]
Auf Nord- und Ostsee waren die Besatzungen der DGzRS im Jahr 2022 rund 1.900 Mal im Einsatz und haben dabei knapp 3.300 Menschen geholfen. Damit hatten sie auf ihren Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zwar insgesamt etwas weniger Arbeit als im Vorjahr. Allerdings musste die DGzRS allein beinahe 400 Menschen aus Seenot retten oder Gefahr befreien, deutlich mehr als 2021, so die offizielle Bilanz, die jetzt vorgestellt wurde.
»Die Seenotretter kamen zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren viele Male für Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern oder Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz«, heißt es. Auch Wassersportler und Küstenbesucher waren von den Einsätzen betroffen.
Einsatzzahlen im Detail
Im Jahr 2022 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.883 Einsätzen (2021: 2.023 Einsätze) 3.289 (3.505) Menschen Hilfe geleistet.
- 91 (61) Menschen aus Seenot gerettet,
- 306 (272) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
- 361 (324) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
zum Festland transportiert, - 39 (36) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
- 920 (1.043) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
- 564 (620) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2022 insgesamt 86.321 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Im vergangenen Jahr gab es folgende regionale Aufteilung:
Niedersächsische Nordseeküste: Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 592 (596) Einsätzen 1.134 (978) Menschen geholfen. Davon wurden 30 (18) Menschen aus Seenot gerettet und 63 (50) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Nordseeküste: Die Seenotretter der Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste waren 188 (213) Mal im Einsatz und halfen 330 (245) Menschen. Davon wurden 6 (5) Menschen aus Seenot gerettet und 22 (15) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste: An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 642 (683) Mal im Einsatz für 967 (1.096) Menschen. Sie retteten 39 (28) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 116 (114) aus Gefahrensituationen.
Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste: In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 461 (531) Einsatzfahrten für 858 (1.186) Menschen unterwegs. Sie retteten 16 (10) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 105 (93) aus Gefahrensituationen.
Neuer »Botschafter«
Neuer ehrenamtlicher Botschafter, und damit Nachfolger von Barbara Wussow, ist der deutsche Kitesurfmeister Linus Erdmann. Glücklicherweise bin ich in den 16 Jahren, in denen ich diesen Sport betreibe, bisher nicht in Not geraten oder verletzt worden. Doch trotz größter Umsicht und bester Vorbereitung kann Wassersportlern wie uns, aber auch allen Seeleuten schnell etwas Unvorhergesehenes passieren«, sagte der gebürtige Hamburger und Wahl-Fehmaraner. Es sei sehr beruhigend zu wissen, dass die Seenotretter auf See für alle gleichermaßen da sind und niemanden alleinlassen. Kitesurfprofi Erdmann ist bereits der 24. Prominente, der das Botschafter-Ehrenamt der Seenotretter übernimmt. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.
Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran
Durchschnittlich 30 Jahre lang sind die Rettungseinheiten der DGzRS im Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter ständig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. 2022 ist das neue Trainingsboot »Christoph Langner« der 8,9-m-Klasse zur ständigen Aus- und Fortbildung in Dienst gestellt worden. Es ergänzt die kleine Trainingsflotte der Seenotretter in Neustadt i. H. Zwei Seenotrettungsboote mit den internen Bezeichnungen SRB 84 und SRB 85 sind im Bau und werden 2023 abgeliefert. Es handelt sich dabei um eine weitere 10,1-Meter-Einheit für die Station Neuharlingersiel und das erste Seenotrettungsboot einer neuen Klasse für Stationen in Mecklenburg-Vorpommern, die besondere Mobilität erfordern.