Ian Banwell, HCOB
Ian Banwell verabschiedet sich als CEO der HCOB

Gut verdienende Reeder haben weniger Neugeschäft mit der Hamburg Commercial Bank (HCOB) gemacht. So schrumpft das Shipping-Portfolio.[ds_preview]

3,7 Mrd. € an Forderungen gegenüber Shipping-Kunden standen 2021 noch in den Büchern – jetzt sind es noch 3,5 Mrd. €. Auch das Neugeschäft fiel mit 1,6 Mrd. € um 300 Mio. € geringer aus als noch im Vorjahr. Das liegt, so sieht es die HCOB, allerdings nicht etwa an einer Schwäche der Bank, sondern an den außerordentlich guten Märkten. Die Reeder haben dank hoher Charter- und Frachtraten so gut verdient, dass sie schlichtweg weniger Kapitalbedarf hatten.

Und dennoch hat die HCOB mit ihrem Shipping-Portfolio Geld verdient. 77 Mio. € waren es im vergangenen Jahr, 15 Mio. € mehr als noch 2021. Die Eigenkapitalrendite (RoE) lag bei 19,4%. »Für uns ist und bleibt die Schiffsfinanzierung ein wichtiges Segment«, betont Vorstandschef Ian Banwell.

Geschäftszahlen HCOB

Bilanzsumme: 32 Mrd. €
Konzernergebnis: 425 Mio. €
Neugeschäft: 5,6 Mrd. €
Nettozinsmarge: 168 Bp
NPE-Quote: 1,2%
CET1-Quote: 20,5%
Return on Equity: 17,8%

Seit dem Verkauf 2018 wird das Kreditvolumen relativ stabil gehalten. Vorbei sind aber nicht nur die Zeiten von Kreditforderungen in zweistelliger Milliardenhöhe, sondern auch die traditionell starke Gewichtung auf Containerschiffe. Die Bank verfüge heute über ein ausbalanciertes Portfolio, zu dem neben Containerschiffen (37%) auch Bulker (32%), Tanker (19%) und andere Schiffstypen (12%) gehören. Vor allem aber lege man Wert auf strikte Kreditstandards mit einem durchschnittlichen Beleihungsgrad (LTV) von 31%, kurzen Laufzeiten von 2,3 Jahre im Schnitt und guten Kundenadressen. Der Schwerpunkt liegt inzwischen klar auf Europa, wobei Deutschland (30%) vor Griechenland (25%) die beiden wichtigsten Märkte sind. Die Aktivitäten in Asien wurden dagegen zurückgefahren. »Das ist nicht unser Markt«, sagt Banwell.

Die HCOB stützt sich auf vier Geschäftsbereiche, unter denen Shipping auf Platz 3 rangiert, knapp vor der Sparte Project Finance (3,4 Mrd. €). Real Estate (8,1 Mrd. €) ist mit Abstand das größte, gefolgt von der Unternehmensfinanzierung (Corporates) mit 4,6 Mrd. €. Insgesamt sieht der Vorstand die Bank im Jahr 5 nach der Privatisierung aber gut aufgestellt.

Im vergangenen Jahr wurde ein Konzerngewinn von 425 Mio. € eingefahren, 74 Mio. € mehr als 2021. Portfolioqualität und Risikoabdeckung hätten sich weiter verbessert. »Unsere Diversifizierungsstrategie zeigt Wirkung«, sagt CEO Banwell.

Das NPE-Volumen (Non-performing Exposure) wurde um weitere 13% auf 405 Mio. € reduziert, auch durch den Abbau von Altlasten aus dem Shipping Portfolio. Mögliche Risiken sind mit »komfortablen« 69% (Vorjahr 56%) abgedeckt.

Für die Eigner der HCOB – ein Investoren-Konsortium um die Private Equity-Fonds Cerberus und J.C. Flowers – zahlt sich das Engagement inzwischen mehr als aus: Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen eine Dividendenausschüttung in Höhe von 1,5 Mrd. €. Ein entsprechender Beschluss wird im zweiten Quartal 2023 erwartet. Zur Erinnerung: Der Kaufpreis lag vor fünf Jahren bei 1 Mrd. €.

Wie es mit der HCOB weitergeht, bleibt offen. Weitere Übernahmen, zum Beispiel der OLB, sind ebenso vorstellbar wie ein Börsengang oder ein Verkauf. Dazu wollte und konnte Banwell nichts sagen. »Das ist Sache der Eigner.«