Schiffskäufe auf Rechnung deutscher Reedereien sind selten geworden – bei Neubauten wie auch Secondhand. Die Bremer Reederei D. Oltmann ist eine der Ausnahmen.[ds_preview]

Bei D. Oltmann hält man sich bedeckt. Kein Kommentar, heißt es. Maklerberichten zufolge aber hat die von Dirk-Olaf Rogge geführte Bremer Reederei gerade ein Schiff gekauft, das zu den größeren in deutschem Besitz gehört.

Es handelt sich um die bisherige »Navigare Collector«, ein 11.000 TEU tragendes und 2018 bei Jiangsu Yangzi in China gebautes Post-Panamax-Schiff. Verkäufer ist die dänische Navigare Capital.

D. Oltmann sichert sich Schiff + Charter

Der Branchendienst VesselsValue taxiert das Schiff mit einem Marktwert von gut 73 Mio. $. D. Oltmann soll hingegen 81 Mio. $ gezahlt haben. Der Aufpreis erklärt sich aus einer noch bis Ende 2025 laufenden Charter beim Carrier ONE aus Singapur.

Oltmann verfügte bislang über sieben Containerschiffe mit Kapazitäten von 3.600 TEU bis 8.715 TEU. Die »Navigare Collector« ist damit das neue Flaggschiff in der Flotte. Zuvor war das die 2020 gekaufte »Maersk Semarang« (8.411 TEU), die damals für vergleichsweise läppische 22,5 Mio. $ den Besitzer wechselte. Zuletzt hatte die Reederei etwas tiefer im Regal zugegriffen. Im Sommer war die »Lyme Bay« (3.674 TEU, Baujahr 2013) von Eastern Pacific gekauft worden.

Die D. Oltmann Reederei wurde 1871 in Brake als Makler und Linienagent gegründet. Anders als viele andere deutsche Reedereien hatten sich die Bremer nicht auf den KG-Markt verlassen, sondern agieren mit eigenem Geld und dem von Partnern im klassischen Asset-Play.

Der letzte Neubau war mit der »Timon« (6.969 TEU) im Jahr 2009 übernommen worden. 2019 hatte sich D. Oltmann die »Pucon« (6.541 TEU, Baujahr 2006) von Performance Shipping und das Post-Panamax-Schiff »Guang Dong Bridge« (5.624 TEU, Baujahr 2006) gesichert. Im gleichen Zeitraum wurden die »RDO Concert« (6.969 TEU, Baujahr 2009) für kolportierte 110 Mio. $ und  die »MSC Bremen« (5.029 TEU, Baujahr 2007) an MSC verkauft.

Deutsche Flotte verliert weiter Schiffe

Das alteingesessene Unternehmen gehört damit zu den wenigen aktiven deutschen Akteuren auf dem Markt. Laut der jüngsten Statistik des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) ist die deutsche Handelsflotte auf 1.839 Schiffe gegenüber knapp 3.900 im Jahr 2011 geschrumpft. 105 Ankäufen standen im vergangenen Jahr 186 Schiffsverkäufe gegenüber. Lediglich neun Neubauten wurden bestellt.