Belgien plant eine künstliche Insel als Energie-Hub. Zwei »heimische« Wasserbau- und Offshore-Unternehmen haben den Auftrag bekommen.[ds_preview]

Das belgische Konsortium TM Edison besteht aus den maritimen Unternehmen Jan De Nul und Deme. Die Partnern haben die Ausschreibung für den Bau der »ersten künstlichen Energieinsel der Welt« gewonnen, wie es jetzt in einer Mitteilung heißt. Der Bau der Fundamente der »Princess Elisabeth Insel« soll Anfang 2024 beginnen und 2,5 Jahre dauern. Danach kann mit der Installation der Hochspannungsinfrastruktur begonnen werden. Letztere wird benötigt, um den Strom aus Belgiens künftiger Offshore-Windzone an Land zu bringen.

Über die Princess Elisabeth Insel

– 45 km vor der belgischen Küste
– 6 ha Grundfläche
– Wichtiger Schritt zur Erzeugung von 300 GW Offshore-Strom bis 2050 in Europa
– Nimmt 3,5 GW HVACE auf und transformiert sie auf 220 kV für den Transport zum Festland
– Verbindungsknotenpunkt mit dem britischen und dänischen Stromnetz

Die Insel wird als »der erste Baustein eines integrierten europäischen Offshore-Stromnetzes« beschrieben, das verschiedene Knotenpunkte und Länder miteinander verbinden wird. So will Belgien beispielsweise weitere gemeinsame Verbindungsleitungen mit Großbritannien und Dänemark bauen.

Das Ausschreibungsverfahren für die Insel begann im Januar 2022. Der Betreiber Elia hat mehrere Angebote von Unternehmen aus Belgien und dem Ausland erhalten. »Elemente wie die technische Qualität und die kommerziellen und vertraglichen Bedingungen spielten eine wichtige Rolle«, heißt es nun zur Auftragsvergabe. Auch der Aspekt der Sicherheit spielte eine entscheidende Rolle. »Deme und Jan De Nul verfügen nicht nur über eine spezialisierte Flotte, sondern auch über Erfahrung und Fachwissen in den Bereichen Ausbaggerung, Landausbau, Küstenschutz und Tiefbau«, so das Statement.

Die Insel soll die erste künstliche Energieinsel der Welt sein, die sowohl Gleichstrom (HGÜ) als auch Wechselstrom (Wechselstrom) kombiniert. Die Hochspannungsinfrastruktur der Insel wird die Windpark-Exportkabel bündeln und gleichzeitig als Knotenpunkt für künftige Interkonnektoren mit Großbritannien (Nautilus) und Dänemark (TritonLink) dienen. Dabei handelt es sich um so genannte »hybride Verbindungsleitungen«, die eine Doppelfunktion haben und daher effizienter seien: Sie sollen den Stromaustausch zwischen den Ländern erleichtern.

Die Energieinsel wird etwa 45 km vor der Küste liegen. Die Fläche, die für die Installation der elektrischen Infrastruktur vorgesehen ist, wird etwa 6 Hektar groß sein, was etwa 12 Fußballfeldern entspricht. Für den Bau der Insel werden mit Sand gefüllte Senkkästen aus Beton genutzt. Ein kleiner Hafen und ein Hubschrauberlandeplatz sind ebenfalls vorgesehen, um den Wartungsteams den Besuch zu ermöglichen.

Energie-Hub wird von der EU ko-finanziert

Das Projekt wird aus dem Europäischen Fonds zur Konjunkturbelebung (Covid) finanziert. Die belgische Regierung gewährt einen Zuschuss von rund 100 Mio. €. Nach der Vergabe des Bauauftrags kann nun das finale Design der Insel fertiggestellt werden.

Die Senkkästen werden in den Jahren 2024 und 2025 gebaut und installiert. Sie sollen die Konturen der Insel bilden. Danach wird die Basis angehoben und für den Bau der elektrischen Infrastruktur vorbereitet. Sie wird mit den neuen Offshore-Windparks und mit dem Elia-Netz an Land verbunden. Damit der zusätzliche Strom an die Verbraucher geliefert werden kann, müssen die Netzverstärkungsprojekte »Ventilus« und »Boucle du Hainaut« zur gleichen Zeit realisiert werden. Elia will sicherstellen, dass alle Windparks bis 2030 vollständig an das Festland angeschlossen sind.

Chris Peeters, CEO der Elia-Gruppe, sagte: »Dieses Projekt ist aus mehreren Gründen bahnbrechend. Es ist der kostengünstigste und zuverlässigste Weg, Energie von Offshore-Windkraftanlagen an Land zu bringen. Es wird eine Insel sein, die Optionen für die Zukunft bietet.« Energieministerin Tinne Van der Straeten betonte: »Belgien ist seit 15 Jahren ein Pionier im Bereich der Offshore-Windenergie und stellt heute erneut seine Kompetenz unter Beweis. Wir geben unseren belgischen Unternehmen eine weitere Chance, echte Pioniere zu sein, sowohl hier als auch im Ausland. Auf diese Weise heben wir unser Land einmal mehr auf der Weltkarte hervor.«