Es ist die größte Doppelendfähre für den Ärmelkanal. Die britische Reederei P&O Ferries hat von der chinesischen Werft Guangzhou Shipyard International (GSI) die erste von zwei Neubauten übernommen. Eine in Deutschland gebaute Fähre wird dafür verschrottet.[ds_preview]
Die »P&O Pioneer« (47.394 GT) soll künftig auf der rund 34 km langen Fährstrecke zwischen Dover und Calais eingesetzt werden. Sie unterscheiden sich vom Design wie technisch von den bisherigen Kanalfähren und werden von der Reederei als die nachhaltigsten Schiffe beschrieben, die jemals auf dem Ärmelkanal gefahren sind. P&O Ferries verkehrt derzeit mit vier Fährschiffen bis zu 23-mal täglich über den Ärmelkanal, die Überfahrtzeit beträgt rund 90 Minuten.
In den nächsten Tagen wird die »P&O Pioneer« die Überführungsfahrt von China nach England antreten, wo das Schiff im April in Dover erwartet wird. Das Schwesterschiff »P&O Liberte« soll bis zum Jahresende in Fahrt kommen. Die Investition wird von P&O Ferries mit 260 Mio. € angegeben. Bei Vertragsabschluss wurde seinerzeit auch eine Option für zwei weitere Schiffe festgeschrieben, bislang hat die Tochtergesellschaft von Dubais DP World diese aber noch nicht gezogen.
Die vom dänischen Unternehmen OSK-ShipTech entworfenen 230,5 m x 30,8 m großen RoPax-Fahrzeuge können bis zu 1.500 Passagiere befördern und haben 3.600 Spurmeter für Fracht.
Die hybride Antriebslösung bezieht ihre elektrische Energie aus 8,8-MWh-Batterien und Dieselgeneratoren. Die von XALT Energy, einer Tochtergesellschaft der Freudenberg-Gruppe, bereitgestellten Batterien liefern die Energie für das Manövrieren und den Aufenthalt im Hafen.
Weiterhin wurden die Schiffe mit zwei Hauptnavigationsbrücken und zwei Maschinenräumen an beiden Enden ausgestattet. Während der Hafenliegezeiten wird dann die nautische Crew zwischen den beiden Brücken pendeln. Die neuen Fähren sind zudem mit Flossenstabilisatoren ausgestattet, wobei jedes Paar für den Einsatz in einer einzigen Richtung optimiert ist.
Mit der Inbetriebnahme der neuen Doppelendfähre wurde nun auch von P&O Ferries eines der ältesten Fährschiffe, die zwischen Dover und Calais im Einsatz war, an eine türkische Abwrackwerft verkauft, wie ein Sprecher bestätigte.
P&O verkauft »Pride of Burgundy«
So wird das 1993 auf der Bremerhavener Schichau-Seebeckwerft mit der Baunummer 1074 erbaute Fährschiff »Pride of Burgundy« in den nächsten Tagen den Weg zu einer türkischen, von einer von der EU zugelassenen Abwrackwerft, antreten. Der Verkaufserlös wird bei britischen Maklern mit rund 3.7 Mio. $ angegeben.
Die 179 m lange »Pride of Burgundy« wurde ursprünglich wie drei weitere Schwesterschiffe als reine RoRo-Frachtfähre für die Strecke von Dover nach Zeebrügge konzipiert. Jedoch entschied sich die Reederei noch während der Bauphase zu einem Einsatz als RoPax-Fähre auf der Strecke zwischen Dover und Calais, so dass man noch auf der Bauwerft auf dem Frachtdeck die entsprechenden Passagiereinrichtungen mit Aufenthalts- und Speiseräumen installierte. Sie hatte eine Kapazität für 1.420 Passagiere sowie 600 PKW und wurde bis 2020 im Passagierfährdienst auf der Strecke von Dover nach Calais eingesetzt. Seit Juni 2021 war das Schiff dann nur noch als reine Frachtfähre im Einsatz, bevor es im Dezember 2021 ausgemustert und im französischen Hafen Dünkirchen aufgelegt wurde. (CE)
Das Schiffsrecycling ist angesichts der Flottenstruktur und der vielen umweltpolitischen Regulierungen derzeit ein vieldiskutiertes Thema. Experte Henning Gramann appeliert im HANSA-Podcast an Reeder, sich frühzeitig mit den Planungen zu beschäftigen und sich gegebenenfalls frühzeitig Werftplätze zu sichern. Es wird eine Verschrottungswelle erwartet mit knappen Scrapping-Kapazitäten. Das könnte unter Umständen dazu führen, dass auch Europa und auch Deutschland zu Recycling-Standorten werden. Auch hier könne man das Geschäft unter bestimmten Umständen lukrativ betreiben, sagt Gramann. Hören Sie hier die komplette Episode mit vielen fundierten Einschätzungen des Geschäftsführers von GSR Services.