Die langfristigen Frachtraten für Container sind seit August 2022 um ein Viertel gesunken. Die Aussichten für die Reedereien in der nächsten Ausschreibungssaison sind nicht gerade rosig.
Die neuesten Marktdaten des Beratungsunternehmens Xeneta aus Oslo zeigen, dass die weltweiten langfristigen Seefrachtraten seit ihrem Höchststand im August 2022 um 24 % gefallen sind. Obwohl der Rückgang im März mit 0,5 % nur nominal war, ist es nun der siebte Monat in Folge, in dem die Raten gesunken sind. Die Analysten von Xeneta rechnen damit damit, dass die neuen Vertragsverhandlungen in den USA im April und Mai für die Reedereien noch »schmerzhafter« werden. [ds_preview]
Betrachtet man den monatlichen Xeneta Shipping Index (XSI), der sich auf die von einer Vielzahl von Verladern weltweit erhobenen Raten stützt, ist der Rückgang im März der bisher geringste des Jahres. Im Februar waren die Raten um 1% gesunken, nachdem sie im Januar aber um 13,3 % im Vergleich zum Vormonat eingebrochen waren. Das sollte jedoch nicht als Beweis für eine Verbesserung der Marktaussichten gewertet werden, mein Xeneta-CEO Patrik Berglund.
»Der Hauptgrund für den relativ geringen Rückgang ist der Mangel an neuen Verträgen, die in Kraft treten, und nicht etwa eine Stärkung der Fundamentaldaten«, erklärt er. »Die große Ausschreibungssaison in Europa ist vorbei, während sie für den US-Markt in greifbare Nähe rückt. Die Aussichten, dass die Spediteure hier ihre derzeitigen langfristigen Raten beibehalten können, sind, gelinde gesagt, gering.«
Während der Störung der Lieferketten und der starken Nachfrage, die die Pandemie kennzeichneten, waren die Frachtraten in die Höhe geschnellt. In den USA kletterte der XSI-Import-Subindex zwischen dem wichtigen Verhandlungszeitraum April/Mai 2022 um 65 % in die Höhe. Für 2023 erwartet Berglund einen ganz anderen Verlauf: »Angesichts der derzeitigen Marktunsicherheit, die von einer schwachen Nachfrage und makroökonomischen sowie geopolitischen Bedenken geprägt ist, werden sich die Reedereien darauf einstellen, dass die Raten bei den diesjährigen Ausschreibungen in die entgegengesetzte Richtung gehen werden. Es ist zu erwarten, dass es zu größeren Rückgängen kommen wird, was den XSI in den kommenden Monaten noch stärker nach unten ziehen wird.«
Frachtraten entwickeln sich je nach Handelskorridor unterschiedlich
Der XSI zeigt in diesem Monat eine Reihe von uneinheitlichen Kursentwicklungen in den wichtigsten regionalen Handelskorridoren. In Europa verzeichnete der Subindex für europäische Importe einen Rückgang um 6 %, auch wenn er im Jahresvergleich immer noch um 18 % höher liegt. Der Referenzindex für Importe stieg zwar an, aber nur um 0,8 %. Berglund weist darauf hin, dass dieser Index im Vergleich zum März 2022 immer noch um 62 % höher liegt und fast dreimal so hoch ist wie im März 2020, bevor die weltweite Pandemie einsetzte.
Im Fernen Osten verzeichnete der Export-Subindex seinen achten Rückgang in Folge und sank um 1,6 %, so dass die Raten im Jahresvergleich um 11 % höher lagen. Der Referenzindex für Importe spiegelte die Entwicklung bei den Exporten wider und sank um 1,5 % (+7 % gegenüber März letzten Jahres).
Verzerrtes Gesamtbild
Die Entwicklung in den USA verzerrte das Gesamtbild für März, was zum Teil darauf zurückzuführen war, dass in diesem Monat keine neuen Verträge unterzeichnet wurden. Der US-Import-Subindex kletterte um 7,1 %, »was angesichts der Marktbedingungen kontraintuitiv ist«, wie Berglund bemerkt. In diesem Zusammenhang weist der Xeneta-CEO auch darauf hin, dass das Importvolumen in diesem Jahr um 19 % gesunken ist – »eine Tatsache, die für die Verhandlungen mit den Spediteuren nichts Gutes verheißt«.
Die XSI-US-Export-Benchmark hat das Niveau vom Februar unverändert gehalten. Es ist jedoch der einzige Teilindex in dem Bericht, der nach einem deutlichen Anstieg von 16,5 % im letzten Monat auf einem Rekordniveau bleibt.
»Obwohl die sinkenden Raten für Schlagzeilen sorgen, dürfen wir nicht vergessen, dass die Linienreedereien weiterhin gutes Geld mit Containern verdienen, die an langfristige Verträge gebunden sind. Tatsächlich liegt der globale XSI immer noch um satte 30,5 % über dem Vorjahreswert«, so Berlund. »Angesichts der harten Verhandlungen, die vor uns liegen, ist es jedoch sehr, sehr schwierig zu sehen, wie die Reedereien dieses hohe Niveau halten können. Wenn nicht etwas Drastisches passiert, werden die langfristigen Verträge in der zweiten Jahreshälfte ganz anders aussehen als die, die Anfang 2023 gültig waren.«