Das Wasserstraßensystem am St. Lorenz-Strom gilt als enorm wichtige Lebensader für viele Wirtschaftsregionen in Nordamerika, muss aber im Winter aus Witterungsgründen immer wieder geschlossen werden. Jetzt wurden die Schleusen wieder für die Schifffahrt geöffnet. Man hofft auf mehr Ladung, nachdem das letzte Jahr mit einem Minus abgeschlossen wurde.
In der Grenzregion zwischen den USA und Kanada führt der Wasserweg auch größere Schiffe über den St. Lorenz-Strom bis tief ins Landesinnere. Terence Bowles, Präsident und CEO der kanadischen St. Lawrence Seaway Management Corporation (SLSMC), und Adam Tindall-Schlicht, Administrator der US-amerikanischen Great Lakes St. Lawrence Seaway Development Corporation (GLS) gaben jetzt den Startschuss für die 65. Schifffahrtssaison.
Quick Facts St. Lawrence Seaway
Die Schifffahrt über den Seeweg und den St. Lorenz-Strom sichert über 329.000 Arbeitsplätze und eine Wirtschaftstätigkeit von 59 Mrd. $ in Kanada und den Vereinigten Staaten.
Schiffsgröße maximal
– 225,5 m (740 ft.) Länge
– 23,77 m (78 ft.) Breite
– 8,08 m (26 ft., 6 in.) Tiefgang
– 35,5 m (116,5 ft.) Höhe ü. Wasser
– 30.000 tdwSchiffstypen
– »Laker« werden speziell für den Einsatz innerhalb des Great Lakes – St. Lawrence Seaway Systems gebaut. Das Design und die Abmessungen sind an die Schleusenabmessungen angepasst. Einige Laker sind auch mit einem Selbstentladeausleger ausgestattet, der ein Förderband enthält, so dass das Schiff seinen Ausleger positionieren und Schüttgut direkt auf ein Dock oder einen Kai an der Küste entladen kann.– »Salties«: hochseetaugliche Schiffe für den Überseehandel
– Schubverbände bestehen aus einem Schlepper und einer speziell konstruierten Barge.
Vorrangige Ladungsarten
– Getreide
– Projekte
– Eisenerz
– Breakbulk
– Kohle
– Flüssiges Schüttgut
Das grenzüberschreitende System gilt als großer ökonomischer Faktor, an der 3.700 km langen Route mit fünf Kanälen und 15 Schleusen liegen zahlreiche Wirtschafts- und Industriegebiete mit entsprechend vielen Häfen. Ein Schiff, das die 15 Schleusen von Montreal bis zum Eriesee durchfährt, überquert 27 Mal die internationale Grenze.
Weniger Ladung für St. Lorenz
In der vergangenen Saison waren als 36 Mio. t Fracht über den Wasserweg transportiert worden. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete das Ergebnis einen leichten Rückgang: 2021 waren es rund 38 Mio. t. Bis auf das Segment Flüssiggut (+9,8% auf 3,5 Mio. t) gab es in fast allen Segmenten ein Minus. Bei Eisenerz betrug der Rückgang 9,5% auf 6,2 Mio.t, bei Kohle waren es -16% auf 1,7 Mio. und bei General Cargo und MPP-Ladung gab es sogar einen Rückgang von 21,5% auf 3 Mio. t. Die Zahl der Schiffstransite hingegen wuchs, um 2,35% auf 4.010.
Die Bedeutung des Systems wurde nicht zuletzt an der hochrangigen politischen Präsenz bei der Eröffnung deutlich: Zu Bowles und Tindall-Schlicht gesellten sich etwa der stellvertretende Minister von Transport Canada, Dominic Rochon, und Christopher Coes, stellvertretender US-Minister für Verkehrspolitik. Ebenfalls anwesend war Gregg Ruhl, Präsident und CEO der Algoma Central Corporation, Reeder und Eigentümer der »Captain Henry Jackman«, einem 2021 gebauten Seawaymax-Massengutfrachter, der als erstes Schiff in dieser Saison die Schleuse von St. Lambert passierte. Die »Captain Henry Jackman« machte sich beladen mit Eisenerz, auf den Weg nach Hamilton.
»Der St. Lorenz Strom ist ein wichtiges Glied in der nordamerikanischen Lieferkette, das Industrien unterstützt, Arbeitsplätze schafft und zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt«, sagte Terence Bowles. Mit seiner fortschrittlichen Technologie biete der Seaway einen zuverlässigen Transportweg für Schiffe, die das System durchqueren und eine breite Palette von Gütern transportieren, die die Bürger täglich benötigen. Als Beispiele nannte er Getreide für Brot und Nudeln, Eisenerz und Kohle für Stahl, der in Fahrzeugen und Geräten verwendet wird, sowie Zement für Brücken und Straßen. Bowles verlieh sogleich seiner Hoffnung Ausdruck, dass künftig noch mehr kommt: »Wir freuen uns auf eine stärkere Nutzung dieses Meereskorridors und sind optimistisch, dass die Schifffahrtssaison gut anläuft.«
Adam Tindall-Schlicht betonte: »Die binationale Wasserstraße über den St. Lorenz-Strom wird 65 Jahre alt, aber sie ist widerstandsfähig und bereit für die Zukunft. Neue Technologien, eine außergewöhnliche Zuverlässigkeit und erhebliche Investitionen in die Infrastruktur verbessern die Effizienz und sorgen dafür, dass die Seaway sicher und wettbewerbsfähig bleibt.«
Kanadas Verkehrsminister Omar Alghabra sagte, mit der 65. Schifffahrtssaison feiere man nicht zuletzt die reiche Geschichte des Seewegs mit dem St. Lorenz-Strom und seine Bedeutung für die kanadische Wirtschaft und gute Arbeitsplätze für den Mittelstand. »Wir werden uns auch weiterhin für einen sicheren und effizienten Sankt-Lorenz-Strom einsetzen«, kündigte der Politiker an.
Ein wichtiger Beitrag zu diesen Bemühungen ist das Voyage Information System (VIS), ein digitales Instrument, das Daten nutzen soll, um die Schiffstransite auf dem Seaway energieeffizienter zu gestalten. Darüber hinaus wollen die Verantwortlichen die Bemühungen der Partner um die Erprobung und Entwicklung neuer Kraftstoffe und Technologien weiter unterstützen und auf seinen eigenen Initiativen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen aufbauen, darunter das Hands-Free Mooring (HFM), die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft und mehr elektrisch betriebene Geräte.