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Am Wochenende sind 35 Studenten der Hochschule Bremen an Bord des Großseglers »Alexander von Humboldt 2« in See gestochen.

Zwei Wochen wird der Törn insgesamt dauern, der die Studenten von Bremerhaven auf der Nordsee über das Skagerrak in die Ostsee nach Warnemünde bringen wird. Und zwar ohne Unterbrechung. [ds_preview]

Gesegelt wird Tag und Nacht. In Warnemünde sollen die angehenden Nautiker am 25. April 2023 ankommen. Dieser Segeltörn ist fest im Curriculum des Studiengangs International Ship Management – Nautical Sciences der Hochschule Bremen (HSB) verankert.

Die Nautikstudierenden sind im 2. Semester, die Hälfte von ihnen ist international, so die HSB. »Alle haben im vergangenen Wintersemester 2022/23 ihr Studium an der HSB begonnen«, sagt Professor Thomas Jung, der als Kapitän auf der »Alexander von Humboldt 2« mitfährt. Ein paar Studierende haben bereits Erfahrung an Bord oder auch auf Segelschiffen. Für die meisten ist jedoch der Großsegler eine neue Erfahrung.

Studenten der Hochschule Bremen an Bord der »Alexander von Humboldt«
Die Hochschule Bremen schreibt einen Segelten im Curriculum vor © HSB

»An Bord der Alex-2 erlebt man die Seefahrt in ihrer ursprünglichsten Form«, erläutert HSB-Professor Bastian Gruschka, der als leitender Ingenieur mitfährt. Alle müssten alles machen. Die Besatzung sei so aufgeteilt, dass rund um die Uhr ein Drittel der Crew arbeiten kann: Segel setzen und trimmen, am Ruder den richtigen Kurs halten, als Ausguck den Seeraum überwachen oder mit der Seekarte die nächsten Manöver planen.

Hochschule Bremen fokussiert seemännische Ausbildung

Auch die seemännische Ausbildung steht im Fokus der Hochschule Bremen: Wie wird das Schiffstagebuch geführt? Was ist auf dem Radar zu erkennen? Welcher Seemannsknoten wird wofür verwendet und wie geht der überhaupt? Wie heißen die Masten? Welches Segel muss bei welchem Wind gesetzt werden? – das sind die Fragen, die es für die Studenten zu beantworten gilt.

»Dabei werden allen die sogenannten ›Seebeine‹ wachsen und es entwickelt sich ein Gefühl für den Wind, die Wellen und das Meer«, so der Kapitän Thomas Jung. Darüber hinaus gebe es an Bord immer genug zu tun, um den Segler in Schuss zu halten: Das Salzwasser müsse von der Farbe gewaschen, der Rost entfernt werden und auch der Smut in der Kombüse freue sich über tatkräftige Unterstützung.

»Die harte Arbeit an Bord auf begrenztem Raum wird uns als Team zusammenschweißen. Sie bereitet auch gut auf einen späteren Job an Board eines Frachtschiffs vor«, so Marina Zanotto. Sie ist eine der wenigen Frauen auf »Alexander von Humboldt 2« und studiert Ship Management. Auch David Edbauer glaubt, dass man an Bord etwas fürs Leben lernt: »Durch die Kameradschaft, die wir hier erfahren, wird einem bewusst, dass man im Studium, aber auch im späteren Job auf einem Schiff, nicht alles alleine bewerkstelligen kann. Man braucht ein gutes Team um sich herum.« Der gelernte Schiffsmechaniker und jetzige Nautikstudent fährt bereits zum zweiten Mal auf dem Großsegler.

Kooperation zwischen der Hochschule Bremen und »Alex-2«

Die »Alex-2« – kurz für »Alexander von Humboldt 2« – wird von der Deutschen Stiftung Sail Training betrieben. Die Stiftung ermöglicht eine vergünstigte Teilnahme der Studierenden der HSB und fördert somit die Nachwuchssicherung für nautisches Personal. Viele Studierende bleiben der »Alex-2« auch danach treu und fahren als Leichtmatrose, Matrose oder später als Steuermann noch viele weitere Reisen weiter.

Die Professoren fahren darüber hinaus ehrenamtlich als Kapitän oder als Leitung der Maschinenanlage auf dem Segelschiff zur See. Aber auch bei technischen Problemen oder Modernisierungen stehen die Fachleute der HSB mit Rat und Tat zur Seite.

Neben einem Segeltörn auf der »Alexander von Humboldt 2« und weiterer Praxisanteile sind Schiffssimulatoren ein integraler Bestandteil der nautischen Ausbildung und maritimen Forschung an der Hochschule Bremen. Die Studierenden werden darin auf die Aufgaben an Bord vorbereitet. Die Ausbildung von Loten findet ebenfalls in den Simulatoren statt. Die Industrie braucht die Unterstützung der Hochschule in der Forschung – zum Beispiel bei der Risikoanalyse und der Untersuchung von Unfällen, bei denen die Simulatoren intensiv genutzt werden, so die HSB.