Die Konjunkturaussichten der maritimen Wirtschaft in Deutschland verbessern sich, die Zuversicht ist aber ungleich verteilt.

Die IHK Nord hat heute ihre Branchenumfrage zu Zuversicht und Geschäftsklimaindex veröffentlicht.[ds_preview]Zuversicht

Die Konjunkturaussichten der maritimen Wirtschaft in Deutschland legen demnach im Frühjahr 2023 im Vergleich zum Herbst 2022 vor allem im Schiffbau deutlich zu. Dies ist das Ergebnis der aktuellen IHK Nord-Branchenumfrage. Beim Geschäftsklimaindex kann die Schifffahrt zwar einen Zuwachs verzeichnen, wie bei der Hafenwirtschaft verharre dieser und die Zuversicht aber weiter »auf relativ niedrigem Niveau«. Sorge bereiten den Unternehmen die Entwicklungen der Energiepreise, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Fachkräftemangel.

Am deutlichsten zulegen konnte das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Plus von über 72 Punkten. Dabei schätzen 61% der befragten Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage günstiger, 32% gleichbleibend und nur rund sieben Prozent ungünstiger ein. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften (93%), die Entwicklung der Arbeitskosten (82%) sowie die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (68%) und Energie- und Rohstoffpreise (58%).

Mehr Zuversicht auch in der Schifffahrt

In der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten etwas aufgehellt, so die IHK weiter. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Plus von mehr als 15 Punkten, bleibt aber bei niedrigen 71 Punkten. Rund 37% der befragten Reeder sehen die Entwicklung der Geschäftslage als gleichbleibend an. »Allerdings sind bei knapp 64% die Geschäftserwartungen nach wie vor rückläufig. Zudem sehen die Reeder Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung. So sorgen sich neun von zehn Unternehmen um die Entwicklung der Energiepreise, 58% sehen Risiken bei der Auslandsnachfrage«, erklärt Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord. Der Report zeige weiter, dass 47% der befragen Reeder Risiken in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen und 41% Schwierigkeiten haben, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden.

Bei der Hafenwirtschaft verharren der Geschäftsklimaindex und die Zuversicht auf niedrigem Niveau. Auch hier schätzen mehr als zwei von drei Betrieben ihre aktuelle Geschäftslage als günstiger oder zumindest gleichbleibend ein. Über 59% der Unternehmen sehen jedoch Risiken mit Blick auf die Energie- und Rohstoffpreise. Gute 60% klagen über den Fachkräftemangel und gestiegene Arbeitskosten. Rund 55% sind unzufrieden mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

»Endlich nimmt der Bund mit der Nationalen Hafenstrategie die Häfen in den Blick. Dabei müssen die Weichen zukunftsfähig gestellt werden, ansonsten drohen die deutschen Häfen im europäischen Wettbewerb abgehängt zu werden«, ergänzte der IHK Nord-Vorsitzende. Die Konsequenzen der Energiewende sollten jetzt mitgedacht und damit die Hafenlastenzahlungen durch den Bund dauerhaft und vor allem substanziell erhöht werden. »Zu guter Letzt ist für Ausbau und Unterhalt einer verlässlichen Hinterlandanbindung der Häfen zu sorgen und das insbesondere auf der Schiene«, so Strupp.

Ein stärkeres Engagement des Bundes für die Häfen fordern auch die norddeutschen Bundesländer. In Hamburg ist zudem gerade erst der neue Hafenentwicklungsplan (HEP) vorgestellt worden, dessen Projekte und Ideen Investitionen im Bereich »mehrerer Milliarden« nötig machen. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard sieht das auch als Bekenntnis der Stadt. Sie will die Hafenwirtschaft unterstützen, die aber auch ihre Verantwortlichkeiten habe. Die Landes-SPD-Chefin würde die Hafenpolitik gerne »etwas strategischer« aufstellen und etwas mehr »politische Steuerung« zurückgewinnen, wie sie in der aktuellen Episode des HANSA PODCASTs ausführlich erläutert.Zuversicht


Leonhard Hamburg

Hören Sie hier die Episode mit Melanie Leonhard, sie spricht darin unter anderem über:

  • den Hamburger Hafenentwicklungsplan (HEP) als Bekenntnis der Stadt
  • Kernelemente und kurzfristige Maßnahmen
  • Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Politik und Industrie
  • »Selbstbeschränkungen« der Vergangenheit
  • die Nachteile der Privatisierung des Terminalbetreibers HHLA
  • Rückgewinnung von politischer Kontrolle
  • Wachstumspotenziale und nötige Investitionen
  • erneuerbare Energien im Hafen
  • norddeutsche Hafen-Kooperation
  • die Konkurrenz zu Rotterdam und Antwerpen sowie Hafen-Rankings (»sehr begrenzte Aussagekraft«)
  • Industrieansiedlungen, frei werdende Flächen und das Pipeline-Netz
  • den Status als Universalhafen
  • Reederei-Beteiligungen an Terminals und neue Partner für Entwicklungsprojekte (»Da ist noch Platz für neue Gedanken«)
  • eine potenzielle zweite Amtszeit und Spaß an der Arbeit

Nicht zuletzt geht Leonhard darauf ein, wie sich ihre Erfahrungen aus ihrer bisherigen Zeit als Senatorin und aus ihrer »Rickmers-Zeit« auf den Umgang mit der maritimen Branche auswirken.