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Der Hafenstandort Emden bekommt möglicherweise eine neue Lithium-Raffinerie. Die Verantwortlichen erhoffen sich eine Entwicklung zu einem »Exzellenzpool für die Energiewende«.

Die Firma Livista Energy Europe hat sich entschieden, ihre erste kohlenstoffarme Lithium-Raffinierie in Deutschland am Standort Emden in Niedersachsen zu bauen.[ds_preview]

Mit dem Hafenbetreiber Niedersachsen Ports verhandelt Livista bereits tiefergehend um die Nutzung eines hafennahen Grundstücks, wie heute bekannt gemacht wurde. Gestern hatten sich beide Parteien in einer Grundsatzvereinbarung (»Letter of Intent«) auf die wesentlichen Eckpunkte des ausstehenden Vertrags geeinigt – vorbehaltlich der Zustimmung durch den NPorts-Aufsichtsrat.

Lithium-Raffinerie als »strategische Entscheidung«

Zuvor hatten auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und Livista-Geschäftsführer Daniel Bloor eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben, in der das Bundesland Niedersachsen dem Unternehmen seine Unterstützung zur Umsetzung des Projekts am Standort Emden zugesagt hat.

Für Livista sei der Raffinerie-Standort in Emden »eine strategische Entscheidung«. »Der Seehafen Emden ist der drittgrößte deutsche Nordseehafen und bietet eine gute infrastrukturelle und geografische Anbindung. Von hier aus soll die wachsende Elektrofahrzeugindustrie Europas mit Lithium beliefert werden«, heißt es in der Mitteilung.

Die Raffinerie von Livista soll anfänglich bis zu 40.000 t Lithiumprodukte in Batteriequalität (30.000 t Li-Hydroxid und 10.000 t Li-Carbonat LCE) pro Jahr produzieren, was ausreicht, um den Batteriebedarf von 850.000 Elektrofahrzeugen zu decken. Bei einer möglichen Erweiterung in der Zukunft könnte sich diese Produktionskapazität verdoppeln.

Mit dieser ersten Lithiumraffinerie, die 2026 die Produktion aufnehmen soll, will die Firma dazu beitragen, »eine kritische Lücke in Europas Lieferketten für Elektrofahrzeuge und Batterien zu schließen, da derzeit alle Lithiumraffinerien in Asien betrieben werden«.
Es soll den OEMs und Batterieherstellern ermöglicht werden, die Ziele des EU-Gesetzes über kritische Rohstoffe zu erfüllen, welches vorschreibt, dass alle in Europa hergestellten Batterien bis 2030 einen Mindestanteil an Lithiumbatterieprodukten aus lokaler Produktion enthalten müssen.

Die neue Anlage soll zudem in der Lage sein, alle Arten von Lithium-Quellen/Rohstoffen zu veredeln, darunter Spodumen-Gestein aus Australien und Afrika, Solen aus Südamerika und Lithium-Zwischenprodukte (Li-Sulfat oder Li-Carbonat in technischer Qualität) aus recycelten Batteriematerialien, wodurch die Abhängigkeit von importierten Materialien verringert und die Kreislaufwirtschaft gefördert werde.

»Ein Land mit einer klaren Politik in Richtung Elektrifizierung«

»Durch die Ansiedlung in Deutschland, einem Land mit einer so klaren Politik in Richtung Elektrifizierung und Batteriezellenproduktion, werden wir kürzere, sauberere und nachhaltigere Lieferketten sowie Resilienz schaffen«, so Bloor weiter. Auch der Zugang zu einem hohen Volumen an erneuerbaren Energien habe die Entscheidung für diesen Standort geprägt.

Die Raffinerie bedeutet für die Stadt Emden einen enormen Fortschritt in der strategischen Entwicklung ihres Wirtschaftsstandortes – hin zu einem wichtigen Baustein der Energiewende und der Transformation zur E-Mobilität. »Die mögliche Ansiedlung von Livista bringt eine große Chance in der Zusammenarbeit der niedersächsischen, deutschen und europäischen Industrie für EV und Lithiumionenbatterien mit sich«, sagte Minister Lies. Ér wolle die Realisierung des Investitionsvorhabens daher sehr eng weiter begleiten.

Livistas Bewerbung um das ausgeschriebene Grundstück unterstreiche die Bedeutung der Lage für die Transformation zur E-Mobilität und zeige, »dass unsere Häfen entscheidende Standorte für die Energieversorgung, Energiesicherheit und Innovationen sind«, sagte NPorts-Chef Holger Banik. Auch Tim Kruithoff, Oberbürgermeister der Stadt Emden sieht in der Livista-Raffinerie eine zukunftsweisende Ergänzung des Energieclusters Ostfriesland: »Der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird durch die Kooperation von Livista mit unserer Hochschule Emden-Leer sichergestellt.«

Man wolle neue Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich des kritischen Rohstoffs entwickeln und Emden in einen weltweiten Exzellenzpool für die Energiewende einbinden.

Angetrieben wurde die Ansiedlung von Stefan Klaassen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Emden: »Unsere Strategie für den Energie-Standort Emden geht auf. Die Lithium-Raffinerie legt den Grundstein für das nordwestliche Energie-Hub Europas und wird weitere bedeutende Akteure der Energiewende an unseren Standort ziehen.«