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Obwohl neben dem Breakbulk-Umschlag auch das Containergeschäft rückläufig ist, gewinnt Antwerpen Marktanteile im Hafenwettbewerb der Hamburg-Le Havre-Range.

Antwerpen ist nach Rotterdam und vor Hamburg der zweitgrößte Containerhafen Europas. Allerdings verlief das erste Halbjahr nicht sonderlich gut.[ds_preview]

Der fusionierte Doppelhafen Antwerp-Bruges meldete heute für die ersten sechs Monate des Jahres einen Umschlag von 139 Mio. t. Das kommt einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 5,5% gleich. »Während die Weltwirtschaftslage zu einem Rückgang der Nachfrage nach Containertransporten führt, zeigt sich bei anderen Frachtströmen ein gemischtes Bild«, heißt es in einem Statement. In der gegenwärtigen volatilen Wirtschaftslage behaupte sich der Hafen »gut« und gewinne auch beim Containerumschlag Marktanteile im Vergleich zu anderen Häfen im Bereich Hamburg-Le Havre.

In der ersten Jahreshälfte wurde der Hafen von 10.187 Seeschiffen angelaufen, was einem Rückgang von 2,8 % entspricht Die Bruttotonnage dieser Schiffe stieg um 4,7 %.

Jacques Vandermeiren, CEO des Port of Antwerp-Bruges, sagte: »Wie in anderen Häfen der Welt stellt die wirtschaftliche Situation nach wie vor eine große Herausforderung dar, was sich auch in den Zahlen widerspiegelt. Aber unter diesen unbeständigen Bedingungen hält sich der Hafen relativ gut. Außerdem ist die Tatsache, dass unser Marktanteil steigt, eine Bestätigung für unsere Widerstandsfähigkeit und Stärke als fusionierter Hafen.«

Was die zweite Jahreshälfte bringe, hänge von vielen ungewissen Faktoren ab, unter anderem von den Energiepreisen, die einen großen Einfluss auf den Chemiesektor haben und sich in einer geringeren Produktion bemerkbar machen. »Es macht zumindest Hoffnung, dass die wegen Covid eingestellten Liniendienste nun wieder aufgenommen werden und die Reedereien unseren Hafen als ersten Anlaufhafen wählen«, so der Hafenchef weiter.


Der Wettbewerb vor allem zwischen Rotterdam, Antwerpen und Hamburg auf Rang 3 in Europa ist immer wieder Thema intensiver Debatten, wenn es um Investitionen in die Infrastruktur und die Zukunftsfähigkeit von Deutschlands größtem Seehafen geht. Für die zuständige Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard sind Hafen-Rankings zwar nicht das entscheidende Kriterium für ihre Politik, dennoch sieht auch sie Bedarf an einer Effizienzsteigerung und Investitionen im Hafen. Das sei aber nicht allein Sache der Hamburger Politik, sagte die Landes-SPD-Chefin kürzlich im Hansa Podcast. Vielmehr nimmt sie auch den Bund und nicht zuletzt die Hafenwirtschaft in die Pflicht, die die Verantwortung dafür trage, was auf ihren Terminals passiert. Gleichzeitig plädiert Leonhard dafür, wieder etwas mehr »politische Steuerung« im Hafen zu bekommen.

Leonhard Hamburg schmal 1
Hören Sie hier die ganze Folge mit Melanie Leonhard

 

In Antwerpen wurden die infolge der Corona-Pandemie und den bekannten Lieferketten-Engpässen entstandenen »betrieblichen Herausforderungen und die Überlastung der Containerterminals« nach zwei schwierigen Jahren überwunden, und die abgeleitete Fracht kehrte zurück. Dadurch war das Minus im zweiten Quartal mit 4,6% (in TEU) auch etwas geringer als im ersten Quartal (-5,8%). Die »unsichere Wirtschaftslage und das geringe Verbrauchervertrauen«, so der Hafen, führten jedoch zu einem weltweiten Rückgang der Containernachfrage um bis zu 9% im ersten Quartal dieses Jahres.

Am Ende stand ein Minus von 5,9% in Tonnen und 5,2% in TEU zu Buche. Aber, so wird in dem Statement betont, der Marktanteil von Antwerpen steigt in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zu den anderen Häfen im Bereich Hamburg- Le Havre um 1 Prozentpunkt auf 30,6%.

17,2% weniger Breakbulk

im Breakbulk-Geschäft zeigen sich die Verantwortlichen trotz eines signifikanten Minus nicht unzufrieden: »Trotz des schwachen Wirtschaftsklimas halten sich Stückgüter recht gut«, heißt es. In dem Segment ist Antwerpen seit Jahren Europas wichtigster Hub. Aber: Die Durchsatzmengen entsprechen denen des Zeitraums vor der Covid-Krise, sind jedoch um 17,2% niedriger als im gleichen Zeitraum 2022. Begründet wird dies damit, dass seinerzeit »aufgrund der starken Erholung nach der Covid-Krise außergewöhnlich hohe Durchsatzzahlen« verzeichnet wurden. Die Verlangsamung der Wirtschaft geht nun aber mit einem Rückgang der Stahlnachfrage, der wichtigsten Rohstoffgruppe in diesem Segment, einher. Sowohl bei den Eingängen als auch bei den Ausgängen ist der Stahlumschlag um 18% zurückgegangen.

Weitere Segmente

  • Das Segment Trockenmassengut ist um 12,9% zurückgegangen. Trotz des starken Rückgangs sowohl der Düngemittel- als auch der Energiepreise gegenüber den Höchstständen nach Beginn des Krieges in der Ukraine ist der Umschlag von Düngemitteln, der größten Produktgruppe innerhalb des Trockenmassengutes, weiter rückläufig (-19 %), und die Lagerbestände werden kaum umgeschichtet. Auch der Steinkohledurchsatz, der im Jahr 2022 aufgrund der Energiekrise einen Höchststand erreichte und im ersten Quartal weiter anstieg, geht nach einem milden Winter und Kohleüberschüssen in Europa stark zurück (-32,4 %). Der Umschlag von Sand und Kies stieg um 16 %.
  • Das Segment der flüssigen Massengüter verzeichnete einen Rückgang von 3,2 %. Der Umschlag von flüssigen Brennstoffen stieg um 6,2 %. Dies ist vor allem auf den starken Umschlag von Gasöl/Diesel (+57 %) zurückzuführen. Der LNG-Umschlag blieb im Vergleich zum starken Jahr 2022 unverändert (-1,4 %). Darüber hinaus ist der Umschlag von Chemikalien aufgrund der schwachen weltweiten Nachfrage und der geringeren lokalen und europäischen Produktion um 15,4 % zurückgegangen. Letzteres ist hauptsächlich auf die Energiepreise zurückzuführen, die in Europa immer noch höher sind als in anderen Regionen.
  • Der RoRo-Verkehr in Antwerpen und Zeebrugge »bleibt weiterhin stark präsent« (+0,1 %), so die Hafengesellschaft. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 wurden 1,8 Millionen Neufahrzeuge ausgeliefert, ein Plus von 15 % gegenüber 2022. Der Umschlag von Transportmitteln stieg um 3,5 %, während der unbegleitete Verkehr (ohne Container) um 2,1 % zurückging. Der Verkehr von/nach Irland nimmt um 16,7 % zu, während der Verkehr vom und zum Vereinigten Königreich zurückgeht (-4 %).
  • »Wichtigster europäischer Fruchthafen«: Im Gegensatz zum allgemeinen Rückgang des Containerverkehrs stieg die Zahl der Kühlcontainer in Antwerpen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,6 %, der Hafen spricht von sich selbst als »wichtigster europäischer Fruchthafen«. Ein wichtiger Teil der Waren in diesen Kühlcontainern ist Obst.
  • In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 hat Zeebrugge 90 Kreuzfahrtschiffe und 248.600 Passagiere empfangen.

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