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Rund 1,6 Mio. t Altmunition liegen geschätzt in der Nord- und Ostsee. Ein Spezialbagger soll jetzt diese Kriegsaltlasten bergen.

Die Firma Eggers Kampfmittelbergung setzt dabei einen neuen Spezialbagger ein. Dieser ist 80 t schwer und mit einem über 20 m langen Greifarm ausgestattet. Er wurde jetzt an die Nordseeküste nach Cuxhaven transportiert.[ds_preview]

Der Bagger vom Typ CAT 374 steht nun auf einer schwimmenden Plattform bereit für seinen ersten Einsatz., teilt Eggers mit

Der Hydraulikbagger CAT 374 ist eine Spezialanfertigung. Er ist eigens für den Einsatz im Wasser gebaut und wird zukünftig von einer Hubinsel aus Kampfmittel aus dem Meer bergen. Eigentümerin ist die Eggers Kampfmittelbergung, die deutschlandweit Flächen von Bomben und Munition befreit.

»Bund, Länder und Kommunen haben die Dringlichkeit erkannt, dass es unbedingt notwendig ist, diese gefährlichen Kampfmittel aus dem Meeresboden zu holen. Dank unserem neuen und in dieser Ausführung einmaligen Spezialbagger sind wir dafür bestens ausgestattet«, sagt Geschäftsführer Leif Nebel. »Der lange Greifarm ermöglicht es uns, Kampfmittel auch aus größeren Tiefen zu bergen. Außerdem können wir unsere eigens entwickelten Spezialgeräte anbringen, um präzise und effizient im Meeresboden zu arbeiten.«

Spezialbagger mit 50 t Hubkraft

Ankunft des Spezialbaggers in Cuxhaven
Ankunft des Spezialbaggers in Cuxhaven

Die Aufgabe des Baggers wird darin bestehen, Weltkriegsmunition aus dem Meer entlang der Nord- und Ostseeküste zu bergen. Nach den Weltkriegen sind etwa 1,6 Mio. t Kampfmittel im Meer versenkt worden. In einer Tiefe zwischen sieben bis 50 m liegen die meisten versenkten Kampfmittel. Hinzu kommen tausende Blindgänger. Diese werden immer mehr zur Gefahr für Mensch und Umwelt, da die Munition rostet und ihre giftigen Inhaltsstoffe ins Meer gelangen.

Ist der Arm des Spezialbaggers komplett ausgefahren, kann er immer noch 3,6 t Masse anheben. Bei eingefahrenem Arm sind es ganze 50 t Hubkraft. Er ist mit Hydraulikkreisen und einer Wasserleitung zur Versorgung der Anbaugeräte ausgestattet. An der Spitze des Greifarms können weitere Spezialgeräte montiert werden. Etwa das Eggers-OctopusTool-i500, eine Eigenentwicklung der Firma oder die CPT-Messsonde. Mit diesen beiden Geräten lassen sich Kampfmittel höchst effizient und präzise im Meeresboden orten, freilegen und bergen, so das Unternehmen.

Ohne Auftrag an die Nordseeküste

Auf einer sogenannten Jackup-Barge, einer schwimmenden Plattform die sich auf vier Stelzen über das Wasser heben kann, verweilt das Fahrzeug so lange, bis es zu seinem ersten Einsatz gerufen wird. Geschäftsführer Nebel erklärt dieses Vorgehen: »Üblicherweise ist die Zeit zwischen Auftragserteilung und Einsatz sehr kurz. Deshalb haben wir uns entschieden, den CAT 374 schon jetzt an die Nordseeküste zu bringen, obwohl noch kein konkreter Auftrag vorliegt. Denn es geht sehr viel schneller, ihn mit der Barge zum Einsatzgebiet zu verholen, als eine behördliche Genehmigung für den Schwertransport zu bekommen.« Damit das Salzwasser dem Fahrzeug nichts anhaben kann, ist es mit einer speziellen Oberflächenbeschichtung versehen.

Der Transport vom Hersteller bis zur Nordseeküste fand in der Nacht von dem 19. auf den 20. Juli statt und betrug rund 230 km. Die Strecke musste aufgrund der Länge und des Gewichts des Baggers als Schwertransport zurückgelegt werden. Aufgrund des hohen Gewichts musste die Norderelbbrücke gesperrt werden. »Diese weite Strecke innerhalb weniger Stunden zurückzulegen war eine große Herausforderung, die wir mit akribischer Vorbereitung und einem Experten-Team sehr gut gemeistert haben«, sagt Nebel rückblickend.