Angesichts geringerer Erlöse und wachsender Regulierung wird die Verschrottung von Containerschiffen offenbar wieder interessanter.
Seit Jahresbeginn wurden schon mehr als 100.000 TEU zur Verschrottung verkauft, wie der Branchendienst Alphaliner berichtet.[ds_preview]
Die Experten bei Alphaliner gehen davon aus, dass die Scrap-Verkäufe in den kommenden Monaten aufgrund der großen Menge an bestellten Neubauten weiter zunehmen werden und im Jahr 2023 irgendwo zwischen 200.000 und 300.000 TEU liegen könnten. Mittelfristig dürfte auf die Branche eine wahre Welle an Verschrottung bevorstehen, meint etwa der deutsche Experte Henning Gramann. Im HANSA Podcast nannte er dafür jüngst die vielen Neubauten, die umweltpolitische Regulierung und das Durchschnittsalter der Weltflotte als Begründung. Das sollten Reeder in ihre Planungen einbeziehen und sich frühzeitig Kapazität sichern, meint Gramann.
Zehnmal mehr Verschrottung als im Vorjahr
Insgesamt waren es in diesem Jahr bereits 55 Schiffe mit einer gesamten Stellplatzkapazität von 106.935 TEU, die zum Recycling verkauft wurden. Zu den jüngsten Abwrackverkäufen gehören zwei Schiffe von MSC, der 1993 gebaute 3.720-TEU-Frachter »MSC Erminia« und der 1.837-TEU-Frachter »MSC Lana II« (1999), eine vom Maersk-Konzern kontrollierte Einheit, die »Maersk Patras« (2.902 TEU, 1998), sowie die in China kontrollierte »Heng Hui 2« (3.469 TEU, 1993 gebaut), ehemals bekannt als »Norasia Fribourg«.
»Die Menge der in diesem Jahr bisher abgewrackten Containertonnage ist zehnmal höher als die mageren 10.900 TEU, die im gesamten Jahr 2022 abgewrackt wurden«, heißt es bei Alphaliner weiter. Das vergangene Jahr war allerdings auch ein besonders schwaches Jahr, in dem die Eigner es vorzogen, ihre Schiffe auf einem äußerst lukrativen Chartermarkt zu handeln. Im Vergleich zu den guten Jahren 2016 und 2017, in denen 655.000 TEU bzw. 417.000 TEU an Verwerter verkauft wurden, seien die Verkäufe jedoch nach wie vor schleppend.