Bremerhaven Container Terminal hhla eurogate MSC Gate
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Bremer Senat und BLG rechnen nicht mit einem größeren Abzug von Ladungsmengen aus Bremerhaven, sollte MSC beim Hamburger Terminalbetreiber HHLA einsteigen. Der Standort von MSC Germany mit über 370 Leuten in Bremen soll erhalten bleiben.

Nach dem ersten Schock über den geplanten Einstieg der weltgrößten Linienreederei MSC im Hamburger Hafen beim Terminalkonzern HHLA scheint sich die Aufregung in Bremen und Bremerhaven – dem derzeitigen Hub der Reederei – etwas zu legen. [ds_preview]

Vertreter aus Politik und Hafenwirtschaft an der Weser äußern sich zuversichtlich, dass MSC sein bestehendes Umschlaggeschäft am MSC-Gate-Terminal in Bremerhaven nicht reduzieren und nach Hamburg abziehen werde. An der Elbe will der Carrier ab 2031 mindestens 1 Mio. TEU pro Jahr umschlagen. Eine entsprechende Mengengarantie ist Teil der Abmachung mit der Stadt Hamburg.

Der Betreibervertrag für das MSC Gate in Bremerhaven – als Joint Venture des Genfer Reedereikonzern mit dem Umschlagunternehmen Eurogate – sei erst vor kurzem für 25 Jahre bis 2048 verlängert worden, unterstrich das Bremer Senatsressort für Wirtschaft, Häfen und Transformation. »Vor diesem Hintergrund gehen wir deutlich davon aus, dass es nicht zu einer Reduktion von MSC-Geschäft am Standort Bremerhaven kommen wird.« Der Terminalbereich an der Außenweser gilt seit Betriebsbeginn 2004 als wichtigster Hub der Reederei in Nordeuropa neben Antwerpen. 2018 wurden dort 1,5 Mio. TEU abgefertigt, im Jahr 2012 waren es sogar 1,7 Mio. TEU. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.

Ähnliche Töne schlug der Vorstandschef des Bremer Umschlagkonzerns BLG Logistics, Frank Dreeke, an. »Für die bremischen Häfen erwarte ich keine negativen Auswirkungen. MSC ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Partner für unsere Tochtergesellschaft Eurogate«, sagte Dreeke. Die BLG hält 50% an Eurogate, die anderen 50% liegen bei der Hamburger Gesellschaft Eurokai. Allerdings hat die in Privatbesitz der italienischen Aponte-Familie befindliche Reederei die Bremer nicht vorgewarnt. Ihre Entscheidung, sich zu 49,9% am Hamburger Terminalbetreiber HHLA zu beteiligen, sei »für uns alle« überraschend gewesen. »Wir werden uns das sehr genau ansehen und analysieren«, kündigte Dreeke an.

HHLA-Einstieg macht Umsetzung von Infrastrukturprojekten an der Weser drängender

Bei der Verkündung der Einigung mit dem HHLA-Hauptaktionär, der Stadt Hamburg, am Mittwochmorgen, war MSC-CEO Soren Toft der Frage ausgewichen, welche Auswirkungen die Einrichtung eines weiteren Hubs im Hamburger Hafen auf die bestehenden Aktivitäten in Bremerhaven habe. Das MSC Gate werde weiter betrieben, »aber was wir vorhaben ist, dass wir uns mehr auf Hamburg und auch auf Deutschland insgesamt konzentrieren«, sagte er. Im Zuge des geplanten HHLA-Einstiegs habe das Unternehmen ferner beschlossen, eine neue Deutschlandzentrale für alle MSC-kontrollierten Unternehmen in Hamburg zu bauen, mit bis zu 12.000 m² Bürofläche. Die Zahl der Mitarbeiter in der Hansestadt werde dadurch auf über 700 mehr als verdoppelt. Allerdings soll die derzeit noch etwa gleich große Niederlassung von MSC Germany mit mehr als 370 Mitarbeitern in der Bremer Überseestadt erhalten bleiben. Eine Verlagerung von Jobs nach Hamburg sei nicht vorgesehen, teilte die Geschäftsführung nach Informationen der HANSA auf einer Betriebsversammlung mit.

Damit Bremerhaven das Bestandsgeschäft mit MSC am Standort halten oder sogar noch ausbauen könne, sei es umso dringender, die großen Infrastrukturprojekte für Bremerhaven anzugehen, erklärte der Präses der Handelskammer Bremen, Eduard Dubbers-Albrecht. Im Mittelpunkt stünden dabei die seit vielen Jahren geplante Anpassung der Außenweser für Großcontainerschiffe und die Sanierung der Containerkajen I bis IIIa. »Das ist ein wirklicher Kraftakt, der gemeinsam von Verwaltung und Wirtschaft erfolgen muss.« Reedereien wie MSC müssten in die Lage versetzt werden, ihre größten Schiffe mit einer größeren Abladetiefe nach Bremerhaven zu schicken. »Das können wir heute noch nicht bieten, aber wir müssen es in Zukunft bieten können«, so Dubbers-Albrecht. (mph)