Das dritte Quartal nimmt für die Linienreedereien einen enttäuschenden Ausgang. Die Frachtraten gaben am Spotmarkt entgegen dem saisonalen Trend stark nach.
Eigentlich sollte der Frachtenmarkt kurz vor der »Golden Week« richtig brummen. Denn bevor die Fabriken in China zur Nationalfeiertagswoche schließen, wird normaler Weise noch einmal unter Hochdruck produziert und Ware verschifft. Dieser Effekt war dieses Jahr offenbar gedämpft.
Zumindest reichten die Ladungsmengen nicht annähernd aus, um die Schiffskapazitäten zu füllen und die Frachtraten zu stützen, geschweige denn hochzutreiben. Laut dem Shanghai Index SCFI fiel das Spotratenniveau auf den »Headhaul«-Trades ex China diese Woche noch einmal um -2,7% auf rund 887 Punkte. Im Laufe des Septembers ist der Index damit um fast 15% gefallen und notiert jetzt auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2020. Selbst eine zunehmende Streichung von Abfahrten in Fernost seit vergangener Woche konnte die Raten nicht stützen.
Spotmarkt sieht stark gesunkene Raten
Aus Speditions- und Agenturkreisen ist zu hören, dass das Niveau für Buchungen von China nach Nordeuropa jetzt bei rund 600 $/TEU bzw. 900 $/FEU liegt. Dies stimmt etwa mit dem SCFI überein. Der World Container Index von Drewry schätzt die Durchschnittsrate für die Relation Shanghai/Rotterdam noch auf 1.052 $/FEU, aber auch hier war der Trend zuletzt stark fallend.
Die Kontraktraten für den Fernost-Europa-Verkehr (westgehend) beziffert die Beratungsfirma Transporeon auf knapp 2.000 $/FEU und damit ebenfalls so niedrig wie seit Mitte 2020 nicht mehr. Vor einem halben Jahr lag der Durchschnitt bei rund 4.000 $/FEU und im Sommer 2022 – auf dem Höhepunkt – sogar bei 10.000 $/FEU.
Viel extremer noch ist die Situation im Export aus Europa heraus. Für Verschiffungen von Hamburg nach China verlangen viele Linien nicht mehr als 250 $/FEU bis 300 $/FEU, einige sogar deutlich weniger. Auch im Trade von Nordeuropa nach Südamerika seien die Raten deutlich gefallen, nachdem die Linien zusätzliche Schiffe in die Verkehre aufgenommen hätten, ist zu hören. Schon für unter 700 $/FEU nähmen die Carrier Ladung von Hamburg nach Brasilien mit, wird berichtet.
Bulker widerstehen dem Abwärtstrend
Deutlich besser läuft es weiterhin in der Dry-Bulk-Schifffahrt, auch wenn sich der starke Auftrieb der Anfang September einsetzte, diese Woche verlangsamt hat. Der Baltic Dry Index kletterte noch einmal um 132 auf 1.701 Punkte. Die Durchschnittsrate der Capesize-Frachter im Zeitcharter-Trip-Business zog um 23% auf 20.520 $/Tag an. Für die übrigen Bulkerklassen blieb es ungefähr bei den Werten der Vorwoche.
Am Chartermarkt der Rohöltanker gab es relativ wenig Bewegung. Leichte Rückgänge bei den Weltskala-Frachtraten wurden durch Preissenkungen für Treibstoff etwa kompensiert. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC hielten sich stabil bei 36.800 $/Tag, die der Suezmaxe und Aframaxe bei 33.800 und 25.900 $/Tag. (mph)