Der Stau an beiden Seiten des Panamakanals kommt die Schifffahrt teuer zu stehen. Wer ihn umgehen will, muss mitunter tief in die Tasche greifen.
Die anhaltende Dürre im Einzugsgebiet des Panamakanals hat die Kanalbehörde ACP schon vor Wochen zu Maßnahmen gezwungen. Wegen des enormen Wasserverbrauchs bei den Schleusungen wurde deren Zahl reduziert. Seit Wochen stauen sich Schiffe vor dem Kanal. [ds_preview]
Nur 32 Schleusungen pro Tag lässt die Kanalbehörde wegen des Wassermangels derzeit zu. Üblicherweise werden im Vorhinein Slots für eine Durchfahrt reserviert, per Auktion können aber auch Spot Transits erkauft werden, um die Schlage zu umgehen. Jetzt ist das besonders gefragt – und die Gebote werden höher und höher. Das Phänomen der hohen Auktionsgebote ist nicht neu, schon letzten Herbst hatten Reeder bis zu 2 Mio. $ für die Passage hingelegt.
Für Schlagzeilen in der Schifffahrtswelt sorgt diese Woche ein Bericht des CEOs der Gastankerreederei Avance Gas, Øystein Kalleklev, bei der Vorstellung der Zahlen für das zweite Quartal 2023. So sollen schon im August die Höchstgebote die Marke von 1 Mio. $ überschritten haben, 2 Mio. $ wurden kurz darauf erreicht. Zuletzt sollen 2,4 Mio. $ für eine Passage gezahlt worden sein und auch die Zahl von 2,6 Mio. $ kursiert bereits. Alle fragen sich nun, wann die Marke von 3 Mio. $ gerissen wird.
Addiere man die außerdem fällige reguläre Passagegebühr von rund 400.000 $, komme man bereits in diese Region von 3 Mio. $, so Kalleklev. Dann wäre aus finanzieller Sicht die Route durch den Suezkanal oder um das Kap der guten Hoffnung die bessere Wahl. Für Reedereien wie Avance Gas geht es aber auch um Zeit: kommen beispielsweise sie zu spät an ihrem Zielhafen an der US-Ostküste an, verlieren sie die Ladung, die sie eigentlich aufnehmen sollen.
Über 100 Schiffe warten am Panamakanal
Der Panamakanal ist nach Angaben der ACP nach wie vor die Hauptroute für 57,5 % der gesamten Fracht, die mit Containerschiffen von Asien zur Ostküste der Vereinigten Staaten transportiert wird, was den Zahlen für 2022 entspricht. »Diese Zahl hat sich nicht verringert, so dass der Kanal weiterhin die bevorzugte Route für das Segment der Containerschiffe ist, das durch die Anpassungen des Tiefgangs und der Durchfahrten im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Wassereinsparung nur minimal beeinträchtigt wurde«, heißt es.
Nach Angaben der Behörde vom 1. September ist der Wasserstand des Gatun-Sees auf 79,5 Fuß gesunken und liegt damit unter dem langjährigen Durchschnitt von 84,9 Fuß. Mit dem Ziel, die Wassernutzung zu optimieren und die Auswirkungen auf das Frachtaufkommen abzumildern, hat der Panamakanal zwei tägliche Maßnahmen eingeführt: An den Panamax-Schleusen bleibt der Tiefgang unverändert, und die Zahl der Durchfahrten wird auf durchschnittlich 22 begrenzt. Für die Neopanamax-Schleusen wird der verfügbare Maximaltiefgang auf 44 Fuß festgelegt, und die Zahl der Durchfahrten ist auf zehn pro Tag begrenzt.
Am 29. August meldete die ACP insgesamt 135 Schiffe an beiden Einfahrten des Panamakanals, am Atlantik und am Pazifik. Die Behörde veröffentlicht regelmäßige Updates dazu. Schiffe ohne Reservierung müssten mit einer Wartezeit von neun bis zehn Tagen rechnen, während die übliche Wartezeit fünf Tage betrage, hieß es.
Wie lang die Beschränkungen am Panamakanal noch andauern, ist unklar, die Kanalbehörde meint, dass die Situation noch bis zu zehn Monate anhalten könnte. Insgesamt gehen Marktbeobachter davon aus, dass sich im Zuge des Klimawandels solche Verzögerungen und Verteuerungen in der Logistik noch verstärken und an Regelmäßigkeit gewinnen könnten.